Die Nachricht von Bill Ramseys Tod am 2. Juli diesen Jahres ruft uns das Gastspiel in Erinnerung, das der Sänger in den 1980er Jahren in Ludwigshafen hatte. Zu dieser Zeit war Michael Noll – in Ludwigshafen weit mehr bekannt als „Nolli“ – Wirt des Kronenkellers. Unter ihm entwickelte sich das Lokal zu einem beliebten Musik-Club, in dem immer wieder Live-Bands auftraten.
Der legendärste Auftritt, den der Kronenkeller je erlebte, war der Auftritt von Bill Ramsey. Nicht nur Nolli und seine Gäste, sondern auch Bill Ramsey haben dieses Ereignis im Kronenkeller in Ludwigshafen sicher in bleibender Erinnerung behalten.
Eigentlich war Bill Ramsey Jazz-Musiker. Doch in seiner Wahlheimat Deutschland, wurde er im Schlager-Genre bekannt, mit Titel wie „Souvenirs-Souvenirs“, „Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanz-Truppe“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ oder „Pigalle, die große Mausefalle“. Er hatte zahlreiche Auftritte in Fernsehshows und wirkte auch in ca. 30 Filmen mit, in denen er oft komische Rollen spielte und meist auch Gesangseinlagen hatte.
Die Show im Kronenkeller fing alles andere als gut an, denn Bill war mit dem Hotel, welches sein Management für ihn gebucht hatte, nicht zufrieden. Deswegen musste erst noch eine andere Unterkunft gesucht werden. Dadurch verzögerte sich der Beginn des Auftritts deutlich. Statt, wie geplant um 8 Uhr, begann Bill Ramsey mit seiner 4-Mann-Combo um 10 Uhr.
Die Begeisterung des Publikums über Bills Auftritt hielt sich in Grenzen. Denn er widmete ihn ganz seiner persönlichen musikalischen Vorliebe, dem Jazz, und kümmerte sich wenig um die nostalgischen Erwartungen seiner Zuhörer, die gerne die alten, beliebten Schlager gehört hätten, für die er berühmt war. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, dass Ramsey zeitlebens eher eine Karriere als Jazz-Sänger, denn als Schlager-Komiker angestrebt hatte.
Aber es entwickelte sich dennoch ein launiger Abend und Bill jazzte bis um halb zwei Uhr in der Früh.
Weil es im gutbesuchten Kronenkeller gegen Mitternacht an Frischluft mangelte, öffnete „Nolli“ die Eingangstür.
Allein der Nachbar, Franz Lindenmayer, besser bekannt als „Schlosser-Franz“, war von dieser Maßnahme überhaupt nicht begeistert, denn er sah durch sie sein Recht auf Nachtruhe verletzt. Irgendwann wurde es ihm zu bunt. Er schlurfte im Schlafanzug in den Kronenkeller und schimpfte lauthals, ob sie denn jetzt nicht endlich leise sein könnten, er wolle schlafen.
Bill Ramsey stand in diesem Moment gerade an der Bar, weil die Band eine Pause machte oder das Konzert vielleicht bereits fertig war. Es wird behauptet, der „Allerwerteste“ des Schlagerstars hätte daraufhin mit dem Holzbein des aufgebrachten Nachbarn Bekanntschaft gemacht. Da dies jedoch weder zu einer Anzeige, noch zu einem Eintrag im Strafregister wegen Tätlichkeit oder Körperverletzung geführt hat, sollte man dieses Detail als dramatisierende Übertreibung werten. Dem damals bereits deutlich ergrauten Bill Ramsey hielt der Schlosser-Franz zum Schluß noch lauthals vor: „Und Du, aalte Simpel, machsch do au no mit!“
Das war Bill Ramsey so wohl noch nicht passiert. Deshalb ging er aus dem Kronenkeller hinaus und sinierte vor seinem Auto frustriert darüber, wie es dazu kommen konnte. Da klopfte ihm dann ein nach Hause gehender Konzertgast ermutigend auf die Schulter und sagte: „Mach Dir nichts draus. So schlecht wared ihr gar it!“
Es ist davon auszugehen, dass dieser Abend Bill Ramseys Gemüt noch lange bewegte, musste er doch erkennen, dass die Trauben des Ruhms selbst in einem kleinen Ort wie Ludwigshafen verdammt hoch hängen.