Die Mariaschlucht

Mit freundlicher Unterstützung von Wilderich Graf von und zu Bodman!

Über Jahrtausende haben Bäche teils imposante Täler und Schluchten in die steilen Molassehänge des nördlichen Bodanrück eingeschnitten. Die eindrucksvollste enge Felsschlucht ist die unterhalb der Ruine Kargegg gelegene Mariaschlucht und wird als die schönste Schlucht am Bodensee bezeichnet. Die Überlieferung, dass ein Schwabe auf der Suche nach einer verlorenen Münze die Klamm ausgegraben habe, hat die neuere Forschung nicht bestätigt.
In der Mitte des 19. Jh. war der Bodensee Ziel für Touristen geworden und 1895 konnte von der Bodensee-Gürtelbahn das Teilstück zwischen Stahringen und Überlingen eingeweiht werden. Bodman erwarb für den Zubringerverkehr nach Ludwigshafen, aber auch schon für Schiffsausflüge, die Motorboote „Luise“ und „Hilda“, um den anwachsenden Tourismus zu bedienen. Freiherr (ab 1902 Graf) Franz von und zu Bodman ließ 1897 die malerische Schlucht zwischen Katharinenschlucht und Halbmondfelsen ausräumen und mit einem Holzsteg über den Bach für Besucher zugänglich machen.

Da sich im gleichen Jahr sein ältester Sohn Othmar mit Maria Gräfin von Walderdorff verlobt hatte, gab er der Klamm den Namen „Mariaschlucht“. Im Laufe der Zeit hat sich der Begriff „Marienschlucht“ eingebürgert. Die 1897 gegründete Motorbootgesellschaft Bodman ließ vor dem Eingang zur Schlucht einen Bootssteg anlegen, so dass Besucher – wie bis heute – über den Wanderweg entlang dem Ufer und mit dem Schiff die Schlucht erreichen konnten, die schon bald eine beliebte Sehenswürdigkeit wurde.
1919 ließ Graf Othmar den Pavillon vor der „Linde“ an das Ufer vor die Schlucht versetzen. Dort spielte bisweilen die Bodmaner Musikkapelle und es wurde bewirtet. Der Unterhalt der Stege und der Kioske, die später den Pavillon ersetzten, war aufwendig. Jeden Winter stürzten Bäume auf das Bachbett und zerstörten Treppen und Geländer, Hangrutsche stauten den Bach auf und auch Vandalismus hinterließ Schäden.

Wiederholt musste die Schlucht gesperrt werden und nur mit staatlichen Zuschüssen und dank der Hilfe des THW Konstanz, von deutschem und französischem Militär aus Immendingen und schließlich der Zimmererklasse der Gewerbeschule in Friedrichshafen konnte die Schlucht frei geräumt und beschädigte Stege instandgesetzt werden. Im Jahr 1986 weihte Erzabt Hieronymus Nitz von Beuron an der Felswand vor dem Einstieg in die Schlucht ein Marienrelief, das der Radolfzeller Künstler Markus Daum aus Rapperswiler Sandstein  herausgearbeitet und in den Molassefels eingelassen hatte. Wiederholt haben Landesminister die Schlucht besucht, die Unterstützungswürdigkeit überprüft und bei Stegerneuerung den Dank für Zuschüsse entgegengenommen. Da die geforderte Verkehrssicherung, die Vorschriften für den Verkauf von Lebensmittel im Kiosk und die Abfallentsorgung zunehmend aufwendiger wurden, verpachtete Graf Bodman 1994 die „Schutzhütte“ an die Gemeinde Bodman.

Alte Steganlage mit Zugang zur Mariaschlucht

Nach dem Hangrutsch 2005 wurde ein Fonds der Gemeinden Allensbach, Bodman-Ludwigshafen, Konstanz, Radolfzell, Überlingen und mit Graf Bodman eingerichtet. Schließlich schloss Freiherr Johannes 2007 einen Nutzungsvertrag mit den Gemeinden Allensbach und Bodman-Ludwigshafen zur Verkehrssicherung in der Schlucht und für die Zugangswege, zur Haftungsfreistellung, Abfallbeseitigung und den Unterhalt von Ruine und Schlucht. Am 6. Mai 2015 erfolgte ein unvorhersehbarer Erdrutsch von der Ostseite der Schlucht,  begrub eine Frau und verletzte ihren Begleiter. Im gleichen Jahr stürzte ein Pferd in die nunmehr gesperrte Schlucht und wurde aufwendig geborgen und wurde dort ein Mann aufgefunden, der Suizid begangen hatte. Nach allen diesen Vorkommnissen, den infolge des Klimawandels auch zunehmenden Abschieferungen der Sandsteinfelsen, wurde eine von den Gemeinden Allensbach, Bodman-Ludwigshafen, der Stadt Konstanz und dem Land Baden-Württemberg getragene Neukonzeption für die Zugangswege und den Durchstieg durch die Mariaschlucht aufgestellt. Ende 2024/Anfang 2025 sollte die Schlucht wieder besucht werden können.

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