Lehm verbindet – auch unsere Doppelgemeinde

Mancher kennt den Ulk: Womit wurde das Haus von Jesus gebaut? Mit „Jerusa-Lehm“.
Lehm ist neben Holz das älteste Baumaterial des Menschen und wird seit mehr als 9.000 Jahren als Verbindungsmittel oder auch für die Herstellung von Ziegeln verwendet.

Auch in Bodman wurden von ca. 1835 -1934 Lehmziegel produziert. Der einstige Standort der Ziegelei war ziemlich genau das Areal, auf dem das heutige Seeum steht.

Nachdem die Lehm-Ressourcen in Bodman zur Neige gingen, wurde auf der anderen Seeseite weiter abgebaut. Außer auf dem Landweg wurde der Lehm mit Kähnen auf dem Seeweg zur Ziegelei transportiert, dort in Formen gestrichen und gebrannt. Einige Lehmgruben, die sogenannten Lettlöcher, wurden später wieder zugeschüttet, andere erhielten eine neue Bestimmung, wie z.B. der Jachthafen Stockach. Er ist noch Zeuge des umfangreichen Lehmabbaus im 19ten und 20sten Jahrhundert.

Besonders eindrucksvoll war die Pumpanlage, die zur Entwässerung der Lehmgruben diente und mit Windkraft angetrieben wurde. Diese monumentale Erscheinung wurde im Volksmund „Herkules“ genannt und fand sich auf verschiedenen Postkarten als eine Art Wahrzeichen wieder.

Die Ziegelei war über Jahrzehnte hinweg der größte Gewerbebetrieb in Bodman. Fremdarbeiter waren notwendig und im sogenannten Völkerhaus untergebracht.
Die in Lehmöfen gebrannten Ziegel wurden im ganzen Bodenseeraum und in der näheren Umgebung vertrieben. Eine große Menge ging einmal nach Bregenz, als nach einem Stadtbrand der Bedarf besonders hoch war.

In diesem Zeitraum wurde auch der neue Hafen unterhalb des Linde-Areals gebaut, damit die Verschiffung der Ziegel schnell und reibungslos vonstatten gehen konnte.
Ein kleines Großereignis war die Umlegung des Fabrikturms, als im Jahre 1934 die Ziegelei abgebaut wurde. Das Elektrogebäude der Ziegelei wurde später ebenfalls stillgelegt, dann zum alten Rathaus in Bodman umfunktioniert und ist jetzt bereits wieder im Bau des Seeums aufgegangen. So fließen Veränderungen im Laufe der Zeit ineinander und bauen aufeinander auf. Zukunft braucht Herkunft!

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