Wer den „Langen Morgen“ entlang in Richtung Winterspüren geht, kommt unweigerlich am Hof „Unterlaubegg“ und seiner kleinen Marien-Kapelle vorbei. Wer die Höfe um Ludwigshafen herum kennt weiß, dass keiner eine eigene Kapelle hat. Doch warum hat „Unterlaubegg“ ausgerechnet eine solche? Waren die Bewohner Frommer wie die der anderen Hofbewohner oder waren sie zu Bequem, um nach Ludwigshafen in die Kirchen zu gehen? Um die Antwort auf diese Frage zu finden, muss man sehr weit in der Geschichte zurückschauen und zwar bis zu einem sonnigen Frühlingstag im Jahr 1709.
Die junge Bäuerin von „Unterlaubegg“ hatte im Winter ihr erstes Kind auf die Welt gebracht und es sollte die ersten warmen Sonnstrahlen auf der Wiese vor dem Haus genießen. So lag das kleine Geschöpf eingepackt in einem Jutesack in der Nähe einer Tannenschonung, während die Familie mit der Frühjahrsbestellung beschäftigt war. Als die Mutter einige Stunden später ihr Kind wieder in das Haus holen wollte war es verschwunden. In ihrer Verzweiflung rief sie die Mutter Gottes um Hilfe an. Da soll sie eine Stimme vernommen haben, die ihr sagte, sie möge sich in den nahen Wald begeben. Dort werde sie ihr Kind unversehrt vorfinden. Sie folgte diesem Rat und fand tatsächlich ihr Kind. Der Überlieferung nach soll es von einem Wildschwein dort hingeschleppt worden sein.
Als Dank ließ die Familie an der Stelle, wo das Kind gefunden wurde, eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes errichten. Noch im selben Jahr wurde mit dem Bau der Kapelle begonnen. Nach der Fertigstellung entwickelte sich die Kapelle recht schnell zu einem Wallfahrtsort, bis weit in das 19. Jahrhundert. Von überall her strömten die Landbewohner zur Kapelle „Unterlaubegg“, um der Mutter Gottes ihre Sorgen anzuvertrauen und sie um Hilfe zu bitten, ebenso um sich bei ihr für ihre Hilfe zu bedanken.
Auf dem Türsturz über dem Eingang steht K 7 Z Q für das Jahr 1720. Man sagt, dass die Kapelle erst in diesem Jahr vollständig fertig gestellt wurde. Im Inneren befindet sich ein kleiner Altar auf dem eine Marien Statue mit Jesus Kind aus dem Jahr 1759 stand. Ebenfalls befand sich ein Votivbild aus dem selben Jahr in der Kapelle, dass die Gottesmutter mit einem zu ihren Füßen eingewickelten Kind zeigte. Diese Bild sollte an die Rettung des Kindes erinnern. Die Familie Steinhart kümmert sich schon seit 1921 um die kleine Kapelle, die 1939 in den Besitz der Familie Steinhart überging. In einem Zeitungsbericht von 1985 wird erwähnt, dass „Oma Steinhart“ das Glöckchen jeden Morgen und Abend zum Angelus geläutet hat.
Anfang der 1980 Jahre setzt sich Ludwig Steinhart für die Renovation der Kapelle ein. Der Kostenvoranschlag hierfür belief sich auf 80.000 DM. Mit der finanziellen Unterstützung seiner ehemaligen Fußballkameraden aus Winterspüren, der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen und der Pfarrei St. Otmar, konnte die Kapelle wieder hergerichtet werden. 1986 wurde die Kapelle in einem feierlichen Gottesdienst, zusammen mit dem Kirchenchor St. Otmar, wieder eingeweiht. Zu dieser Einweihung kamen so viele Gläubige, dass der Gottesdienst im Freien abgehalten wurde, in der Kapelle war kein Platz für so viele Menschen. Ab dieser Einweihung führte Pfarrer Müller einmal im Marienmonat Mai eine Maiandacht an dieser Kapelle durch. Auch hier wurde die Andacht nie in der Kapelle abgehalten, da so viele Gläubige diese Andachten besuchten. Viele mit einem gemeinsamen Fußmarsch über den Schnabelburgweg oder den Stettelberg nach Unterlaubegg.