Vornamen in Bodman und Ludwigshafen im Wandel der Zeit.

In den 80er Jahren befasste sich Gertrud Reinhardt aus Überlingen mit Vornamen, die sie in einer internationalen Studie verfasste. Sie sammelte in den Orten am Überlinger See Vornamen der Bewohner bis zum Jahre 1900, die sie in Urkunden, Geburtsregistern und insbesondere in Kirchenbüchern fand. Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahre 660, in der Herzog Gunzo und andere alemannische Herzöge genannt werden. Ziel der Sammlung dieser Namen war eine Untersuchung des Bistums Konstanz auf die Namensgebung in früherer Zeit. Gertrud Reinhard durchforstete auch die Kirchenbücher in Bodman und Ludwigshafen und hat ab dem Jahre 1512 die am meisten gebräuchlichen Vornamen gesammelt.

Gertrud Reinhardt

Man nimmt an, dass christliche Vornamen nach 1100 allgemein Sitte wurden. Zunächst standen nur hebräische, griechische und lateinische Bibel- und Legendennamen zur Auswahl. Zum Beispiel Petrus, Jakobus und Johannes. Johannes ist in Bodman im 13. Jahrhundert durch Urkunden nachweisbar. Die Kirchenbücher werden in Bodman und Ludwigshafen ab 1612 geführt. Vor dieser Zeit sind es Urkunden aus denen zu folgern ist, dass dort, wo ein Heiliger verehrt wird, sein Name vertreten ist. Im späten Mittelalter ist ein anderer Grund für die Namensgebung anzuführen. Es wütete die Pest mit Millionen von Todesopfern. Das führte zur Buße und zur besonderen Verehrung der 14 Nothelfer und zur Wahl ihres Namens als Schutzpatron.

Die 14 Nothelfer. Gemälde aus der Kapelle Mülheim-Kärlich (16. Jahrhundert)

In Bodman findet man ab 1512 folgende männliche Vornamen am häufigsten: Adam, Andreas, Anton, Benediktus, Franz, Georg, Jakob, Johannes, Josef, Kaspar, Konrad, Markus, Martin, Matthäus, Michael, Petrus, Philipp, Sebastian, Simon, Thomas, Ulrich, Urban und Zeno.
In Ludwigshafen (Sernatingen) finden sich ab 1612 bis 1899 folgende männliche Vornamen am häufigsten: Adam, Ägidius, Andreas, Anton, Balthasar, Bartholomäus, Bernhard, Christian, Christoph, Dominikus, Ferdinand, Fridolin, Nikolaus, Othmar, Paul, Peter, Rupert, Sebastian, Thomas, Ulrich und Wilhelm.

Von den weiblichen Vornamen wurden über die Jahrhunderte hinweg in Bodmann folgende am häufigsten   gewählt: Adelheid, Agatha, Agnes, Anna, Apollonia, Barbara, Christina, Elisabeth, Eva, Franziska, Helena, Ida, Katharina, Kunigundis, Magdalena, Margarethe, Othilia, Sybilla, Ursula, Veronika und Walburga.
In Ludwigshafen (Sernatingen): Adelheid, Agatha, Anastasia, Anna, Anna-Maria, Antonia, Barbara, Brigitha, Cäcilia, Christina, Elisabeth, Eva, Franziska, Martha, Regina, Rosina, Sabine, Theresia, Ursula, Verena, Veronika und Walburga.

Sowohl in Bodman als auch in Ludwigshafen steht der Name Maria von 1690 bis 1899 immer an erster Stelle. Das Kloster Frauenberg wurde 1309 Maria, Patronin der Zisterzienser geweiht. Aus Ehrfurcht vor dem Namen der Mutter Jesu wurde Maria erst im 15. Jahrhundert in größerem Umfang gebräuchlich, trat jedoch sofort seinen unbezwingbaren Siegeszug an.

Die Vornamen hier am SeeEnde waren , wie in der ganzen Region am Überlinger See, geprägt durch biblische- und legendäre Namen, der Verehrung der 14 Nothelfer in Zeiten von Notlagen, durch Heiligsprechung von Märtyrer und Ehrerbietung für Namen von Kaisern, Königen und Bischöfen.

Anfang der 90er Jahre waren Vornamen dann auch geprägt durch Modewellen, die stark durch die europäischen Vernetzungen entstanden sind. Hier ist insbesondre der französische Einfluss zu nennen. Insgesamt zeigt sich, dass Vornamen der letzten 500 Jahre nicht nur individuelle Entscheidungen waren, sondern auch ein Spiegel der Zeit und Kultur. Die Beliebtheit von Vornamen spiegelt den gesellschaftlichen Wandel wider. Aktuell sind Emma, Ben, Mia, Noah und Liam beliebte Namen.

Bei einer internen, nicht repräsentativen Umfrage im Redaktionsteam, waren: Andreas, Jürgen, Daniel und Victor auf den vorderen Plätzen der Beliebtheitsskala, keine Überraschung.

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