Das Seehotel Adler in Ludwigshafen – stets das erste Haus am Platz

Am Seeufer, in bester Lage neben dem Zollhaus befindet sich das Seehotel Adler, ehemals „zum Adler“ und später „Strandhotel Adler“. Im Gemeindelexikon von 1840 wird das Gasthaus „zum Adler“ am See „mit herrlicher Aussicht“ als eins von zwei Gasthäusern in Ludwigshafen aufgeführt. Das andere erwähnte Gasthaus war das Gasthaus „zum Löwen“ im Oberdorf. Die anderen 5 Lokale wurden als „Bier- und Weinwirtschaften“ aufgezählt und boten demnach keine Übernachtungsmöglichkeiten. Das Angebot an Gasthäusern und Bier- und Weinwirtschaften war für die kleine Gemeinde damals recht umfassend. Die Erwähnung im Gemeindelexikon von 1840 ist die erste urkundliche Erwähnung des Gasthauses „zum Adler“. Sernatingen wurde im Jahr 1826, aus Dank für den Hafenbau in Ludwigshafen umbenannt, zu Ehren des Großherzogs Ludwigs von Baden, der den Hafen bauen ließ. Ob der Adler noch deutlich älter ist, geht aus den vorhandenen Unterlagen leider nicht hervor. Aber die Entwicklungen im damaligen Ludwigshafen, um die 1840-er Jahre bzw. einige Jahre davor, könnte ein guter Grund gewesen sein, am Seeufer ein schönes Gasthaus zu bauen, denn der Hafen wurde 1826 fertiggestellt und 1838 das Zollhaus in unmittelbarer Nähe. Das Großherzogtum Baden baute damals den Hafen und das Zollhaus in Sernatingen/Ludwigshafen, um einen eigenen badischen Hafen am Bodensee zu besitzen. Dieser sollte im Warenhandel auf dem Bodensee eine wesentliche Rolle spielen und dem württembergischen Friedrichshafen und der Stadt Konstanz Paroli bieten. Kaufleute und Reisende brauchten Übernachtungsmöglichkeiten in der damals noch armseligen Gemeinde.

Alte Bilder zeigen ein feudales Gebäude. Seine Positionierung war damals noch um 90 Grad gedreht zum heutigen Hauptgebäude und der Adler stand auch näher an der heutigen Bahnlinie, die es beim Bau des Adlers noch nicht gab.

Eigentümer des Hotels war die Familie Ill. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts heiratete Heinz Glöckler in die Familie Ill ein und wurde zum Adler-Wirt. All seine Nachfahren hießen ebenfalls Heinz Glöckler und führten das Hotel bis Anfang der 90-er Jahre.

Am 22. Februar 1945, kurz vor Kriegsende, wurde das  „Strandhotel Adler“ von zwei US-Fliegerbomben getroffen und vollständig zerstört. Das 320. US-Airforce-Geschwader bombardierte damals Ludwigshafen und der Adler wurde am schlimmsten getroffen. Die Bomben forderten zudem das Leben von sechs bettlägerigen Gästen, die von Baden-Baden nach Ludwigshafen in den Adler verlegt worden waren (wir berichteten unter „Bombenangriff“). Die einzigen Todesopfer des Angriffs.

Nach dem Krieg wurde der Adler wieder aufgebaut. Nun wurde der Gebäudekörper längs zum Seeufer gebaut und war deutlich schlichter als zuvor.

Der Adler blieb dennoch, wie vor dem Krieg, ein Hotel für die gehobene Gesellschaft und war stets das erste Haus am Platz. Auch das Strandcafé wurde wieder aufgebaut, welches noch etwas näher am See als das Hotel lag. Dort traf sich in den Nachkriegsjahren die feinere Gesellschaft des nördlichen Seeufers zu wöchentlichen Tanzveranstaltungen. Heute ist das damalige „Strandcafé“ in das Hotelgebäude integriert.

Das Strandcafé des Strandhotels Adler. In der Mitte sieht man die Tanzfläche

Der letzte Heinz Glöckler, der den Adler übernahm erlitt Anfang der 90-er Jahre eine Insolvenz. Daraufhin übernahm die Scandic Bank das Hotel und setzte bis zum Weiterverkauf einen Geschäftsführer ein.

Seit Winfried Kountz den Adler 1996 kaufte erfuhr das Hotel zahlreiche Umbauten und Erweiterungen. Zunächst wurde es auf der westlichen Seite erweitert und ein erster Wellnessbereich entstand und das Hotel erhielt eine Kosmetikabteilung. Erster Wirt unter dem Eigentümer Winfried Kountz war Dietmar Specht, der den Adler von 1996 bis 2006 führte. Ihm folgte sein Sohn Christoph Specht und dessen Partner Karsten Zeininger bis 2012. Auf der östlichen Seite entstand 2011 im Erdgeschoß ein weiteres Restaurant, das „Aquarama“ mit herrlichem Blick in Richtung des östlichen Seeanfangs und der Alpen. Über dem Restaurant entstanden einige schicke Suiten mit traumhaftem Ausblick. Nach 2012 folgten weitere Anbauten als Winfried Kountz das Hotel selbst begann zu bewirtschaften. Auf der westlichen Seite wurde ein weiterer Zimmertrackt gebaut, sowie eine neue Hotellobby und ein neuer, sehr ansprechender Wellnessbereich mit Schwimmbad. Auch das Restaurant wurde innerhalb des Hauptgebäudes in das ehemalige Strandcafé verlegt und neu gestaltet. Heute zählt das „Seehotel Adler“ zu den schönsten Wellness-Hotels am Bodensee mit einer ausgezeichneten Lage am westlichen Seeende.

Das Seehotel Adler – heute ein sehr komplexes Gebäude durch die zahlreichen Anbauten

Über den Autor