Wenn ich den See(end) seh, brauch ich kein Meer mehr

Momentan rückt sich der Bodensee an unserem SeeEnde durch den hohen Wasserstand sichtbar in den Vordergrund, als ob er sich in Erinnerung bringen wollte – ich bin mit all meiner Naturschönheit und als großer Trinkwasserspeicher für euch da, ihr müsst es nur sehen, fühlen und schätzen.
Das tun wir, denn nicht ohne Grund sagen Einheimische und Besucher:
Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr“.
Sobald die Menschen hier am SeeEnde am oder auf dem Wasser unterwegs sind, erweckt sie möglicherweise das Gefühl, dass der größte Binnensee in Deutschland schon immer da war und für immer bleiben wird.

Gemessen an der Erdgeschichte und der Entstehung der Alpenkette ist der Bodensee ein junger Hüpfer. Das erste wichtige Ereignis für die Entstehung des Bodensees war die Auffaltung der Alpen vor ca. 135 Millionen Jahren. Durch den Druck der Gesteinsmassen senkte sich die Erdkruste auf der Nordseite der Alpen ab und es entstand ein gewaltiges Becken. Dieses Becken wurde über Jahrmillionen durch verschiedene Eiszeiten und Eisschmelzen wiederholt mit Wasser gefüllt und verlandete später wieder. Dabei war der Bodensee abwechselnd ein Süßwassersee oder ein Meer, in dem auch große Raubtiere, wie z.B. Haifische, schwammen. Der Bodensee war mehrere Male mit einem dicken Eispanzer bedeckt, der bis nach Oberschwaben reichte. Die mitgeführte Fracht am Ende der Gletscherspitze ließ tonnenschwere Brocken und riesige Mengen Gestein zurück. Diese aufgetürmten Gesteinsmassen bezeichnet man als Endmoränen und sie bleiben beim Abschmelzen des Gletschers als ausgedehnter Gesteinsschutt liegen.

Die heutige Form des Bodensees ist vorwiegend durch Gletscherbewegungen des Rheintalgletschers in der Würm-Eiszeit entstanden. Die Würm-Eiszeit war die letzte Kaltzeit im Alpenraum vor ca. 14.000 Jahren und mit einer Durchschnittstemperatur von minus 4°C hinterließ sie durch die großräumige Vergletscherung deutliche Spuren im Landschaftsbild. Mehrmals hobelten riesige Gletscher mit gewaltigen Erdmassen den Bodensee in die heutige Form, wobei die ursprüngliche Fläche fast doppelt so groß war und von Chur (CH) bis Eigeltingen reichte.

Etwa vier Jahrzehnte lang war es der Rheintalsee, der durch Schutt und Geröll vom Rhein immer mehr verlandete. Mit gewaltiger Kraft schieben und schleifen die Gletscher ganze Berghänge ab.
Das angeschwemmte Material wurde am Überlinger See zu Molasse-Sandstein und bildete die markanten Felshänge nahe am Ufer zwischen Sipplingen und Überlingen sowie an den Nordhängen des Bodanrück. Unser SeeEnde wurde als Gletscherrandsee modelliert und prägt bis heute unsere einzigartige Naturlandschaft.

Neben den 10 wasserreichsten Zuflüssen des Bodensees steht die Stockacher Aach an 10ter Stelle mit einem Zuflussanteil von 2,5 Kubikmetern pro Sekunde. Der größte Zufluss kommt vom Alpenrhein mit 350 m³/s, was einem Zuflussanteil von 61% entspricht.  Diese großen Zuströme bringen wie ein Förderband ständig Erosionsgestein mit sich und lagern es im Bodensee ab. Durch diese Sedimentation (von lat. Bodensatz) wird der Bodensee in geologisch naher Zukunft in etwa 40.000 Jahren verlanden und mit ihm unser SeeEnde. Entlang des Zeitstrahls der Erdgeschichte wäre der Bodensee also nur einen Wimpernschlag existent gewesen.

Wenn wir heute am SeeEnde an Eiszeit denken, dann an den Sommer mit einem Becher oder einer Waffel voll mit gutem Speiseeis, weniger an die „Eisigen Zeiten“, die vor rund 2 Millionen Jahren begannen. Vielleicht ist das aktuelle Hochwasser doch ein verstecktes Signal, das die gesamte Schönheit des Bodenseeraumes nicht schon immer da war und nicht immer bleiben wird. Genießen und schützen wir gleichzeitig das Erlebnis Bodensee, mit all seinen Möglichkeiten und Schönheiten.


Der Bodensee – Zahlen, Daten und Fakten

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