Geheimnisvolle Bodenseetorte

D’Agget, in diesem Fall Agathe Lindenmayer geb. Jerg, (*1899 / †1986), hat in ihrem Leben viel geleistet und gerne gearbeitet, sodass sie an dessen Ende den Eindruck vermittelte, eine erfüllte Zeit auf Erden verbracht  zu haben.

Am Waschplatz am See, der auch unter dem Ortsnamen „a de Pappele“ bekannt war, hat sie als junges Mädchen für das Hotel „Adler“ Wäsche gewaschen und gebleicht.

Der Waschplatz

Nach ihrer Heirat fuhr sie als junge Fischerin alltäglich hinaus aufs Wasser und ruderte mit ihrem Mann, Viktor, im Doppelzweier ohne Steuermann mitunter bis zum Teufelstisch kurz vor Wallhausen, wenn die beiden dort die reichsten Fischgründe vermuteten und sich den besten Fang erhofften.

Aufgrund ihrer engen Beziehung zum See ist es nicht verwunderlich, dass d’Agget ihre feinbäckerische Erfindung Bodensee-Torte nannte.

Nach einem Kaffekränzchen an Fastnacht oder einem Weihnachtsbazar, wenn es manch einer Freundin oder Bekannten gelungen war, ein Stück dieses begehrten Backwerkes zu verkosten, war das Interesse am Rezept dieser ominösen Torte immer besonders groß.

Einige Zeit später spielte sich in Agget’s Küche dann in etwa immer die gleiche Szene ab, der ich einmal als Zeuge beiwohnte. Die instruierte gute Freundin oder liebe Bekannte lamentierte, dass ihr die Torte einfach nicht so gut gelänge, obwohl sie sich streng an das Rezept halte. „Si wird oafach id so guet wi bi dir!“ Es folgte eine längere Pause der Ratlosigkeit. Dann zog d’Agget ihre gut einstudierte Unschuldsmiene und meinte verständnislos: „Dees isch doch ko Hexewerk. I wiist etz id, wa mer do faslch mache ka.“

Wenig später aber, wenn die Besucherin wieder ihres Weges gegangen war, flüsterte mir die Oma zu: „Wosch, Bieble, me moss id alles sagge!“

Für alle, die Lust haben, sich selbst ans Werk zu machen und das Mysterium der Bodensee-Torte zu ergründen, sei hier das Rezept verraten. Ob es sich dabei allerdings um das ganze Rezept handelt oder auch nur um die halbe Wahrheit, bleibt ein großes Geheimnis. Denn die Oma hat nie offenbart, welche Zutat oder welchen Arbeitsgang sie ihren Bekannten unterschlagen hat. Doch das ist jetzt auch nicht mehr von Bedeutung. Denn die Zeit, in der es eine Vergleichsmöglichkeit gegeben hätte, ist längst passé.

Zutaten Bodensee-Torte:

  • Heller Tortenboden (Biskuit)
  • Himbeermarmelade
  • Rum
  • Buttercreme (Milch, Butter, Vanille-Pudding, Zucker)
  • Wallnüsse

Zubereitung Buttercreme:

  1. 1 Päckchen Vanillepudding mit  8 Esslöffel Zucker in 450 ml Milch aufkochen. Im Wasserbad kalt rühren oder gleich mit Plastikfolie abgedecken, um die Bildung einer Haut zu verhindern.
  2. 250 Gramm weiche Butter schaumig rühren.
  3. Den abgekühlten aber noch warmen Pudding löffelweise unter die Butter rühren.
    Ist der Pudding noch zu warm, kann die Creme gerinnen.  In diesem Falle alles im Kühlschrank kalt werden lassen und noch einmal aufrühren.
  4. Buttercreme bis zur Verarbeitung kühl stellen.

Zubereitung Torte:

  1. Biskuit  2x gleichbreit waagrecht durchschneiden.
  2. Alle 3 Bisquitscheiben mit Rum beträufeln.
  3. Untere Lage mit Buttercreme bestreichen.
  4. Obere Lage mit Himbeermarmelade bestreichen.
  5. Gesamte Torte mit Buttercreme umhüllen.
  6. Walnüsse sehr fein hacken und mit 1 Löffel Zucker in der Pfanne anrösten.
  7. Geröstete Walnüsse erkalten lassen und damit die ganze Torte bestreuen.

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