Lacheloch & Lachefass

Zu der Zeit, als in unserer Gemeinde noch -gefühlt- vor jedem zweiten Haus ein Misthaufen stand, dessen Größe über den Viehbestand und damit den Wohlstand des Besitzers Aufschluss gab.

Zu der Zeit, als die Landwirte noch Bauern hießen und echte „Allrounder“ waren, d.h. Pferde, Ochsen, Kühe, Schweine, Ziegen, Hühner, Enten, Gänse, Truthähne, Tauben, Bienen, Katzen und Hunde und sicher auch noch manch ein Mäuschen unter ihrem Dach beherbergten.

Zu der Zeit als der bäuerliche Grundbesitz noch nicht aus Bauplätzen bestand, sondern aus Feldern, Wiesen und Wäldern, mit denen sie sich und andere mit Brot und Speck, Moscht und Schnaps, Milch und Bibbeleskäs, Kartoffeln und Kraut, Obst und Gemüse versorgten und ackerten und rackerten bis die Scheunen voll waren.

Zu dieser Zeit hatte jeder Hof im Ort noch ein Lacheloch und Lachefass.

Im einen wurde die Gülle, Jauche oder eben Lache gesammelt, im anderen wurde sie auf die Wiesen ausgebracht. Die Gülle schoss durch eine Öffnung am Ende des Fasses auf einen Teller und fächerte sich auf. Zuvor musste aber erst der Verschluss geöffnet werden. Dafür gab es einen speziellen Mechanismus. Denn sonst hätte wohl der Bauer eine erste Salve selbst abbekommen, wie manchmal beim Anstich eines Bierfaßes, nur mit einer anderen, nicht ganz so leckeren Geschmaksnote. Und wie jede Technik konnte auch diese ihre Tücken haben, wie es im Beitrag „Knorkes Misere“ zu lesen ist.

Da sich Bodman-Ludwigshafen heute ganz auf den Obstbau spezialisiert und die Viehwirtschaft komplett aufgegeben hat, sind auch diese Gerätschaften verschwunden und mit ihnen der charakteristische, dörfliche Duft.

Des wichtigen Beitrags wegen, den das Lachefass zum Wachsen und Gedeihen von Wiesen und Feldern beisteuerte, haben es Menschen andernorts in ein blühendes Denkmal verwandelt.

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