Wenn heute der Rasenroboter gemütlich seine Bahnen über den Sportplatz „Gröblen“ zieht oder wenn Jubel und Geschrei bei einem Heimspiel die Rasenhalme beugen, erinnert nichts mehr an das illegale Sportplatzprojekt aus dem Jahre 1973, das in der damaligen Tageszeitung mit der großen Überschrift „Gigantischer Schildbürgerstreich in Ludwigshafen“ in den Blick der Öffentlichkeit rückte.
Der damalige Bürgermeister erwirkte einen Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat für den Bau eines Sportplatztes, der einmal in ferner Zukunft entstehen sollte. Alsdann kaufte er für 100.000 DM Flächen auf der Gemarkung „Äußere Wiesen“ , die in Richtung Stockach, damals deutlich außerhalb des Ortes lagen. Es ist das bis heute reizvolle Wiesental entlang des Mühlenbachs, links flankiert von der Warth und auf der rechten Seite vom Holderanstieg, bis kurz vor den heutigen Parkplatz. Dieser Standort wurde gewählt, da dieses Grundstück nicht, wie fast alles in Ludwigshafen, dem Spital Überlingen gehörte und teuer eingekauft werden musste, sondern eigenes Land war.
Auf die Idee für einen neuen Sportplatz folgte zunächst positive Resonanz in der Bürgerschaft, insbesondere beim Sportverein, der schon seit mehr als 20 Jahren um einen neuen Fußballplatz rang. Wenngleich auch einige Bürger über den überzogenen Kaufpreisreis von 12 DM/ qm „ not amused“* waren, sogar von Steuergeldverschwendung sprachen.
Ohne Plan und ohne irgendeine Genehmigung ließ der Bürgermeister sämtliches Aushubmaterial, das durch Kanal- und Straßenbauten angefallen war, in das beschauliche Wiesental karren, um es Stück für Stück zu ebnen und damit in vielen Jahren das Fundament für ein Sportgelände zu schaffen.
Sehr zur Freude von privaten Bauherrn und Fuhrunternehmen, die das Material dort kostenlos ablagern konnten. Ansonsten hätte es mit hohen Transportkosten in das benachbarte Sipplingen und Bodman gefahren werden müssen, da „anscheinend“ keine Lagermöglichkeit in Ludwigshafen zur Verfügung stand.
Nach einem Jahr hatte das zugeführte Aushubmaterial schon einen großen sichtbaren Wall in die Landschaft geformt. Alles schien perfekt, bis das Unternehmen vom Landratsamt jäh gestoppt wurde.
Da flatterte von höherer Stelle ein Schreiben auf den Tisch des Bürgermeisters, dass der massiven Landschaftsumformung sofort Einhalt gebot. Das Landratsamt Konstanz und Regierungsdirektor Dr. Habel betrachteten das Vorhaben äußerst sorgenvoll, denn für diesen gigantischen Natureingriff gab es keinerlei Freigaben und keine Bauleitplanung. In einem Schreiben vom 12. Februar 1973 machten die zuständigen Stellen dem Bürgermeister das gesetzwidrige Vorgehen unmissverständlich klar und verfügte die Einstellung der Bauarbeiten. Mit dem eindeutigen Hinweis, dass jede Zuwiderhandlung empfindliche Strafen mit sich bringt. Die Ablagerungen fallen unter das Abfallgesetz und könnten in diesem Fall mit einem Bußgeld bis zu 200.000 DM belangt, ebenfalls die Rekultivierung der wilden Ablagerungen angeordnet werden.
Der Bürgermeister hatte zwar einen Gemeinderatsbeschluss, aber sonst keiner Baugenehmigung nachgesucht, keinen Finanzierungsplan oder planerisches Konzept für den Sportplatz aufgestellt. Landschafts- und Naturschutz waren nicht bedacht. Auch hydrologische Maßnahmen in Wassernähe oder die besonderen Vorschriften nach dem Bundesbaugesetz bei unmittelbarer Nähe zu einer Bundesstraße fanden keine Berücksichtigung. Die Gemeindeverwaltung ließ buchstäblich ins Blaue hinein gewissermaßen vollendetet Tatsachen schaffen.
Damit war jetzt Schluss, denn nach dieser Verfügung wurde dieses illegale Projekt auf Eis gelegt.
Einige Jahre später wurde für den Sportverein Ludwigshafen der ersehnte Traum endlich wahr, um deren Verwirklichung die Vorstandschaft mehr als 3 Jahrzehnte gekämpft hatte. Im September 1975 wurde mit dem Bau der neuen Sportstätte am Ausgang West auf der Gemarkung „Innere Wiese“ begonnen, etwas südlicher als die ursprüngliche Planung von 1973. In den 80ern begann man das Gelände deutlich nach Nordost zu erweitern und im August 1996 kam ein attraktives Clubhaus dazu. Im September 2022 wurde der bestehende Sportplatzbereich um ein zweckvolles Trainingsfeld erweitert.
*) nicht begeistert, nicht erfreut