Wolfgang Martin Schede – Ein künstlerisches Multitalent

In der Präsentation auf der Umschlagklappe der Bücher des Autors Wolfgang  Martin Schede wird einleitend gerne erwähnt, dass der Reformator Martin Luther (1483-1546) und Paulus „Melissus“ Schede (1539-1602), einer der bedeutensten Gestalten der neuhochdeutschen Dichtung des 16. Jahunderts, zu seinen Vorfahren zählen. Ob dies eine Begründung für Schedes schriftstellerisches und künstlerisches Talente sein soll, sei dahingestellt.

Wolfgang Martin Schede war ein Multitalent. Er experimentierte mit vielen künstlerischen Genres, ohne dass daraus ein gesichertes Einkommen entstanden wäre. So schrieb er einmal: „Wenn andere zu Mittag aßen, knabberten wir an einem Stück Brot, um dem schlimmsten Hunger zu begegnen.“

Schede war Tänzer, Ballettmeister, Schriftsteller, Zeichner und Fotograf. 1923 gründete er  in Bonn das „Institut für ästhetische Körpererziehung“  und 1924 in Köln die „W.M.Schede-Schule für Bewegungskunst“.

In den 1930er Jahren war es insbesondere die Fotografie, die den vielseitig begabten Schede interessierte. Er konnte mit Auftragsarbeiten ein Einkommen erzielen und von 1935 bis 1939 in Stuttgart ein „Werbe-Photo-Atelier“ betreiben, das für Württemberg und Baden eine Vorreiterstellung in der Farbfotografie innehatte. Später führte er mit mit einem Kollegen eine eigene Puppenbühne am Römerberg in Frankfurt am Main bis zur deren Ausbombung.

Aufsehen erregte im Bühnenbereich sein Werk „Die Liebe und der Tod„, das 1946 unter dem Titel Goyescas in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt wurde.

Nach dem Krieg verlagerte Schede seinen beruflichen Schwerpunkt aufs Schreiben und Übersetzen. Eigene Lyrik, Dramen, Romane, Novellen, Essays, Sach- und Bildbände, Fernsehspiele, Puppen- und Märchenspiele, Hörspiele und Schulfunksendungen für den Südwestfunk, Radio Bremen, Radio Zürich, Radio Bern, Radio Salzburg, RAI Italia, Norddeutscher Rundfunk.
Die Vielseitigkeit seiner Begabungen und Tätigkeiten mag der Grund dafür sein, dass ihm in keiner von diesen nachhaltiger und wohlverdienter Ruhm zuteilgeworden ist.

1898 in Stuttgart geboren, verbrachte er seine Jugend- und Studienjahre in Bonn, Straßburg und schließlich wieder in Bonn und Köln. Er arbeitete u.a. in Frankfurt, München und Berlin. Nach langen Jahren des Umherwanderns fand Schede nach dem Krieg am Bodensee seine Heimat, anfangs in Hödingen und Süßenmühle und schließlich in Bodman-Ludwigshafen. Er erwarb auf dem Kronbühl, oberhalb der  Sommerhalde ein Stück Land, auf dem sich ein altes Winzerhäuschen befand. Dieses baute er für sich und seine dritte Frau zu einer bescheidenen Wohnung aus, die er „Pappelklause“ nannte.  Nachbarn, die das Ehepaar dort besuchten, erzählten, man hätte durch die Astlöcher des Holzes ins Freie sehen können. Heute sucht man den Ort vergebens.

Auf Vorschlag des Bundespräsidialamtes in Bonn wurde Wolfgang Martin Schede am 23. August 1974 durch den Regierungsvizepräsidenten Dr. Bittighofer mit dem Bundesverdientskreuz ausgezeichnet. An der schlichten Zeremonie in seiner Wohnung nahmen neben seiner Frau noch die Bürgermeister von Bodman und Ludwigshafen, Paul Hasler und Hans Klingler, sowie Regierungsdirektor Dr. Habel vom Landratsamt Konstanz teil.

Am 4. Januar 1975 setzte Schede, fast erblindet, seinem bewegten und häufig entbehrungsreichen Leben in seiner „Pappelklause“ ein Ende, ein Vierteljahr nach dem Tode seiner Frau.

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