Aus aktuellem Anlass ist dieser Beitrag der Partnerschaft zwischen der Stadt Mügeln in Sachsen und der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen gewidmet.
Denn der 3. Oktober ist im Einigungsvertrag von 1990 zum gesetzlichen Feiertag in Deutschland bestimmt worden, dem „Tag der Deutschen Einheit“. Als deutscher Nationalfeiertag erinnert er an die deutsche Wiedervereinigung, die mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 vollendet wurde.
Als „Deutsche Einheit“ wird historisch seit dem frühen 19. Jahrhundert das Bestreben bezeichnet, die deutschen Länder in einem Staat zusammenzuführen.
In der neue Präambel des Grundgesetzes heißt es: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben. Die Deutschen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk.“
In der ursprüngliche Präambel des Grundgesetzes vom 23. Mai 1949 war noch die Rede, dass die neue Ordnung nur für eine „Übergangszeit“ gelte und dass die verfassungsgebende Gewalt auch für jene Deutschen gehandelt hat, denen mitzuwirken versagt war.
Bereits ein Jahr nachdem die Wiederverinigung durch den Beitritt der fünf neuen Länder zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland staatsrechtlich vollzogen worden war, fanden erste Kontakte zwischen dem Landkreis Konstanz und dem Landkreis Oschatz in Sachsen statt.
Gotthard Deuse, Alt-Bürgermeister von Schweta und Mügeln erinnert sich:
Ich, Gotthard Deuse, wurde im Mai 1990 zum Bürgermeister der Gemeinde Schweta gewählt. Im 1991 reisten der Landrat Maus und mehrere Bürgermeister des Landkreises Konstanz nach Sachsen in den Landkreis Oschatz. Ziel der Reise war es, mit den neugewählten Bürgermeister des Landkreises Oschatz über eine neue Art der Kommunalpolitk, die es zu DDR Zeiten nicht gab, zu sprechen. An der Gesprächsrunde nahmen Bürgermeister Werner Debis aus der Gemeinde Bodman- Ludwigshafen und Bürgermeister Manfred Seiler aus der Stadt Engen sowie einige Bürgermeister des Landkreises Oschatz teil. Ich gehörte auch dazu. Wichtige Themen waren, wie erstelle ich einen Haushaltsplan auf, wie komme ich an Fördermittel heran und welche Satzungen sind wichtig, um nur einige zu nennen. Nachdem die Delegation des Landkreises Konstanz wieder abgereist war, mussten wir Bürgermeister mit unseren Gemeinderäten allein zurecht kommen. Das war natürlich nicht einfach und brauchte Zeit in der Umsetzung. Mit viel Einsatz wollten wir die neue Kommunalpolitik umsetzen. Im Februar 1991 schrieb ich an Bürgermeister Werner Debis, ob es möglich wäre, uns bei der Umsetzung der neuen Gesetzlichkeiten hilfreich zur Seite stehen. Bürgermeister Werner Debis willigte sofort ein und nun kam es zu einem Austausch über die anstehenden Fragen. Um das Rad nicht noch einmal neu zu erfinden, brauchten wir verschiedene Satzungen. Bereitwillig erhielten wir z.B. eine Satzung zur Erhebung einer Feuerwehrabgabe. Auch eine Feuerwehrsatzung, die es bisher nicht gab, wurde uns zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde Schweta feierte im Juli 1991 ihre 750-jähriges Jubiläum. Zu diesem Ereignis lud ich Bürgermeister Werner Debis und die Gemeinderäte von Bodman- Ludwigshafen ein. Es sollte ein erstes Kennenlernen zwischen beiden Gemeinden werden. Leider konnte Herr Debis nicht kommen, da es mit der Trinkwasserversorgung in Bodman Probleme gab. Mit großer Freude begrüßte ich als Bürgermeister der Gemeinde Schweta eine Delegation der Bodensee Gemeinde. Der Stellvertretende Bürgermeister Hermann Rothenburger und die Gemeinderäte Frau Widmann und Herr Scherer aus Bodman waren angereist. Nachdem Herr Rothenburger ein Grußwort von Bürgemeister Debis verlesen hatte, überreichte er uns zu unserer Freude eine elektronische Schreibmaschine mit Bildschirm. So etwas hatten wir bisher noch nicht gesehen. Außerdem hatten die Vertreter eine Einladung im Gepäck für einem Besuch an den Bodensee. Die wenigen Tage des Besuches zeigten bereits, dass sich eine hier Freundschaft anbahnte. Im November 1991 erstattete ich dann der Gemeine Bodman-Ludwigshafen einen Besuch. Mir wurden die Einrichtungen der Gemeinde, wie Schulen, Feuerwehr und Bauhof gezeigt, um nur einige zu nennen. Auch konnte ich einer Sitzung des Bauausschusses und des Gemeinderates mit verfolgen. Dies war für mich wichtig, um Erfahrungen mit nach Hause zu nehmen. Mit vielen Anregungen und positiven Eindrücken reiste ich wieder die 650 km zurück nach Hause.
Gotthard Deuse hat seither, also seit genau 30 Jahren, mehrmals jährlich mit seiner Familie Zeit am Seeende verbracht. Er spricht von über 100 Besuchen.
Diese besondere Verbundenheit führte im Jahr 2000 zu einer offziellen kommunalen Partnerschaft. Im Rahmen der Schiffstaufe der „MS Großherzog Ludwig“ unterzeichneten die Bürgermeister der beiden Ortschaften Mügeln und Bodman-Ludwigshafen, Gotthard Deuse und Matthias Weckbach, eine Freundschaftsvereinbarung.
Vier Jahre später folgte die Freundschaftsvereinbarung der beiden Feuerwehren.
Landschaftlich sind sich die beiden Orte in Einem ähnlich. Die Regionen um Mügeln und Bodman-Ludwigshafen sind beide Obstanbaugebiete. Im Ortsteil Sornzig findet jährlich ein landesweit bekanntes Blütenfest statt, bei dem die Brass-Band von Bodman-Ludwigshafen als musikalischer Botschafter 2016 das Eröffnungskonzert gestaltete und großen Applaus erntete.
