Dem Tod geweiht mit Seesicht

Die Gewissheit von mittelalterlichen Hinrichtungen in unserer Region, wurde im Jahre 2025 durch das Jubiläum „500 Jahre Bauernkrieg“ neu aufgerüttelt. Auch die Entdeckung der frühneuzeitlichen Hinrichtungsstätte bei Allensbach, am 8. April 2020 ist vielen noch gut in Erinnerung und rückt das Thema ins Bewusstsein, wie Verurteilte in der Vergangenheit, teils sehr grausam, ihren Tod fanden.

Schon seit Jahrtausenden werden straffällig gewordene Menschen mit Folter und Hinrichtung bestraft, wobei die Zahl der unschuldig Verurteilten sicher groß sein dürfte, nur weil sie durch Verleumdung, Missgunst oder durch die Willkür der Obrigkeit zu Verbrechern abgestempelt wurden.
Hinrichtungsarten gibt es so viele, wie es Gründe gibt, einen Menschen via Gerichtsurteil zum Tode zu verurteilen. Nach dem Schuldspruch war der Weg zur Richtstätte meist ein Teil der Bestrafung, um die Delinquenten den Schaulustigen vorzuführen. Die Richtstätten selbst,  befanden sich zumeist außerhalb der Ortschaften an auffälligen Stellen, wie Wegkreuzungen oder Hügel. Die Hinrichtungen waren öffentlich und dienten als Abschreckungsmaßnahmen, um die Bürger davon abzuhalten sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen oder ein Verbrechen zu begehen. Die Verurteilten ließ man teilweise sehr lange sichtbar am Galgen, bevor sie in der Nähe der Richtstätte in ungeweihter Erde begraben wurden. Heutzutage findet man die Existenz von alten Richtstätten noch durch Flurnamen wie Galgenäcker, Galgenberg oder ähnliches.

Ein Bild der Richtstätte vor den Mauern Nürnbergs

Bei uns am SeeEnde findet man keine bestimmenden Flurnamen, die auf eine Richtstätte hinweisen. Und doch wissen wir aus Archivquellen, dass auch bei uns Menschen den Henkerstod fanden. Im Volksmund hat sich der Bereich einer Richtstätte auch ohne Flurnamen erhalten – Das Hangen. Dieser Ausdruck hat sich wohl gemäß der Aussage:  „Dort hanget se“ in verkürzter Form erhalten. Bodman hatte im Mittelalter ein Hoch- und Blutgericht, also ein Gericht mit der  Befugnis Kapitalverbrechen und andere schwerwiegende Delikte mit der Todesstrafe zu verhängen. In unserer Region hatte neben Bodman auch Stockach, Gottmadingen, Eigeltingen und Konstanz ein Blutgericht.

Eine alte historische Karte kennzeichnet eindeutig eine Richtstätte, die im Bereich des heutigen „Hangen“ liegt und belegt, dass bereits vor 1500 an dieser Stelle ein Galgen vorhanden war.
Wer und viele Menschen dort den Tod fanden, ist nicht belegt. Bestrafungen wurden meist nach der Art der Verbrechen gesprochen. Zauberei und Hehlerei endete im Feuertod, Meuterei und Unzucht wurden mit dem Schwert bestraft, Diebstahl und Betrug vorwiegend durch Hängen, Raubmord mit Rädern.

Auch in Sernatingen wurde nach eindeutigen Belegen hingerichtet, obwohl es hier kein Hoch- und Blutgericht gab. Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 kam es zu einer Meuterei, die als „Sernatingische Handlung“ in die Regionalgeschichte eingegangen ist, da am 27. Mai 300 rekrutierte reichstädtische Bauern meuterten und sich weigerten, gegen die Aufständischen zu kämpfen. Die 300 Meuterer wurden eingekesselt und grausam bestraft.

Die Richtstätte im Hangen

Sieben Kriegsdienstverweigerer und Rädelsführer wurden am 28. Mai auf dem Brühl (Im Briel) zu Sernatingen mit dem Schwert hingerichtet, 15 weitere am 30. Mai auf der Hofstatt in Überlingen enthauptet. Die Richtstätte „Brühl“ lag in der Nähe des Spitalhofes (Schlössle) und streift die vermuteten Bereiche – Am Gießbach, Im Briel, Salzbachäcker und Blütenweg.

Die mit dem Schwert hingerichteten Männer waren: Hans Gruff aus Billafingen, Baltes Schumacher aus Moos, Hans Bühl aus Krienwangen, Hans Schitle aus Ittendorf, Jacob Forster aus Schwende, Joß Reufer aus Pfaffenhofen und Ottmar Schmelin von Heiligenholz.

Sie alle standen dafür ein, Freiheitsrechte zu stärken und die Notwendigkeit von Reformen zu schärfen. Sie bezahlten mit ihrem Leben, dass eines Tages demokratische Freiheitsrechte in Verfassungen aufgenommen und als unverhandelbare Grundrechte in das Grundgesetz geschrieben wurden. Heute laufen wir Gefahr, diese hart erkämpften Rechte leichtsinnig zu verlieren.

Das Gebäude mit dem roten Kreuz ist der Kehlhof und der rote Kreis ist der Bereich in dem vermutlich die Hinrichtungen statt gefunden haben. Diese Karte entstand 374 Jahre nach diesem Ereignis. Daher sind hier auch Häuser eingezeichnet die es 1525 noch nicht gab.

Über den Autor