Musterhäuser am Fuße des Guggenbühls – Anfang und Ende einer Geschäftsidee

Mit freundlicher Unterstützung von Kurt Pfundner und Holger Kaupert

Kurt „Kolle“ Pfundner fand vor vielen Jahren auf dem Dachboden der abgewracktens „Fregatte“ -des einstigen Höhenhotels, das in den 70er-Jahren ein Raub der Flammen wurde- den Katalog einer Baufirma aus Ludwigshafen. Von den darin abgebildeten Musterhäusern, die offenbar u.a. für die Vermarktung im Ausland bestimmt waren, seien drei in Ludwigshafen errichtet worden. Alle drei lagen in räumlicher Nähe am sonnenverwöhnten Hang unterhalb des Guggenbühls am Ortseingang des Ortsteils Ludwigshafen. Es waren dies das Hotel „Fregatte“ selbst, das ehemalige Evangelische Jugendheim sowie das Wohnhaus der Familien Axthelm/Kuno. Keines dieser Gebäude existiert mehr.

Die Gebäude wiesen ursprünglich in den oberen Stockwerken eine Holzverschalung auf, die in späterer Zeit baulich verändert wurde und verschwand. Nur alte Postkarten belegen noch das einstige Aussehen ihrer Fassade.

Als Name der Firma ist Kurt Pfundner „Fies-Ves-Aropak“ in Erinnernung geblieben. Leider ist es Kolle bisher nicht gelungen, den Katalog in seiner Antiquitätensammlung wiederzufinden. Und auch unsere Recherchen zum Firmennamen „Fies-Ves-Aropak“ ergaben zunächste keine Treffer. Alles schien ein Mysterium zu bleiben. Doch dann erhielten wir von Holger Kaupert einen entscheidenden Hinweis. Er war bei der Lektüre alter Zeitungsartikel auf den Namen „Ahobag“ gestoßen, den Namen der Firma, wie er im Handelsregister eingetragen war: „Allgemeine Holzbau Aktien Gesellschaft“.

Nun kamen wir mit unseren Nachforschungen voran und wurden in alten Lokalzeitschriften, im Landesarchiv Berlin und auf verschiedenen Internetseiten fündig. Zusammenfassend können wir daher sagen:

  • Die Ahobag wurde 1916 von Leo von Callenberg aus Ludwigshafen gegründet; der Firmensitz lag in Berlin Charlottenburg.
  • Das Sägewerk in Ludwigshafen ging 1916 aus Privatbesitz in die Hand der Ahobag über.
  • 1920 wurde beim Amtsgericht Stockach eine Zweigniederlassung in Ludwigshafen eingetragen.
  • Gegenstand des Unternehmens war ursprünglich die Herstellung, der Erwerb und Vertrieb von Holzhäusern und anderen Erzeugnissen des Tischlerei- und Zimmereigewerbes sowie die Beteiligung an ähnlichen Betrieben und Übernahme von solchen. Mit der Anfertigung von zerlegbaren und transportablen Wohnbaracken als auch von „Dauer-Holzhäusern“ vom einfachen Landhaus bis zum vornehmen Villenstil sah sich die Ahobag der „Linderung der recht fühlbar gewordenen Wohnungsnot“ verpflichtet.
  • Als Geschäftsführer oder Aufsichtsratsmitglieder traten neben anderen vor allem Mitglieder der durch Heirat mit einander verwandten Familien Callenberg und Temminck in Erscheinung.
  • Die Holzhäuschen nach dem „Patent Callenberg“ wurden teils auf einem eigenen Fabrikgelände, teils „unter Beizug tüchtiger Ludwigshafener Handwerker“ hergestellt.
  • Der Wiederaufbau in Frankreich nach dem 1. Weltkrieg versprach ein lukratives Geschäft zu werden. Doch wurde 1921 durch den Reichskommissar für Wiederaufbau an die Ahobag nur ein einziges Probehaus in reiner Holzbauweise nach dem „Patent Callenberg“ vergeben. Die Pressemeldung darüber merkte ergänzend an: „Was die Konstruktion der Holzhäuser reiner Holzbauweise anbelangt, so muß leider gesagt werden, daß noch viel sehr Unzweckmäßiges anbei ausgemerzt werden muss, soll die Lieferung zu einer Massenlieferung werden.“
  • 1922 reichte die Firma ein Gesuch ein zur Erstellung und zum Betrieb einer Holzwarenfabrik in Oberuhldingen.
  • 1923 hat sich die Ahobag auf die Herstellung von Spielwaren umgestellt und vom Holzbau nur die Türenfabrikation beibehalten.
  • 1924 wurde von der Firma ein transportables Holzhaus entwickelt, dass sie „Wohnomobil“ taufte. Es glich einem großen Eisenbahnwagen.
  • Im selben Jahr (1924) kam es zu einem mehrwöchigen Streik der Fabrikarbeiter.
  • Am 24.06.1925 wurde das Konkursverfahren eröffnet, Inflation und wirtschaftlicher Misserfolg werden ihren Teil dazu beigetragen haben.
  • Im März 1927 ist die Firma Ahobag erloschen.

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