„Klimagutachten 1973 für Ludwigshafen – Coole Fakten in einer heißen Debatte!“

Müssen wir den Pinguin bald in den Kühlschrank stellen, denn dort, wo er lebt, bringt ihn der Klimawandel in höchste Gefahr. Dasselbe gilt für die Eisbären, denn die Polkappen schmelzen und verkleinern seinen Lebensraum dramatisch.
Der Klimawandel ist unbestritten eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und betrifft uns alle. Die steigenden Temperaturen, extreme Wetterereignisse und schmelzende Gletscher sind alarmierende Anzeichen dafür.

Die Klimakrise ist kein neues Phänomen. Er beschreibt die langfristigen Veränderungen von Faktoren wie der Temperatur, des Niederschlages und der Meeresströmungen und werden seit Jahrzehnten in zahlreichen Studien und Beobachtungen weltweit nachgewiesen.
Aber eines ist neu! Die Veränderungen geschehen in kürzeren Abständen und in höherer Intensität und die Fieberkurve der Erde zeigt deutlich nach oben.

Auch bei uns am „SeeEnde“ war das Thema „Klimabeurteilung“ im Mai 1973 bereits ein zentrales Thema. Ende der 50er Jahre stieg das Verkehrsaufkommen in Ludwigshafen stetig an. Die Menschen konnten sich durch das beginnende Wirtschaftswunder Auto und Urlaub leisten und bewegten sich in Massen in Richtung Süden. Außerdem wurde der Bodensee zu einem beliebten Naherholungsgebiet, was noch mehr für dicke Luft sorgte.

Bereits Anfang der 60er Jahre wurde intensiv über den Bau einer Autobahn von Singen nach Friedrichshafen diskutiert, um auch das gefürchtete Verkehrsnadelöhr in Ludwigshafen zu beseitigen. Kilometerlange Staus in alle Richtungen waren an der Tagesordnung, brachten viel Lärm und schlechte Luftqualität für Einheimische und Urlauber mit sich.
So wurde Anfang 1973 ein Klimagutachten an das „Deutsche Wetteramt Freiburg“ vergeben, um mit stichhaltigen Zahlen, fundierte Argumente für eine geforderte Ortsumfahrung zu liefern.

Im Mai 1973 wurde das Klimagutachten durch die Medizinmeteorologische Forschungsstelle Freiburg eingereicht.  Anhand von Ortsbesichtigungen und Messungen wurde eine Klimabeurteilung für den Ort durch die stark frequentierten Bundestraßen B31 und B34 erstellt und brachten wichtige Erkenntnisse über die lokalklimatischen und lufthygienischen Verhältnisse.
Begutachtet wurden insbesondere die Temperaturverhältnisse, da der Bodensee eine große spezifische Wärmekapazität aufweist, die im Winter zu etwas niedrigen Temperaturen führt, andererseits im Sommer aber zu mehr Wasserdampfproduktion neigt und damit zu mehr Schwülebelastung. Das Gutachten spricht zu dieser Zeit von im Schnitt 96 Frosttagen und von 4 heißen Tagen mit mehr als 30 Grad. Das Auftreten einer geschlossenen Schneedecke ist an 39 Tagen zu erwarten, mit einem Maximum im Januar. Bei der Sonnenscheindauer verzeichnet das Gutachten eine Jahressumme von 1640 Stunden, davon 230 Stunden im Juli. Im Herbst und Winter bilden sich häufig Nebelfelder aus, die die Sonneneinstrahlung verhindern. Der Wind kommt vorherrschend aus Südwest bis West. Daneben besteht eine thermische Zirkulation, die tagsüber eine Strömung vom See zum Land und nachts eine entgegengesetzte Richtung bewirkt.

Die wichtigste Messung, die Luftreinheit, wurde mittels „Scholz`schem Kernzähler“ und dem „Gravikon-Staubmessgerät“ durchgeführt. An drei Messpunkten wurden folgende Werte gemessen:
Rathausstraße 28.000 Kerne/cm³ und 266 Mikrogramm Staub/ cm³, im Kurpark 3.500 Kerne/cm³ und in der Kronbühlstraße 3.000 Kerne/ cm³. Da die Bundestraße direkt am alten Rathaus vorbeiführt wurden dort, bei viel Verkehr, deutlich höhere Messwerte verzeichnet. Zusammengefasst heißt es im Gutachten: „Der Durchzugsverkehr stellt eine erhebliche Störungsquelle für Einheimische und Urlauber dar. Die natürliche Durchlüftung, die durch die thermische Wirkung des Bodensees vorhanden ist, reicht nicht aus, um die Luftqualität an den Bundesstraßen entscheidend zu verbessern. Aufgrund der Messwerte ist eine „Prädikatisierung“ zum Erholungsort nicht möglich.  

Die Autobahn A81 kam im Jahre 1982, nach langem Ringen auch die Umgehungsstraße B31-neu, im Jahre 1995. Was ohne diese Umgehung für eine Staub-, Lärm und lokalklimatische Belastung in unserem Ort wäre, können wir nur punktuell nachempfinden, wenn die B31-neu vorübergehend gesperrt ist.

Wenn wir heute ein ähnliches Gutachten, wie vor 50 Jahren erstellen würden, könnten wir eine deutliche Änderung der Messwerte feststellen. Der Klimawandel ist auch bei uns spürbar. Dass es ein wichtiges Thema für die Bürgerinnen und Bürger unserer Doppelgemeinde ist, zeigt die Umfrage (Januar 2024) zum visionären Leitbild 2035, angestoßen von Bürgermeister Christoph Stolz.
Es liegt an uns, gemeinsam Lösungen zu finden, um unseren Planeten zu schützen und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu sichern.

Anbei finden Sie das Klimagutachten, detailliert und im Original.


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