Ludwigs Erbe. Ein Streit um Kunst, Sitte und Moral!

Die Bewohner hier am SeeEnde sind meist ein zufriedenes und durchaus friedliches Volk. Um die Bewohner aus der Ruhe zu bringen, bedarf es größere Anstrengungen. Seit 1973 waren es gerade einmal vier nennenswerte öffentliche Streitfälle. Da waren die Gemeindereform von 1975, der Kauf und Umbau des Zollhauses 1989/90, der Neubau der Sporthalle in Bodman ab 1997 und der Kauf des Triptychon „Ludwigs Erbe“ von Peter Lenk. Letzteres hat es geschafft, dass sich in beiden Dörfern der SeeEnd-Gemeinde die Einwohner so verbündet haben, als wären sie schon seit Jahrhunderten eine Doppelgemeinde. Die Wellen, die dieses Kunstwerk verursachte, schlugen weit über die Ortsgrenzen hinaus. Von Ludwigshafen über Berlin, sogar bis über den großen Teich in die USA . Menschen die Bodman-Ludwigshafen oder den Bodensee noch nicht kannten hatten plötzlich mehr Ahnung von den Ereignissen, wie die Einheimischen, die seit Generationen hier leben. Andere reisten in Massen an den Bodensee, nur um die polarisierenden Kunstwerke zu sehen. Aber warum? Die Berühmtheit erlangte der ortsansässige Künstler auch durch sein Werk der sogenannten „Global Players“, welches die damaligen „Politikgrößen“ der Bundespolitik darstellt, wie sie sich „gegenseitig die Stange halten“ (ein sehr zweideutiges Zitat des Künstler).

Wie alles entstand!

Anfang des Jahres 2000 machte sich der Touristikförderverein Ludwigshafen Gedanken darüber, warum es in Bodman-Ludwigshafen kein Kunstwerk des Bildhauers Peter Lenk gibt, wo es doch in naher und ferner Umgebung bereits viele seiner Kunstwerke zu bestaunen gab. Dies sollte nicht so bleiben und die Idee fand sehr schnell auch Befürworter außerhalb des Fördervereins. Um eine Lenk-Skulptur voranzutreiben, gründete sich der Kunstförderverein. Bald darauf gab es intensive Gespräche mit der Gemeinde, dem Gemeinderat und dem Künstler. Am Ende einigte man sich darauf, dass man ein Kunstwerk für einen definierten Zeitraum aufhängen will und danach entscheidet, ob man es kauft oder dem Künstler zurückgibt. Im Jahr 2008 war es dann soweit und das Triptychon „Ludwigs Erbe“ wurde feierlich den anwesenden Besuchern vorgestellt. Kurz gesagt handelt es von Gier, Macht, Feudalismus, Sitte und Moral.

Wer mehr über dieses Triptychon wissen will, kann mit der Begleitbroschüre alle wesentlichen Informationen studieren. Wie bereits oben erwähnt, gab es nach der Anbringung des Kunstwerkes heftige öffentliche Reaktionen, von denen wir ein paar Beispiele zeigen möchten.

Reaktionen zum Kunstwerk (ein Ausschnitt).
Hier sei angemerkt, alle Beispiele geben die Meinungen der Schreiber wieder und sind völlig ohne Meinungsbildung der SeeEnd-Geschichten Redaktion.

Hr. K. aus VS schrieb: „Ich lasse mich nicht davon abbringen: das, was Sie Kunst nennen, ist für mich Pornografie. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mitteilen würden, wie die Mehrheit des Gemeinderates zu dieser Kaufentscheidung kommen konnte. Können Sie sich vorstellen, dass Ihre Kinder ein solches Kunstwerk gut finden?“

Fr. B. aus Sas. schrieb: „Es ist geschmacklos, primitiv und niveaulos, Menschen, die noch in unsere Mitte leben, auf derart widerliche Weise darzustellen, zumal z.B. unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel das zweithöchste Amt in unsere Heimat begleitet. Wenn Sie der Meinung sind, mit solch einer Abartigkeit Touristen in Ihren Ort holen zu müssen, können Sie einem einfach nur leidtun. Die fadenscheinige Erklärung, warum man diese Abscheulichkeit auch noch als „Kunst“ verstehen soll, ist obendrein ein Skandal. Hochachtungsvoll! (Unterschrift) mit Kopie ans Bundeskanzleramt Berlin“

Fam. K. aus Laut. schrieb: „Da prangt am Zollhaus ein für viel Geld erworbenes Werk dieses Herrn Lenk aus Bodman. Hier findet sich u.a. so manche/r Politiker/in wieder, wie man gut gelaunt und wie selbstverständlich an den Geschlechtsteilen haltend im Ringelreihen tanzt; wie „nett geil“ und skandalös! Und mit weiteren, unmoralischen Genauigkeiten. Wenn ich mich als Exhibitionist so verhalten und durch die Straßen von Ludwigshafen laufen würde wie von diesem Herrn Lenk dargestellt, wäre ich spätestens in zwei Tagen auf der Reichenau!“

Hr. Dr. W. aus BW. schrieb: „Von Sigmund Freud stammt das Wort: „Der Verlust der Scham ist das erste Zeichen von Schwachsinn“. Wenn er damit recht hat, frag man sich, auf welcher Ebene des Schwachsinns wir inzwischen dank weiter Teile der Medien und nicht weniger sogenannter „Kulturschaffender“ angekommen sind. Schamlosigkeit, wie Sie in Bodman sie vorführen, zerstört die Grundlage unserer Kultur! Dann stellt sich die Frage: Können Sie noch Verantwortungsträger in einem Gemeinwesen mit Kindern, jungen Menschen, Familien sein? Womöglich sind Sie noch Christ?“

Fr. G. aus DS schrieb: „Wie weit sind wir Deutschen heruntergekommen, dass wir Werke aus der untersten Schublade an exponierter Lage zur Schau stellen und wahrscheinlich ein Großteil der Besucher auch noch Freude hat. Ich schlage Ihnen vor, Fahrten von Schulklassen – am besten Erstklässler – zu organisieren, um in Ludwigshafen Sexunterricht und gleichzeitig Staatsbürgerkunde zu erteilen, statt beispielweise die Pfahlbauten in Unteruhldingen zu besuchen. Die Kinder erfahren dann hautnah, wie es in Politikerkreisen so zugeht und werden motiviert, es mit Schulkameraden gleichzutun. Schämen sollten sich alle Befürworter dieser perversen Darstellung. Ich kann nur sagen: Pfui Teufel!!!! Obwohl ich Sie nicht persönlich kenne, möchte ich Sie doch von DS aus grüßen und hoffen, dass Sie vielleicht einen positiven Denkanstoß bekommen.

Hr. H. aus Schwö. schrieb: „Sofern es stimmt, dass die Gemeindeverwaltung keine Kenntnis des Endergebnisses hatte, so wäre es angebracht , nochmals 1.500 Euro aufzubringen um mit Hilfe der mit Presslufthammern ausgerüsteten städtischen Bauhofmitarbeiter, die Gemeinde von dem „Werk“ zu befreien.“

Herr Dipl. Ing. N. A. aus Deih. schrieb an Herrn Lenk: „Die reliefartige Darstellung „Global Players“ wirkt auf mich eher belustigend und ich kann daran nichts Verletzendes erkennen; denn sie sagt nicht mehr und nicht weniger aus als, schaut her, ganz normale Menschen. Die meistens abgehobene politische Klasse, die uns suggerieren will, sie habe alles unter Kontrolle, tappt doch in dieser Krise (und auch sonst sehr oft) im Dunkeln, probiert mit kurzatmigem Aktionismus und Beschwichtigungen und einer gigantischen Schuldenanhäufung die Angelegenheit in den Griff zu bekommen und läuft doch den Ergebnissen hinterher. Wenn ich auch nur für mich sprechen kann, möchte ich Ihnen sagen, sich nicht bei den beschränkten Kleingeistern und Spießern in unserem Lande aufzuhalten, sondern weiterhin in Ihrem Sinne zu wirken“.

Herr P. S. aus ES schrieb: „Mit großem Interesse haben wir die Veröffentlichung des Reliefs des Bildhauers Peter Lenk am Rathaus in Ludwigshafen im Fernsehen und Internet verfolgt. Zu dieser Darstellung ist mir nun ein Werbespot für Ludwigshafen und Bodman eingefallen. „Wo Angela ganz pudelnackt, dem Gerhard an die Nudel packt. Wo ihm also etwas Gutes widerfährt, das ist doch ein Fahrt nach Ludwigshafen wert.“ Wenn Sie Spaß an diesem Spot haben und mir eventuell eine Rückantwort zukommen lassen, so erbitte ich ein Foto von diesem Relief„.

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