Kath. Gemeindezentrum – Ein Haus voll Gemeinschaft, Schöpferkraft und Tatendrang!

Als am Sonntag, den 5. Mai 1968, das Katholische Gemeindezentrum eingeweiht wurde, war es in der näheren Umgebung mit Abstand das größte und fortschrittlichste Gebäude, welches große Versammlungen, Tagungen und Veranstaltungen möglich machte. Eine Jahn-Halle, Roßberghalle oder Lichtberghalle gab es noch nicht. Es entstand eine moderne „Stätte der Gemeinschaft“ in Ludwigshafen, die heute weder an Funktionalität noch an familiärer Atmosphäre etwas verloren hätte. 1968 war nicht nur für die Pfarrei St. Otmar, sondern für den ganzen Ort ein denkwürdiges Jahr.

Unermüdlich und intensiv vorangetrieben durch den damaligen Pfarrer Karl Kutz, gab es bereits 1965 erste Gespräche und Planungsideen, die 1966 mit einem Baugesuch beim Landratsamt eingereicht und vom Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg freigegeben wurde. Noch im August des gleichen Jahres begann man mit dem Bau des neuen Pfarrzentrums. Nach knapp 2 Jahren Bauzeit wurde der großzügige Neubau im Januar 1968 seiner Bestimmung übergeben. Die kalkulierten Baukosten von 800.000 DM (400.000 €) für den gesamten Komplex wurden eingehalten. Die politische Gemeinde unterstützte das Vorhaben mit der Anbindung an die Kanalisation, einem Zuschuss von 65.000 DM und mit einem Darlehen von 100.000 DM.

Neben dem Gemeindezentrum schloss sich ein weiträumiger Gebäudekomplex an. Im Vordergrund stand der Kindergarten mit 4 Sälen, die 120 Kindern Aufnahme boten und später um einen zusätzlichen Raum erweitert wurde. Im Zwischentrakt befanden sich das Schwestern-Wohnheim, die Ambulanz für die Krankenschwester und einige Nebenräume, die auch dem Zwecke der Bewirtschaftung des Gemeindesaales dienten. Im Erdgeschoss wurden mehrere Gruppen- und Jugendräume eingeplant.

Der Gemeindesaal bietet sich für die verschiedensten Veranstaltungen an, sodass vor allem die örtlichen Vereine seit Jahrzehnten über einen modernen Bühnen-Festsaal verfügen. Doch nicht nur für die Gemeinde selbst war der Saal über viele Jahre Austragungsort, sondern für zahlreiche Firmen, Organisationen und Gruppen war es ein idealer Standort für Betriebsversammlungen, Tagungen oder Sitzungen. Das änderte sich erst, nachdem in den umliegenden Gemeinden vermehrt Mehrzweckhallen gebaut und lokal genutzt werden.

Bereits nach den ersten größeren Veranstaltungen 1969/ 1970 seitens der Narrenzunft, des Turnvereins und des Gesangvereins wurde schmerzlich klar, dass die ursprüngliche Verpflegungsplanung im Gemeindezentrum aus allen Nähten platzte. Die bestehende Teeküche, gedacht für eine einfache Grundverpflegung in der „Stätte der Begegnungen“, wurde dem Wunsch der Besucher nicht gerecht. Das Volk verlangte nach Schnitzel mit Kartoffelsalat, ein legendäres Gericht, dass über viele Jahrzehnte vom Team „Kirchenchor St. Otmar“ zubereitet und serviert wurde, unter der ebenso legendären Regie vom „Schlosser-Franz“ (Franz Lindenmayer).

Der Saal bietet je nach Bestuhlung zwischen 150 und 365 Personen Platz, bei dem alle neuen Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden.  Zwar bekam das Gemeindezentrum mit der Inbetriebnahme des neuen Bürger- und Gästezentrums (Zollhaus) Konkurrenz, aber nur teilweise, denn es ist nach wie vor das einzige Gebäude im Ort, mit einem so beträchtlichen und offenen Fassungsvermögen. Große Veranstaltungen wie Bunte Abende, Jahreskonzerte, Theateraufführungen, Schauturnen, Aufführungen des Kindergartens, Abschlussfeiern, Jubiläumsveranstaltungen, Musicals, große Hochzeiten oder Geburtstage bei denen eine Bühne, Saal und Empore gewünscht sind, ist das „Zentrum“ immer noch die erste Adresse.
Besonderes hervorzuheben ist die Decke des Saales, die mit ihren pyramidenartigen Kassetten eine hervorragende Akustik bietet und auch heute noch z.B. Theaterveranstaltungen ohne Mikrofone ermöglicht.

Es ist kaum vorstellbar, dass es vor ca. 10 Jahren ernsthafte Überlegungen gab, dieses kultur- und geschichtsträchtige Gebäude zu schließen oder gar abzureißen. Gründe waren gestiegene Unterhaltskosten, die die Pfarrgemeinde nicht mehr alleine tragen konnte und die politische Gemeinde nicht gleich bereit war sich stärker zu engagieren. Ein Hoch auf all diejenigen, die das verhindert haben; noch besser, die durch die Sanierung und Neugestaltung des Gebäudes ein kulturelles Zentrum erhalten und in verschiedenen Bereichen optimiert haben.
Ein komplett neuer Küchentrakt wurde angebaut, die Wasser- und Stromversorgung modernisiert, die Beleuchtungs- und Übertragungsanlage erneuert, sowie umfangreiche Maßnahmen bezüglich Energieeffizienz durchgeführt.
Ende 2014 war der Betrieb im neu sanierten Gemeindezentrum wieder vollumfänglich möglich.

Doch schon werfen neue Pläne ihre Schatten voraus, den alten Kindergarten St. Michael, samt dem Zwischentrakt abzureißen und durch einen neuen, erweiterten Kindergarten, ein neues Pfarrbüro und die optimierte Anbindung des Gemeindezentrums zu ersetzen. Eine beachtliche Bauleistung, die durch die gestiegenen Baupreise eine echte Herausforderung darstellt.

Das Gemeindezentrum in seiner zentralen Lage, prägt seit mehr als 50 Jahren das Gemeinde-Leben. Dieses Gebäude war ein vorausschauender Plan für die Zukunft, als noch keine vergleichbaren Bauten in den umliegenden Gemeinden zu finden waren.
Am 07. Oktober 2018 fand zum 50-jährigen Bestehen eine große Jubiläumsveranstaltung statt, bei der die politische und kirchliche Gemeinde vertreten waren und etliche Vereine mit Darbietungen ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachten.

Trotz Überlegungen bezüglich einer Mehrzweckhalle am Ortsanfang der SeeEnd-Gemeinde, wird diese niemals den familiären, kulturellen und nostalgischen Charakter des „Gemeindezentrums“ ersetzen. Für viele Vereine, Macher und Treiber ist und bleibt das „Zentrum“ das Herz und der Kern des kulturellen Schaffens. Eine Halle mit Gummiboden, Prellwänden und herabhängenden Seilen wird im Vergleich nicht ansatzweise das gleiche Flair dieses einzigartigen Gebäudes bieten.


Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung am 07. Oktober 2018, verfasste Alexander Märzendorfer folgende Verse und trug sie vor:

Was bist Du schön… und alt
fast wie ein kühler, grüner Wald
Um Glück zu finden tritt man ein
Lässt seine Seele baumeln
Sinne taumeln
Trifft Gleichgesinnte, ist nicht mehr allein

Vieles hast du schon gesehen
Menschen, die da komm’n und gehen
Und alle sind beschwingt
Von dem was vorgetragen
Auch an regnerischen Tagen
Bist’s du, der Spaß uns bringt

Du lieferst Obdach uns und Schutz
Bist eine Burg voll Trutz
Gegen den Alltag in uns allen
Was haben wir gelacht
Und Freude uns gemacht
In deinen würd’gen Hallen

Ob Konzert, Theater, Tanz
Du gibt’s der Kunst den Glanz
Bündelst den Schall für alle Gäste
Öffnest Tür und Tor
Für jeglichen Humor
lädtst ein zum Überdachten Feste

Als Brennpunkt der Kultur
Stehst du rund um die Uhr
Wie ein Monument der Zeit
Für ganz Ludwigshafen,
Den Spitzbuben und Braven
als Zufluchtsort bereit.

Bei Hochzeiten oder anderen Anlässen,
Bunten Abenden und Geburtstagsessen.
Um Glücklich drein zu schauen,
findet man sich hier,
Trinkt das ein‘ und andre Bier
Und feiert bis zum Morgengrauen
.

Du vereinst die Vereine
große und kleine,
Und 50 Jahre sind nun um
Bleib stets für uns Bitte
die goldene Mitte
als Häfler Gemeindezentrum
.

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