In Sachen Willkommenskultur steht Bodman-Ludwigshafen statistisch gesehen gut da. Die Zahl der aufgenommenen, asylsuchenden Menschen lag am 1. Januar 2021 um eine Person höher als die vom Landkreis vorgegebene Quote und erreicht damit 92 Personen. Das entspricht bei einer Einwohnerzahl von aktuell ca. 4.688 genau 1,64 %.
Aber auch auf der zwischenmenschlichen Ebene haben viele Bürger und Bürgerinnen unserer Gemeinde durch private Initiativen und Helferkreise unter Beweis gestellt, dass man es hier nicht nur mit der Hilfe für in Not geratene Menschen ernst meint, sondern ihre Anwesenheit auch als Bereicherung der eigenen Erfahrungswelt wertschätzt.
Andere, denen diese 1,64% Asylsuchenden dennoch schlaflose Nächte bereiten, werden nach einem Blick auf ein Dokument von 1945 die Lage vielleicht entspannter betrachten. Von den damals insgesamt 1.158 Einwohnern im Ortsteil Ludwigshafen werden 350 als Flüchtlinge und Ausländer gelistet. Das sind ganze 30,22%, Die meisten von ihnen wurden privat untergebracht in damals oft beengten Wohnverhältnissen. Und dennoch ist alles gut gegangen. Neudeutsch würde man von einem gelungenen Integrationsprozess sprechen. Hut ab vor den Großeltern und Urgroßeltern.
Viele der Aussiedler, saisonalen Wanderarbeiter oder Heimatvertriebenen, die hier im Ort ein neues Zuhause gefunden haben, sind unscheinbar aber deswegen nicht unbedeutend geblieben.
Andere sind durch Unternehmensgründungen, künstlerisches Wirken und besonderes soziales Engagement hervorgetreten. Manche Familiennamen sind bis zum heutigen Tag präsent, andere Namen der mütterlichen Linie gingen aufgrund der patriachalischen Namensführung nach einer Heirat verloren.
Stellvertretend und beispielhaft seien hier die Familien der einstigen Bauunternehmen Begher und Beirer erwähnt. Pietro Begher, Maurermeister aus Bosentino bei Trient in Südtirol, und Pietro Carlo Francesco Mambroni, Kaufmann aus Mailand, kamen Ende des 19. Jh. nach Ludwigshafen und fanden hier eine neue Heimat. Ersterer vermählte sich mit Martina Lindenmayer, letzterer heiratete ihre Schwester Sophie. Während der Familienname Begher heute noch sehr geläufig ist (dem Ehepaar wurden ja auch mindestens acht Kinder geschenkt), ging der Name Mambroni in der Familienline Beirer auf, denn das Ehepaar hatte, soweit dem Autor bekannt ist, nur zwei Töchter.
Aber an der Stelle, an der die Mambronis ihren Kolonialwarenladen betrieben, ist heute wieder etwas internationales Flair zu spüren. Im Stammhaus der Familie Josef Beirer, der sich mit der Enkeltochter der Mambronis vermählte und zur ihr nach Ludwigshafen zog, bietet jetzt ein Kebap-Pizza-Haus italienische und türkische Nationalgerichte an.
Im Hinblick auf die verschiedenen Migrationswellen, die das Seeende erreicht haben, kann man zusammenfassend und mit Gewissheit sagen: Ohne die Hilfe unsere Mitbürger aus dem Ausland hätten sich Landwirtschaft, Industrie, Baugewerbe und Gastronomie nicht so vorteilhaft entwickelt und Bodman-Ludwigshafen wäre nicht das, was es heute ist.