Sehr früh schon, nämlich im Jahre 1294, ist eine Fähre von Sernatingen erwähnt.
Das Verzeichnis der spitälischen Untertanen von 1793 führt bei Sernatingen drei Schiffsmänner auf, die mit großen „Lädinen“ Frucht in die Schweiz und nach Vorarlberg fuhren. So sprechen wir, zwar zu Beginn im kleinen Stil, aber schon seit mehr als 600 Jahren von einem Warenumschlagsplatz am heutigen Zollhaus.
Der auschlaggebende Anlass zum Hafenbau in Sernatingen ist untrennbar mit dem Namen des 1810 nach Sernatingen berufenen Lehrers Carl Zyriak Hamma verbunden. In Sernatingen versieht der noch junge Lehrer aus Mülheim bei Tuttlingen ab 1810 den Schuldienst in der Gemeinde. Seine unstillbare Idee war es, aus Sernatingen einen höchst bedeutenden Güterumschlagplatz am nördlichen Ufer des badischen Teils des Bodensees entstehen zu lassen und daraus sollen dem noch jungen Staat sehr bald interessante Zolleinnahmen erwachsen.
Vom damaligen Adlerwirt Matthias Ill erwirbt er ein dreistöckiges Wohn- und Gasthaus, dem auch Gaststallungen angeschlossen sind. Hier existierten bereits ein kleiner Güterumschlag und ein veralteter Fährbetrieb, den Matthias Ill betrieben hatte.
Beim Seekreis-Direktorium Konstanz und im fernen Karlsruhe findet der Vorschlag großen Beifall und Unterstützung und stellt im Jahre 1816 dem Lehrer Hamma spontan ein Zollprivileg in Aussicht. Im Jahre 1818 erhält er schließlich von Großherzog Carl für 3 Jahre das Alleinrecht zur Ausübung der Spedition in Sernatingen. Die Geschäfte sind von glückhaftem Erfolg und der Spediteur, die Gemeinde und Karlsruhe machen ausgezeichnete Geschäfte, die durch die guten Verkehrsverbindungen von und nach Stockach begünstigt wurde.
Zu dieser Zeit gibt es noch keinen Hafen. Ein sogenannter Schiffsdamm, zum Schutze und für die Be- und Entladung der Segelschiffe bestimmt, ist schon vorhanden. Er besteht zwar mehr aus einem Haufen aufeinander geschütteter großer und kleiner Steine, die ursprünglich wahrscheinlich fachgerecht in einem festen Verbund aufeinandergeschichtet waren, um dem vom Sturm aufgepeitschten Wasser kräftigen Widerstand zu leisten.
Nach Angaben des Stadtrentamts Überlingen im März 1823 soll an diesem Damm die letzte Reparatur in den Jahren 1805/1806 erfolgt sein. Ca. 15 Jahre später dürfte davon kaum mehr als eine ruinenhafte Aufschüttung übriggeblieben sein. So ist nur zu verständlich und mittlerweile auch allgemeine Auffassung geworden, dass mit diesen veralteten Anlagen insgesamt ein Speditionsplatz nicht erfolgreich sein kann, der zudem noch mit denen in Friedrichshafen in Konkurrenz steht, von dem es heißt, dass er vorzüglich ausgerüstet sei.
Erste Pläne für eine Sanierung der Sernatinger Hafenanlage liegen im Januar 1821 vor.
Genau ein Jahr später ist das Projekt in Karlsruhe im Gespräch. Aber erst als sich das Seekreis-Direktorium im September 1823 der Sache ernsthaft annimmt und in einer sehr ausführlichen Darstellung die Unerlässlichkeit eines neuen Hafens in Sernatingen überzeugend und packend dem Innenministerium anzutragen weiß, wird das Bauvorhaben mit Leben erfüllt. Sozusagen als Nebensache wird darin auch schon die Herstellung eines neuen Lagerhauses angedeutet.
In aller Eile wird im Februar 1824 der Karlsruher Oberingenieur Rochlitz nach Sernatingen in Marsch gesetzt, mit dem Auftrag, „Pläne und Kalkulation zur Ausführung des Dammes zu entwerfen und dann sofort mir der Arbeit zu beginnen“. Ab Ende März werden die ersten Arbeitsverträge mit den Handwerkern abgeschlossen. Der große Platz am See wird in eine langfristige Baustelle umgewandelt. Dann folgen die Bauarbeiten von Juli 1824 bis einschließlich Juli 1825. In dieser Zeit entsteht ein ca. 75 Meter langer, in Richtung Halde etwas abfallender Damm (Anlandebrücke) aus drei Teilen mit Holzbeplankung, den äußeren Teil innerhalb vier Verankerungen schwimmend gemacht, um sich jedem Wasserstand anzupassen.
Eine Palisadenwand, die aus einer dreifachen Pfahlreihe besteht und insbesondere wegen der Sicherstellung des Dampfschiffes gefordert wird, kommt dazu.
Nachdem der Dammbau vollendet, die Ufermauer vor dem jetzigen Zollhaus fertiggestellt war und das Dampfschiff „Max-Joseph“ seit Mai 1825 regelmäßig Fahrten zum Speditionsplatz Sernatingen unternimmt, mit einem einzigen Zwischenhalt in Überlingen, denkt man in Karlsruhe über eine feierliche Eröffnung dieser Anlagen nach.
Am 16. August 1826 meldet Oberingenieur Rochlitz von Sernatingen aus die endgültige Vollendung der Bauten nach Karlsruhe. Der seit einigen Jahren üblich gewordenen Tradition besondere Bauten durch geeignete Namensgebungen auszuzeichnen, soll der Hafen zu Sernatingen in „Ludwigs-Hafen“ getauft werden, als dem aller-höchsten Namensfest Seiner Königlichen Hoheit, Großherzog Ludwig, so geschehen im August 1826.
Der Speditionsplatz entwickelte sich mehr und mehr und zog weitere Investitionen nach sich, wie z.B. der Bau eines neuen Zollamtes (1838), der Neubau der Hafen-Schutzmauer (1847) und die grundlegende Sanierung der Kaimauer vor dem Zollgebäude (1878).