Heilanstalt für Kinder von 3 – 15 Jahren.
Mit freundlicher Unterstützung von Monsignore Bernward Mezger.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es ein Kindersanatorium am Fuße des 511 m hohen Guggenbühls in Ludwigshafen. Besitzer und Leiter der Anstalt war Dr. med. G. Knauf, der sich auf eine physikalisch-diätetische Heilung, mit vorwiegend vegetarischer Ernährung spezialisiert hatte. Der Kern seiner Behandlungs- und Genesungsmethoden verfolgte „eine dauernde Kräftigung und hohe Widerstandsfähigkeit abgezehrter Kinder, gegen die Anforderungen der Schule und des verlangenden Lebens“. Die Aufheiterung des Gemütes sollte durch eine freundliche Behandlung, Spiele im Haus und im Freien, durch Musik, Zeichnen und Malen und durch Ausflüge in der wunderschönen Bodenseelandschaft erzielt werden. Auch durch praktische Beschäftigungen in Haus und Garten, leichtverständliche Vorträge und durch Anleitung zur Naturbeobachtung sollte der „gezwängte“ Geist wieder zur selbsttätiger Wirksamkeit gelangen.
Die wesentliche Grundlage für die Kurerfolge bildete die Ernährungshygiene, mit ihrer langerprobten und besonders sorgfältig hergestellten Diät. Nach den damals schon allgemein anerkannten Grundsätzen, dass bei erkrankten Kindern alle reizenden Wirkungen auszuschalten seien, wurde gänzlich auf Fleisch und alle schädlichen, aufregenden und reizenden Nahrungs- und Genussmittel verzichtet. Leicht verdauliche Nusspräparate, Gartengemüse, Salate und frisches Obst aus der Region wurden bevorzugt gereicht. Dies bewährte sich vorzugsweise bei chronischen Krankheiten, bei Blutarmut, Darmträgheit und Neigung zu Katarrhen, die nach kurzer Angewöhnungszeit der Pfleglinge gerne genommen wurde und eine sichtbare Zunahme des Körpergewichts bewirkte.
In dem terrassenförmig angelegten Garten, mit einer Größe von 7.500 Quadratmetern, gab es zahlreiche Spazierwege, Blumenanlagen, Ruhebänke, Gemüseländereien und über 200 Obstbäume. Am höchsten Punkt des Anwesens lag ein herrliches Luftbad mit wundervollem Blick über den Bodensee und freier Sicht bis zur Alpenkette.
An diesem besonderen Ort bewirkten Licht, Luft und Sonne bei allen Patienten eine heilsame Abhärtung, also Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten. Die Durchblutung und Bräunung der Haut als Folge der Lichtwirkung, begleitet durch nervenstärkende Kuren zeigten lobende Erfolge, auch in Form von Ungezwungenheit, Lust und Freude der Kinder.
Bewegung war einer der tragenden Säulen im Erholungsheim. Durch Spiele, Gymnastik und leichter Gartenarbeit erhöhte sich der gesamte Stoffwechsel und damit die allgemeine Kräftigung des ganzen Körpers: Die schlaffe Muskulatur strafft sich, die schlechte Haltung bessert sich auffällig, der Gang wird elastischer und die Bewegung freier. Vorsichtige Tiefatemübungen führen die Erweiterung des Brustumfangs herbei.
Das Anstaltsgebäude bot Platz für ca. 20 Kinder und war mit allen notwendigen therapeutischen Heilmitteln und Räumen ausgestattet. Neben Schlaf-, Bade-, Massage- und Aufenthaltsräumen gab es eine eigene Küche, Ess- und Empfangszimmer und große Vorratsräume für die Herstellung und Lagerung der eigenen hochwertigen Kurmittel.
Die Dauer der Kur lag bei mindestens 6 Wochen, empfohlen wurden 2-3 Monate, um tiefgreifende Wirkungen zu erzielen. Die Kurkosten beliefen sich inklusive Nebenkosten auf ungefähr 7-8 Mark pro Tag.
Wir sind im Besitz einer sehr ausführlichen Broschüre über das Kindersanatorium, mit sehr detaillierten Angaben über die Lokation, das Anstaltsgebäude mit Ausstattung, Heilmittel und Anwendungen, sowie deren Aufnahmebedingungen und Besuchsordnung.
Leider fehlen uns derzeit Informationen über die aktive Bewirtschaftungsdauer des Kindersanatoriums. Es bleibt die Vermutung, dass während oder nach dem ersten Weltkrieg der Betrieb eingestellt wurde. Tatsache ist, dass viele Kinder bei uns am SeeEnde in einer einzigartigen Umwelt und Landschaft Erholung und Gesundheit für ihren späteren Lebensweg fanden.