Die sagenumwobene Geschichte des Bodmaner Nebelmännle

In unserer Doppelgemeinde gibt es zwei Sagenfiguren, die untrennbar mit dem SeeEnde verbunden sind. Den „Stettelberger“ haben wir bereits in einer SeeEnd-Geschichte verarbeitet, hier folgt: „Das Nebelmännle“.

Ein Ritter von Bodman wollte in die Welt ausreiten, um diese zu erkunden. Er nahm von seiner Gemahlin, noch jung an Jahren Abschied mit dem Hinweis, wenn er binnen sieben Jahren nicht zurückkehre, so möge sie um ihn als um einen Toten trauern und wenn ihr beliebt, sich wieder vermählen. Von drei Knappen begleitet, zog er aus und fuhr über das Meer in ferne unbekannte Länder. Nach vielen Jahren der Reise, kam er in eine wilde Einöde. Von einem hohen Berg sah er ein Licht schimmern und schickte einen Knappen hinauf, um zu erfahren, ob Menschen da oben wohnten, die Herberge geben. Aber der Knappe kehrte nicht zurück, auch der zweite und dritte nicht, die er entsandte.

Daraufhin machte er sich selbst auf den Weg hinauf und fand ein Weibchen in einem kleinen Haus, das ihm mit wachsamer Miene erklärte, sie sei die Frau des Nebelmännle und dieser ein grausamer Feind der Menschen. Sie riet ihm, schleunigst zu verschwinden, falls er das Schicksal seiner Knappen nicht teilen wolle. Kaum hatte das Weiblein zu Ende gesprochen, hörten beide jemand kommen. Das Weib zog den Ritter durch die Stube in den Keller, um ihn zu verbergen. Aber das Nebelmännlein ließ sich nicht täuschen. Er witterte sofort das Menschenfleisch und ging schnaubend zum Kellerloch. Der Ritter sah sich entdeckt und stieg herauf. Zu seiner Überraschung begrüßte ihn das Nebelmännlein mit seinem Namen. Verwundert fragte der Ritter, woher er seinen Namen kenne. Darauf erwiderte dieser, nicht nur den Namen. Er wisse von seiner Gemahlin, die morgen in der Schlosskapelle zu Bodman mit einem anderen getraut werden wird, denn die sieben Jahre, die er verreist war, sind längst vorüber. Den Ritter trafen die Worte wie ein Donnerschlag. Das Nebelmännlein jedoch fuhr fort und sprach: „Ich will einen Vertrag mit euch schließen, denn ich bin das Nebelmännlein vom Bodensee und die Nebelglocke, die jeden Abend in Bodman geläutet wird, bimmelt mir gar schaurig um den Kopf. Versprecht mir, die Nebelglocke nicht mehr zu läuten und in den Tiefen des Sees zu versenken. So will ich euch gerne noch vor Tagesanbruch in die Heimat schaffen.“

Auftritt „Nebelmännle“ beim Musical „Stettelberger 2“ des MVL (Jürgen Winterhalter und Peter Karle)

Der Ritter willigte ein und das Nebelmännlein rief nach seinen dienstbaren Geistern. Der Beste von ihnen erklärte, er könne ihn so schnell wie des „Menschen Gedanken“ zurückbringen. Diesem befahl er, den Ritter sofort in dessen Heimat zu bringen. Gesagt getan! Der Ritter erwachte verwirrt auf dem ,Gänsriedersteg‘ bei Bodman. Sogleich vernahm er die Glocken seiner heimatlichen Burg, wo seine Gemahlin eben getraut wurde. Er eilte zur Burg und als fremder Pilger erhielt der Ritter an der Hochzeitstafel einen Ehrenplatz. Die Braut selbst reichte ihm den Trunk und der Ritter ließ unbemerkt seinen Ehering in den Becher gleiten. Wie nun die Burgfrau dieses Zeichen sah, erkannte sie hinter der armselig gekleideten Kreatur den totgeglaubten Gemahl und alles endete in großer Freude. Der Ritter aber löste getreulich sein Versprechen ein und ließ die Glocke in den See werfen, wo sie bisweilen, bei niedrigem Wasserstand zu sehen sein soll. Das Nebelmännle aber hat seinen Sitz im „Löchle“, einer unergründlichen Tiefe des Sees, ein Fleck, der selbst bei größter Kälte niemals zufriert. In stillen Mondnächten steigt der silberbärtige Alte herauf, beirrt  die Schiffsleute und schädigt mit kaltem Reif die Reben.

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