Fregatte – Das Tanzschiff auf dem Berg

Der Ortsteil Ludwigshafen etablierte sich in der Nachkriegszeit ab Ende der 40-er Jahre für junge Erwachsene als ein „Hotspot“ für Tanzlokale bzw. richtiger gesagt für Lokale mit Tanz. Dabei betrieben die Gastronomen schon konsequentes Zielgruppenmarketing. Während sich an den Wochenenden im Hotel „Adler“ am See das gediegene und wohlsituierte Tanzpublikum aus dem westlichen Bodenseeraum traf, war die „Fregatte“ Stelldichein für die gehobene, tanzfreudige Gesellschaft aus dem Tuttlinger-Raum und aus der weiteren Umgebung. Die Einheimischen und das „einfachere Publikum“ aus dem näheren Ludwigshäfler Hinter- und Umland tanzte im Hotel „Zum goldnen Löwen“.

Erst wenn in den anderen Lokalen die Sperrstunde das Vergnügen beendete, zog es den einen oder anderen Häfler Nachtschwärmer noch in die Fregatte, die damals regelmäßig bis 3 Uhr geöffnet war und in der mehrfach wöchentlich getanzt wurde. Dabei war die Fregatte ein wahrlich außergewöhnliches Lokal zum Tanzen und es war kein Wunder, dass sich die Besucher dafür auf einen weiten Weg machten.

An dem Ort, der aufgrund seiner Höhenlage einen schönen Blick über den Ort und den See bis nach Bregenz gewährt, befand sich ein Hotel mit einer nahezu gleichgroßen schiffsförmigen Freilufttanzfläche, in deren Zentrum ein Mast hinausragte. Auf dem Mast befand sich, wie beim Ausguck eines Piratenschiffs, eine kleine Plattform, auf der die Musikkapelle über den Köpfen der Tanzenden spielte. Zahlreiche Zeitzeugen erinnern sich an die Tanzkapelle Tabaris (aus dem Raum Tuttlingen), die dort häufig gespielt hat. Auch die Kapelle muss außergewöhnlich gut gewesen sein, wenn sich 70 Jahre später noch viele Menschen daran erinnern, die damals oft noch Kinder waren.

Die Fregatte brannte in den 70-er Jahren ab. Zu dieser Zeit wurde dort allerdings nicht mehr getanzt. Heute steht dort eine burgförmige kleine Siedlung, die Ende der 70-er Jahre gebaut wurde und ebenfalls „Fregatte“ genannt wird, aber nichts mehr mit der schiffsförmigen Tanzfläche früherer Zeiten gemein hat.


Der Wohnkomplex „Fregatte“ heute

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