Wer am SeeEnde wohnt, kann sich regelmäßig an der herrlichen Natur und der morgendlichen Ruhe erfreuen. Menschen sitzen auf ihren Balkonen oder Terrassen, um ihr Wochenend-Frühstück zu genießen, bevor die Ruhe durch die gewöhnlichen Tagesgeräusche abgelöst wird. Doch es gibt Momente, da wird diese Ruhe empfindlich gestört, denn plötzlich gibt es, wie aus dem Nichts mehrere Explosionen und irgendwo im Dorf steigt Rauch auf. Nach dem ersten Schrecken wird dann auch mal unwissentlich von „Zugezogenen“, die das Gehörte nicht richtig einordnen können, zum Handy gegriffen und die Feuerwehr alarmiert. Diese fährt dann in Windeseile zum angegeben Ort, findet dort einen sichtlich überraschten aber gut gelaunten Kanonier mit seiner Kanone vor, der gerade ein Traditionsfest mit Böllerschüssen eröffnet hat.
Woher kommt eigentlich die Tradition des „Böllern“?
Das Böllerschießen lässt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen und wurde 1377 das erste Mal urkundlich erwähnt. Ursprünglich wurde es angewandt, um Geister und Dämonen zu vertreiben. Im Laufe der Zeit wurde dann auch bei Beerdigungen von Veteranen, bei kirchlichen Hochfesten und besonderen Ereignissen mit Böllern salutiert. Die erste Erwähnung des „Böllern“ in Ludwigshafen/Sernatingen erscheint in einem Zeitungsbericht von 1826, anlässlich der Einweihung des Hafens von Sernatingen. In Bodman wird im Jahre 1847 erwähnt, dass das Bürgermilitär aus Bodman bei einer Firmungsfeier anwesend war. Da auch die Firmung ein kirchliches Hochfest ist, liegt die Vermutung nahe, dass auch hier geböllert wurde. Die meisten „Böllerschützen“ sind ein Teil von Schützenvereinen oder in eigenen Vereinen zusammengeschlossen. In unserer näheren Umgebung z.B. in Sipplingen findet man die Kanoniere in der Bürgermiliz, auch in Nußdorf gibt es die „Badischen-Böllerschützen“. In fast jedem Ort am Überlinger See und dessen Hinterland findet man eine gemeindeeigene Kanone. Hier sind die Böllerschützen meistens in keiner Vereinigung, sondern üben das Amt des Gemeindekanoniers ehrenamtlich aus.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das „Böllern“ zu Hochfesten immer weniger, während es früher zu Flurprozessionen, an Fronleichnam, an Weihnachten und Sylvester regelmäßig böllerte. Heutzutage beschränkt sich das regelmäßige „Böllern“ bei kirchlichen Hochfesten auf die Fronleichnamsprozession in Sipplingen, in Bodman vor Beginn der Flurprozession, sowie dem Schutzengelfest in Espasingen. In Ludwigshafen werden die traditionellen Veranstaltungen Hafenfest, Häfler-Seefest, Dorfhock der Feuerwehr Abteilung Ludwigshafen und der Mai-Hock der Feuerwehr Abteilung Bodman mit Böllerschüssen eröffnet. Außerdem wird zu besonderen Anlässen geböllert. Hierzu gehören zum Beispiel die Amtseinführung und Verabschiedung des Gemeindeoberhauptes, sowie andere als wichtig und ehrenhaft eingestufte Anlässe in unserer SeeEnd-Gemeinde.