Der schwarze Schwan vom Seeende

Der weiße Höckerschwan ist wahrscheinlich das Tier, das am meisten mit dem Bodensee verbunden wird. Obwohl der Höckerschwan nicht nur am Bodensee vorkommt, sondern an vielen Seen heimisch ist, steht er vermutlich nicht zuletzt wegen des bekannten und beliebten Bodenseelieds von der „Fischerin vom Bodensee“, die vom „weißen Schwan“ durch den blauen See dahin gezogen wird, als Sinnbild für den Bodensee.

Man braucht sich wahrlich für den Schwan als Bodenseesymbol nicht zu schämen. Der Schwan ist nämlich auch ein Symbol für die Liebe. Es heißt, dass Schwäne monogame Tiere sind und sich ein Leben lang treu blieben. Bei Hochzeiten oder z.B. in Hotelbetten gehobener Hotels verkünsteln sich deshalb die Hotelmitarbeiter*innen, indem Sie Servietten oder Bettdecken in Schwanenform aufdrappieren und den Gästen damit ein schönes Liebessymbol anheimstellen.

An unserem schönen Seeende sind Schwäne natürlich auch beliebte Anwohner und werden von den Besuchern gern gefüttert. Schwäne haben keine Angst vor Menschen. Sie kommen an Land und bewegen sich mit durchaus mühsamem Watschelgang durch Menschengruppen und können auch durchaus herausfordernd vor Menschen stehen bleiben und etwas Essbares einfordern.

Dabei kann man vor diesem imposanten Vogel durchaus Angst bekommen. Trotz ihres schwerfälligen Gangs, wenn ein Schwan mal nah genug ist, dass er einen mit dem Schnabel erreichen kann, dann ist er mit seinem langen Hals auch flink genug, um einen irgendwo zu kneifen.

Zur Zeit findet man ein völlig neues Verkehrsschild am Seeende: Achtung „querende Schäne“ ist auf einem Schild auf der Espasinger Straße zwischen Bodman und Ludwigshafen zu lesen. Eine Schwanengruppe oder Großfamilie hat sich ein Stück abseits des Sees neben der Landstraße niedergelassen und quert gelegentlich die Landstraße, was für alle Seiten nicht ungefährlich ist.

Im Jahr 2015 ließ sich für einige Monate ein schwarzer Schwan am Seeende, genau genommen im Stockacher Hafen, nieder.

Ein schwarzer Schwan kommt selten vor. Der Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb beschrieb in seinem Bestseller „Der schwarze Schwan“, den schwarzen Schwan als ein „historisches, ökonomisches, wirtschaftliches oder persönliches Ereignis, das von Beobachtern einerseits nicht vorhergesagt wurde, andererseits massive Folgen hat“. So dramatisch war es für Ludwigshafen nicht, als auf einmal dieser schwarze Schwan seine Bahnen durch den See zog.

Werner Stegen freundete sich mit dem seltenen Vogel an. Wenn in der Nähe des Waschplatzes der schwarze Schwan Werner Stegen kommen sah, dann kam er ihm entgegen, um sich mit ihm auszutauschen oder um etwas zum Naschen abzugreifen oder um an seinen Schuhen zu knabbern. Der schwarze Schwan entwickelte sich natürlich zu einer Sehenswürdigkeit. Doch eines Tages war er wieder weg, so plötzlich, wie er gekommen war. Werner Stegen recherchierte, wo er hergekommen sein könnte und wohin es ihn wohl verschlagen hat. Dabei fand er heraus, dass es im Tierpark der Lochmühle in Eigeltingen schwarze Schwäne gab, aber dort wurde keiner vermisst.

Einige Tage, nachdem er in Ludwigshafen nicht mehr zu sehen war, wurde er offensichtlich im Hafen von Unteruhldingen gesichtet und entwickelte sich dort zur Attraktion.

Schwarze Schwäne kommen übrigens aus Australien, dort gibt es eine Population von ca. 1 Mio. Tiere. Nachdem Australien von den Europäern entdeckt wurde, wurden einige schwarze Schwäne als Attraktion für die Parks von Adelsschlösser nach Europa gebracht.

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