Schachenhorn – Vom wilden kampieren zum gepflegten Camping

Camping wurde Anfang des 20. Jahrhunderts sehr populär und ist mittlerweile eine weitverbreitete und intensiv genutzte Urlaubs- und Reiseform. Der Campingplatz „Schachenhorn“ liegt am wunderschönen Nord-Westufer des Bodensees. Er liegt am SeeEnde in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Aachried. Die Lage ist einzigartig.  Durch die langgestreckte Form campen nahezu alle Gäste am Wasser, eingerahmt durch einen Wald und das Naturschutzgebiet. Man spürt noch etwas vom wilden Campen vergangener Tage, was am „Schachenhorn“ natürlich längst nicht mehr gestattet ist.

Die Bezeichnung „Schachenhorn“ kommt einerseits vom mittelhochdeutschen Wort „Schachen“, was Strauchwald oder Buschwerk entlang von Seen und Flüssen bedeutet, andererseits von der Form des angrenzenden Schutzgebietes, welches wie ein Horn in sanft gebogener Form in das SeeEnde hineinragt. Es ist Teil der außergewöhnlichen topografischen Verlandungsstelle der Stockacher Aach.

Die bekannteste Halbinsel an einem Mündungsdelta ist wohl das „Golden Horn“, zwischen dem Bosporus und dem Marmarameer bei Istanbul. Ein historischer Vergleich des Goldenen Horns mit dem Schachenhorn verbietet sich von selbst und dennoch hat auch dieses Fleckchen Erde seinen besonderen Reiz und seine eigene geschichtliche Entwicklung.

Anfang des 20. Jahrhunderts war dieses Gebiet, wie viele andere auch, ein wilder Zeltplatz. Bei den Einheimischen bekannt unter der Bezeichnung „Honsel-Bädle“ entwickelte sich ab 1920 ein bescheidener Campingplatz. Jeder konnte zelten, wo und wie er wollte. Zufällig entdeckt oder durch Insider-Wissen, lagerte man im Freien und biwakierte in einfachen Zelten. 1952 entstand ein erster geordneter Bereich mit einem Pächter. Ein kleines Holzhäuschen war Kasse und Kiosk zugleich. Von Toiletten noch keine Spur, Strom war nicht vorhanden und der Platz in einem eher mäßigen Zustand.

Das änderte sich 1959, als Walter Schneider den Campingplatz vom Grundherrn Graf Bodman übernahm und über viele Jahrzehnte als Pächter tätig war. Wie ein Siedler in einem unerschlossenen Land, kamen sich Lilo und Walter Schneider vor, als sie mit den diversen Umbauten begannen. Mit großer Kraftanstrengung wurde über viele Jahre aus einer sumpfigen Wiese ein beliebter und ansehnlicher Ferienplatz gestaltet. Gräben wurden zugeschüttet, Bäume gepflanzt, Quellen neu gefasst, elektrisches Licht installiert und der kleine Kiosk erweitert. 1961 folgte der Bau einer für die damalige Zeit sehr modernen Toilette mit Warmduschen. 1965 wurde das Erweiterungsgelände im Westen erschlossen. Der Schritt zu einem komfortablen Campingplatz erfolgte 1972 mit dem Bau des Sanitärhauses mit allen bequemen Einrichtungen von den Duschen und zeitgemäßen Toiletten bis zu Spülbereich, Bügelraum und Waschmaschinen. Der Ausbau war nicht einfach, er rief regelmäßig Naturschützer auf den Plan.

So war jeder Schritt ein ständiges Ringen mit dem Natur- und Landschaftsschutz, ein immerwährender Kampf mit Behörden und Bürokratie um dieses kostbare Stück Uferland. In den Folgejahren wurde weiter modernisiert. Bessere Beleuchtungen, Stromanschlusskästen, Wasserentnahmestellen und der Anschluss an die Kanalisation. Schritt um Schritt formte sich der Campingplatz am SeeEnde zu einem international beliebten Ferienort, der heute noch einen etwas unorganisierten und damit wilden Eindruck macht. Vielleicht ist es aber genau diese Empfindung, die Besucher so schätzen, wenn sie die wunderschöne Aussicht über den See und das viele Grün genießen.

Die Zukunft des Campingplatzes stand Ende der 70er Jahre auf der Kippe, als unweit im Aach-Mündungsgebiet zwischen Bodman und Ludwigshafen ein Freizeit- und Erholungspark geplant war (siehe SeeEnd-Bericht „Vergnügungspark – nein Danke„). Durch massive Proteste aus der Bevölkerung, Naturschützern und Umweltbehörde wurde der Plan schließlich verworfen.

Heute zeigt sich der Campingplatz als kleines Juwel am SeeEnde. Mit maßvollen Erweiterungen und notwendigen Sanierungen verfolgt der Besitzer Johannes von Bodman, gemeinsam mit seinen Pächtern, eine rücksichtsvolle Integration in die bestehende Landschaft. Insbesondere die neuen, gemütlichen Wanderhütten fügen sich nahtlos in die Umgebung ein und finden großen Anklang. So gelingt der Spagat zwischen sanftem Tourismus und einem Naturschutzgebiet mit abgeschirmten Bereichen. Dieses einmalige Fleckchen Erde am SeeEnde ist und bleibt ein ganz besonderer und einmaliger Erholungsort für Mensch und Tier.

Über den Autor