Eines der bekanntesten Symbole unserer Zeit ist der dreizackige Mercedes-Stern. Er steht für die Motorisierung zu Lande, zu Wasser und in der Luft – jeder Zacken für ein Element.
Gottlieb Daimler wollte Motoren für Autos, Schiffe und Flugzeuge bauen. Seit 1910 ziert der Stern die Kühler und Motorhauben der Mercedes-Fahrzeuge, zunächst noch in der einfachen Form, ohne den umschließenden Kreis. Erst mit der Fusion der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) und Benz-Cie im Jahre 1926 wurde ein neues Logo eingeführt, welches sich, nach mehrfachen Veränderungen, heute noch auf den Fahrzeugen der Daimler-Benz AG findet.
Fast zeitgleich zu dieser Entwicklung gab es Überlegungen am SeeEnde, einen Landungssteg für Wasserflugzeuge zu errichten. Standort sollte das Hafengelände am Zollhaus sein, bei dem schon über Jahrzehnte zu Lande und zu Wasser viel Speditionsbetrieb und Güterverkehr zu verzeichnen war. Ein Wasserflugzeug würde den „Dreizack“ vervollständigen und insbesondere den immer stärker werdenden Tourismuszweig optimal beleben.
Am 25. April 1927 stellte die Gemeinde Ludwigshafen ein Gesuch an das Badische Bezirksamt mit Sitz in Stockach, darin die Bitte um die Verleihung des Rechtes zur Errichtung eines Landungssteges (Floß) für Wasserflugzeuge am Hafenplatz. Dem Gesuch vorausgegangen war eine Abstimmung im sogenannten „Bürgerausschuss“ am 24. März 1927, bei dem sich 41 Bürger dafür und drei dagegen ausgesprochen haben. Die Sache war beschlossen.
Eine genaue Beschreibung für den Verwendungszweck des Landungssteges, samt genauer Berechnung der Nutzlast und der geplanten Materialien, wurden vom Gemeinderat, stellvertretend durch Bürgermeister Karl Ott und Ratsschreiber Josef Ill, förmlich eingereicht.
Das Gesuch wurde am 15. Juni 1928 in einer Bezirksratssitzung des Badischen Bezirksamtes intensiv diskutiert, mit einigen Bedingungen und Auflagen versehen und daraufhin das Recht zur Errichtung und den Betrieb eines Landungssteges für Wasserflugzeuge am Hafengelände verliehen. Die Verleihungsurkunde wurde am 26. Juli 1928 erstellt und beglaubigt an das hiesige Bürgermeisteramt übergeben. Nun stand der Entwicklung eines Regionalflugplatzes und der Vision einer „dreidimensionalen“ Tourismus-Hochburg fast nichts mehr im Wege. Der letzte Weg zur Luft, neben Land und Wasser, war mit diesem Steg erschlossen.
Das Floß wurde gebaut und zwar an der Stelle, wo sich die Segel- und Motorbootschule Ludwigshafen befindet. Überwacht wird heute das historische Plätzchen von der Hermes-Statue in unmittelbarer Nähe.
Für Planung, Gesuch und Genehmigung gibt es reichhaltig Dokumente. Das Floß war 8 Meter lang und 2 m breit. Es war mit 6 fest verbundenen Fässern, zwischen zwei kräftigen U-Eisen, am freitragenden Ende gelagert. An der Uferböschung wurde das ganze Konstrukt mit zwei massiven Steckbolzen befestigt. Mit einem Eigengewicht von 600 kg konnte es weitere 300 – 350 kg Last aufnehmen.
Leider fehlen uns genauere Berichte und Bilder von der Nutzung und Akzeptanz des Flugbetriebes. Aus diesem Grund ist das Titelbild in diesem Beitrag eine Fotomontage, die der Realität wohl sehr nahekommt, denn das Floß ist echt und mit etwas Feinblick gut zu erkennen. Wir können davon ausgehen, dass zu der damaligen Zeit das Interesse am SeeEnde und am gesamten Überlinger-See beträchtlich war, wie uns ein Antrag von der Luftverkehrs-Gesellschaft Konstanz belegt. Diese richtet am 19. Mai 1933 die große Bitte an unsere Gemeinde, den Wasserflugbetrieb im Interesse des Fremdenverkehrs nach Möglichkeit auszubauen. Erklärtes Ziel war, mit diesem Standort Rundflüge am und um den Bodensee anzubieten. Zu diesem Zweck erhielt die Gesellschaft ein neues Wasserflugzeug Typ Dornier-Delphin mit mindestens 8 Sitzplätzen für Passagiere. Delphin war ein einmotoriger Schulterdecker aus Ganzmetallbauweise, mit einer Spannweite von 19,6 Meter und einer Länge von 14,35 Meter. Die Kosten für einen touristischen Rundflug lagen bei ca. 12 Mark. Ein Flug z.B. von Konstanz nach Karlsruhe betrug 15 Mark. Für die damaligen Verhältnisse ein stolzer Preis, wie auch der Kur- und Verkehrsverein monierte. Wann und warum der Flugbetrieb exakt eingestellt wurde, konnten wir bisher dem Archiv nicht entlocken. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der Betrieb Mitte bis Ende der 1930er (1936/ 37) ausgesetzt bzw. eingestellt. Nach Kriegsende waren Flugbewegungen, insbesondere mit Maschinen des Typs Dornier, von den Besatzungsmächten untersagt. An den Flughafen Ludwigshafen/ See erinnert heute leider nichts mehr.
Das Floß war so konstruiert, dass es über die Wintermonate zu Wartungszwecken abgebaut werden konnte. Nach der Winterlagerung wurde es im Frühjahr wieder zu Wasser gelassen.