Die Bodmaner Pfarrkirche St. Peter und Paul

Mit freundlicher Unterstützung von Wilderich Graf von und zu Bodman

Das bedeutendste Baudankmal Bodmans ist die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Obgleich Turm und Langhaus Bauten des 15. Jh. sind, konnten Vorgängerbauten aus dem 7., 8. und 12. Jh. nachgewiesen werden. Als seit dem 7. Jh. bis Anfang des 10. Jh. die unterhalb am See gelegene Kaiserpfalz bestand und besucht wurde, dürfte eine Vorgängerkirche als Pfalzkapelle gedient haben. 1055 übereignete Kaiser Heinrich III. die Bodmaner Kirche mit dem Pfarrhof dem Bischof von Konstanz. Wie Kaiser Barbarossa mit einer Urkunde aus dem Jahr 1155 bestätigte, blieb Bodman eine bischöfliche Kirche und war auch Mutterkirche für Stahringen, Espasingen, Sernatingen (Ludwigshafen) und Rißtorf.

Innenansicht der Pfarrkirche Bodman St. Peter und Paul

Da das Kirchenschiff wohl während des dreißigjährigen Krieges beschädigt wurde, erhielt es einen neuen Dachstuhl und wahrscheinlich auch die für eine Dorfkirche aufwendige Kassettendecke aus in den Jahren 1654/55 gefällten und zugeschnittenen Hölzern. Die Kirche war für die Gläubigen nicht groß, da ein Drittel des Raumes der Chor einnahm. Erst Dekan Franz Josef Baumann ließ 1889/92 den Chorraum in das Langhaus einbeziehen und die Ostwand der Kirche mit einem Spitzbogen in eine angebaute neugotische Apsis öffnen. Beim Ausbrechen des Chorbogens fanden die Bauarbeiter als Mauerstein eine Marienstatue – wohl aus einer Kreuzigungsgruppe – aus dem Anfang des 14. Jh. Die Kirchenrenovation war umfassend: die Fenster wurden mit Spitzbogen vergrößert, einige neu ausgebrochen, die Wände malte Andreas Buckel aus Geisingen aus, eine Orgelempore wurde eingebaut und 1891 mit einer neuen Orgel des Überlinger Orgelbauers Schwarz eingerichtet. Den Kreuzweg aus der Münchner Werkstätte Schandri in wuchtigen gothisierenden Holzrahmen stifteten 1892 Gemeindemitglieder und die meisten der bemalten Kirchenfenster 1889/90 Mitglieder der Familie des Grundherrn Graf Bodman.

Diese Fenster der Firma Oidtmann aus Linnich mit Darstellungen der Namenspatrone der Stifter, Szenen aus dem freudenreichen Rosenkranz und mit den Patronen der Bodmaner Bruderschaften sind besonders bemerkenswert, da – neben der herkömmlichen Glasmalerei – bei Ornamenten ein Steindruckverfahren und bei Portraits aus den Stifterfamilien – das ist einmalig in Baden-Württemberg – die Technik der Pyrophotografie zur Anwendung kamen. Aus der Bauzeit und dem Barock blieb wenig Inventar erhalten: zwei Tafelbilder – wohl von einem Flügelaltar – mit den Kirchenpatronen aus dem Anfang des 16. Jh. und einige Holzfiguren des 18. Jh. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Ausmalungen verblichen und eingestaubt, zeigten sich Feuchtigkeitsschäden, Risse und Abplatzungen am Putz.

So wurde eine weitere Renovation in den Jahren 1958/59 vorgenommen. Pfarrer Josef Kuss ließ alle Wände abwaschen und weiß streichen, die neugotischen Seitenaltäre und den Hochaltar mit allem Zierrat entfernen, die Kreuzwegbilder Ausrahmen und eine neue Kanzel einbauen. Obgleich das Denkmalamt auch die bemalten Fenster ersetzen wollte, konnten diese erhalten werden. 1975 ließ Pfarrer Dieter Göpfert – nach den Vorgaben des 2. Vatikanischen Konzils – den Altartisch in die Mitte des Chorraumes setzen und so die Zelebration zu den Gottesdienstbesuchern hin ermöglichen und einen neuen Ambo aufstellen. 2014/15 stand wiederum eine Sanierung des Kirchenraumes an. Die Wände des Langschiffs wurden gereinigt und mit einer grauen Quaderung (mit auf Putz aufgemalten Fugen) ausgemalt, der Chorraum erhielt ein grüne Farbe mit von Rhomben umrahmten Apfelblüten und eine blaue Decke im Stuckrahmen.

Außenansicht Ostseite der Pfarrkirche in Bodman

Da auch in Zukunft weniger Kirchenbesucher zu erwarten sind, wurden die Altarstufen und der Altar in den Kirchenraum vorgezogen und die beiden ehemaligen Seitenaltartische verkleinert als Podeste für den Tabernakel bzw. für eine renovierte Marienstatue aus der Zeit um 1750 genutzt– Um 1625 konnten die Herren von Bodman, die bis dahin ihr Erbbegräbnis in der Salemer Klosterkirche hatten, eine Gruftkapelle an die Nordwestseite der Kirche anbauen. Da der Gemeindefriedhof, der um die Kirche gelegen war, 1839 vor den Ort verlegt wurde, fanden auch in der Gruftkapelle keine Beisetzungen mehr statt. Die Kapelle ist mit Epitaphien für Familienmitglieder der Herren von Bodman ausgeschmückt. Der Altar aus Bruchsteinen trägt eine barocke Kreuzigungsgruppe aus dem Rebhäusle bei Langenrain. 2015 wurde die Kapelle blau ausgemalt und 2019 nach einem Entwurf von Tobias Jaklin mit einem eisernen 12-flammigen Radlüster ausgeschmückt.

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