Die Arbeit der Brunnebudser aus dem Ortsteil Bodman wurde in diesen Tagen durch einen Beitrag im Gemeinde-Blatt gewürdigt. Sehr zurecht! Denn das „Ziegel Brünnele“ ist ein echtes Schmuckstück, das jeden Wanderer erfreut.
Gleichzeitig ist es einer der wenigen Brunnen, die zum kalendarischen Sommeranfang auch tatsächlich Wasser führen und zur Erfrischung einladen. Bei vielen anderen müsste das alte Volkslied etwas umgeschrieben werden. „Wenn keine Brünnlein fließen, kann man nicht trinken.“ Aber die Zeiten, in denen man nicht durch Warnhinweise davon abgehalten wurde, Brunnenwasser zu trinken, sind ohnehin längst vorbei.
Brunnen sollten nicht nur des Tourismus wegen angelegt werden, um Parks zu verschönern und Wanderwege attraktiver zu machen. Brunnen sollten für die Bürger da sein, im Ortskern, in den Wohnvierteln, so wie Anno-Dazumal.
Aus Nutzbrunnen wurden Zierbrunnen
Bevor es die zentrale Wasserversorgung gab und das lebenswichtige Nass im eigenen Haus unerschöpflich sprudelte, waren Mensch und Vieh auf öffentliche Brunnen und die Arbeit von Brunnenputzern oder Brunnenmeistern angewiesen. Die Brunnen dienten unter anderem als Viehtränken. Die großen Becken für Pferde und Kühe, die kleinen Becken für Schweine und Ziegen. Für Kinder waren und sind Dorfbrunnen eine einzigartige Erlebniswelt. (Fotos aus dem Internet)
Von dem Brunnen in Ludwigshafen an der Ecke Gießstraße-Schorenstraße (Foto unten links) gegenüber dem alten Farrenstall (heute Feuerwehrhaus) ist nur noch das kleine Becken übrig geblieben, in dem Daniel Rothenburger bei einem Weizenbier ein erfrischendes Fußbad nimmt. Inzwischen hat es sich in einen schmucken Wunschbrunnen verwandelt, auf dessen Grund schon eine stattliche Anzahl Kupfermünzen Platz gefunden hat.
Was der Luisen-Brunnen mit Cato dem Älteren zu tun hat.
Der Luisen-Brunnen war früher, also bis über die Häfte des letzten Jahrhunderts, ein beliebtes Ziel für sonntägliche Familienausflüge. Heute ist er aufgrund seiner Lage an der Bergstraße, die nicht selten von „sportlichen“ Auto- und Motorradfahrern und-fahrerinnen als Rennstrecke missbraucht wird, praktisch unzugänglich und lädt nicht mehr zum Verweilen ein.
Hans Lindenmayer, der sich an die frühere Bedeutung des Brünnleins für die Menschen im Ort mit Wehmut erinnerte und verhindern wollte, dass diese in Vergessenheit gerät, hat sich als Gemeinderat vehement für seinen Erhalt eingesetzt. Dabei schien er sich den römischen Feldherrn und Staatsmann Cato den Älteren (234–149 v. Chr.) zum Vorbild genommen zu haben. Dieser soll in jeder Sitzung des Römischen Senats die Zerstörung Karthagos gefordert und alle seine Reden, unabhängig vom eigentlichen Gegenstand der Diskussion, mit dem Ausspruch beendet haben: „Ceterum censeo Carthaginem delendam esse.“ („Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“), bis sein Anliegen im Jahre 164 v. Chr. durch die totale Zerstörung Karthagos durch Scipio dem Jüngeren umgesetzt wurde.
Genauso hat Hans Lindenmayer in gefühlt jeder Gemeinderatssitzung auf der Restauration des Luisen-Brunnens bestanden und -wäre er Römer gewesen- hätte er wohl gesagt: „Ceterum censeo puteum Luisae restaurandum esse.“ („Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Luisen-Brunnen wieder in Stand gesetzt werden muss.“). Obwohl er dafür häufig belächelt wurde, hat er davon unbeeindruckt und konsistent sein Anliegen bis zu seiner Erfüllung weiterverfolgt, weshalb der Luisen-Brunnen an der Bergstraße heute immer noch sprudelt.
Wie schön wäre es, wenn andere Brünnlein, die derzeit einen stark vernachlässigten Eindruck erwecken, einen ebenso engagierten Fürsprecher hätten und tatkräftige Brunnebudser fänden.
Anmerkung der Redaktion: JA! Richtig verstanden. Das ist ein Aufruf.
„Schaffe, wie en Brunnebudser“
Ein Brunnenmeister, der neben der Bezeichnung Brunnenputzer auch als Brunnenfeger bekannt war, hatte für die sichere, funktionierende und saubere Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zu sorgen. Brunnenputzer wurden beauftragt, die öffentlichen und privaten Brunnen regelmäßig von Schlamm und Abfall zu reinigen, um eine gute Wasserqualität zu gewährleisten. Sie wurden nicht nur für ihre so wichtige wie anstrengende Arbeit geschätzt, sondern auch für das persönliche Risiko, das ihre Arbeit mit sich brachte.
Wo es keine Quellen gab, legte man früher Grundwasserbrunnen in Form von Schachtbrunnen an, aus denen die Bewohner das Wasser mit Eimern oder Krügen heraufholten. Diese Brunnen konnten sehr tief sein, tiefer als es eigentlich für einen dieser Brunnen notwendig gewesen wäre. Denn wenn eine Familie in einem dicht besiedelten Stadt- oder Dorfviertel ihren eigenen Brunnen haben wollte, konnte es vorkommen, dass sie einige Meter tiefer als die Nachbarn buddelte, um diesen, wie man heute noch sagt, „das Wasser abzugraben“.
Zunächst musste die Brunnenröhre von allerlei hinein gefallenem Unrat und sogar Tieren freigeräumt werden. Dies war eine schwere Arbeit, zu der oft mehrere kräftige Personen nebst Zugtieren eingesetzt wurden. Dann wurde der Brunnen trockengeschöpft. Dabei musste man schneller Wasser heraus befördern als neu in den Brunnen einfloss. Der Brunnenputzer bürstete und spülte die Wände und die Sohle so lange, bis das Spülwasser klar blieb. Während dieser Zeit musste ständig weiter geschöpft werden, so dass er seine Arbeit unter höchstem Zeitdruck und möglichst ohne Pause verrichtete. Die Verletzungsgefahr war wegen der schnell auf- und abfahrenden Schöpfeimer groß.
Außer dem „glitschigen“ Arbeitsumfeld hielten und halten Brunnen eine besondere Herausforderung für Brunnenputzer bereit. Häufig wurde in früheren Zeiten nicht erkannt, das Grundwasser kohlensäurehaltig sein konnte. Durch die Ausgasung wurde der Sauerstoff schon nach wenigen Metern knapp. Je kürzer der Aufenthalt unten war, desto besser, denn es drohte der Erstickungstod durch Gasansammlung. Viele Brunnenputzer ließen auf diesem Weg ihr Leben. Zur Bedrohung durch zu geringen Sauerstoffanteil im Brunnenschacht gesellten sich weitere gesundheitsschädliche Risiken. Das ständig feuchte Klima bildete einen bevorzugten Nährboden für Algen, Pilze und Bakterien aller Art und so starben viele Brunnenputzer im Nachhinein an den Spätfolgen ihrer Arbeit.
Unter schlechten Bedingungen schnell und effizient zu arbeiten, worauf das Sprichwort Bezug nimmt, war daher nicht nur für das Ansehen eines Brunnenputzers gut, sondern sicherte auch sein Überleben.
Brunnen in und um die Seeend-Gemeinde
Brunnen, um die sich Brunnenputzer kümmern.
Brunnen, die auf einen Brunnenmeister oder Brunnenputzer warten.