Wanderlust – Der Weg ist das Ziel!

Während die Waldwege in früheren Zeiten notwendige Verbindungswege zu Feldern und anderen Ortschaften waren, werden sie heute zur Erholung und zum Wandern genutzt. Dieser Wandel fand mit der Gründung des Verschönerungsverein Ludwigshafen statt.

Im Protokoll des Verschönerungsverein Ludwigshafen vom 20.06.1897 ist folgendes zu lesen: „Wegen der Aufstellung eines Voranschlags für 1897 wurde in Anbetracht des schlechten Jahres Umgang genommen, dagegen der Ausschuss beauftragt, wegen der Fortsetzung des Schluchtweges gegen den „Fohrenhölzle“ und des Terrassenweges durch den Pfarrwald Sipplingen gegen den Haldenhof ein Projekt auszuarbeiten und ausführen zu lassen.“ Durch dieses Protokoll wissen wir, dass diese beiden Wege sehr viel älter sind als ihre erste Erwähnung, auch wenn die ursprüngliche Wegeführung wohl etwas anders war als heute.

Der Schluchtweg „Fritschi-Thum“

Wenn ein Häfler von der Schlucht spricht, meint er den Weg der beim „Bierkeller“ an der Schnabelburg beginnt und im „Fohrenhölzle“ und dem „Auen“ endete, zumindest früher. Der schmale Weg führt durch eine Schlucht, die der Gießbach über die letzten Jahrtausende geformt hat.

Schon damals hatten die Bewohner vom Seeende Probleme mit Hangrutsche durch die Molasse. Doch in der damaligen Zeit wurde ein Hangrutsch schneller und einfacher beseitigt. So wird immer wieder erwähnt, dass Lehrer Schönherr, der gleichzeitig auch der Vorsitzende des Verschönerungsvereins war, dieser nach einem Hangrutsch die Schüler der oberen Klassenstufen aufforderte am nächsten Tag mit Schaufeln und Karren zur Schule zu kommen, um den Schluchtweg wieder zu richten. Es gab viele Änderungen in der Schlucht. So werden z.B. Metallbrücken erwähnt, die durch Hangrutsche zerstört wurden und dann durch einfachere und wohl auch günstigerer Brücken aus Holz ersetzt wurden.

In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg verlor der Wanderweg durch die Schlucht an Bedeutung und wurde meist nur noch von den Einheimischen genutzt. Für den Tourismus wurden andere Wege ausgebaut, wie der Terrassenweg und der Blütenweg.

Erst Anfang dieses Jahrtausends fingen Ottmar Fritschi und Erwin Thum an, ehrenamtlich die Waldwege zu richten. Hier bekam der Schluchtweg dann wieder eine Bedeutung als Wanderweg. In mühevoller Handarbeit richteten die beiden den Weg. Sie trieben Stützpfeiler von Hand in den Felsen, bauten Brücken und setzten Treppenstufen. Als Dank für ihre unermüdliche Arbeit wurde der Weg nach ihnen benannt. Mittlerweile wird der Weg von der Arbeitsgruppe „Waldeslust“ gehegt und gepflegt.

Der Verantwortliche für diese Gruppe ist Bernhard Thum, der so die ehrenamtliche Arbeit seines Vaters und Schwiegervaters weiterführt und den mittlerweile 125 Jahre alten Wanderweg weiter pflegt. Seit dem 1. Mai 2022 ist der Schluchtweg, dank der AG „Waldeslust“, nach langer Zeit wieder begehbar. In der Wanderkarte des „Internationalen Bodensee Tourismus“ wird der Schluchtweg, vom Zollhaus beginnend, durch die Schlucht ins Gewann „Auen“, von dort in Richtung „Bofoyer“ und durch das „Fohrenhölzle“ zurück an das Zollhaus ausgewiesen.

Der Terrasssenweg

Woher der auf den Stettelberg und Haldenhof führende Terrassenweg seinen Namen hat, kann nicht genau ermittelt werden. Vielleicht ist es nur eine sprachliche Abwandlung von Trassenweg, über den früher Holz abtransportiert wurde. Eventuell könnte der Name auch von einzelnen Aussichtspunkten (Terrassen) stammen, die früher auf diesem Weg waren.

In einem kritischen Brief an den „Kur- und Verkehrsverein“ werden diese zugewachsenen Aussichtspunkte erwähnt. (Zum Vergrößern Klicken.)

Auch auf diesem Weg waren Ottmar Fritschi und Erwin Thum ehrenamtlich tätig, ebenso wie die AG „Waldeslust“.

Arbeitsgemeinschaft „Waldeslust“ auf dem Stettelberg

Wenn man von der Schnabelburg aus den Weg vorbei am Bettental zum Stettelberg läuft, kommt man am Buohof vorbei und von dort aus zum Höhengasthaus Haldenhof. Nach einer kurzen Rast geht es dann weiter bergab nach Sipplingen oder über den Rosshimmel, das Pfaffental und den Blütenweg zurück nach Ludwigshafen.

Der Blütenweg

Der Blütenweg hat seinen Namen durch die Äpfel- und Kirschbäume bekommen, die im Frühjahr den gesamten Weg in ein Blütenmeer verwandeln.

2015/16 wurde der Blütenweg durch die AG „Seegang“ zum Premiumwanderweg ausgebaut. Der Seegang verläuft von Überlingen, Sipplingen, Ludwigshafen, Bodman, Allensbach weiter nach Konstanz. Auf dem Ortsgebiet von Bodman-Ludwigshafen führt der Weg von Sipplingen kommend über den Blütenweg, durch den Schlösslepark, am Waschplatz und Lettloch vorbei, durchs Hangen nach Bodman. Dort erstreckt er sich über den Bodanrück, an der Ruine „Alt-Bodman“ und dem „Frauenberg“ vorbei, durch die Marienschlucht weiter nach Konstanz.

Wen jetzt die Wanderlust gepackt hat, der sollte seine Schuhe schnüren und auf einem der genannten Wege etwas wandern gehen und den Weg sowie die Aussicht genießen.

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