Zeitungsberichte aus alter Zeit – Zeugen der Vergangenheit

Mit freundlicher Unterstützung von Holger Kaupert.

Für viele Menschen ist es auch heute noch tägliche Routine den Tag mit einem guten Kaffee zu beginnen und dabei die aktuelle Tageszeitung zu lesen. Bei uns in der Raumschaft ist diese Tageszeitung zweifellos der „Südkurier“. Das Blatt versorgt uns nicht nur mit dem aktuellen Geschehen in der großen weiten Welt, sondern hält uns auch über Ereignisse und Meldungen aus unserem Heimatort und der unmittelbaren Nachbarschaft auf dem Laufenden. Im Landkreis Konstanz gibt es folgende Regionalteile: Konstanz, Radolfzell, Engen, Singen und Stockach. Für Ludwigshafen und Bodman ist neben dem Wochenblatt zweifellos der Stockacher Regionalteil die bevorzugte Informationsquelle für Nachrichten aus der Umgebung.

In diesem „Heimatteil“ finden sich hauptsächlich Berichte über politische Entscheidungen in den jeweiligen Ortschaften. Vereinsnachrichten und engagierte Bürgerscharen haben ebenfalls einen hohen Stellenwert und auch persönliche Ereignisse wie runde Geburtstage oder Hochzeitsjubiläen von Bürgern der jeweiligen Orte finden hier Beachtung.

Diese Art der Berichterstattung hat seinen Beginn nicht erst nach dem 2. Weltkrieg mit den darauffolgenden Wirtschaftswunderjahren. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es diese Informationsquellen und genau wie noch heute waren die damaligen Zeitungen aufgeteilt in einen regionalen und einen überregionalen Teil.

Für die Stadt Stockach und die umliegenden Ortschaften, zu denen auch Ludwigshafen und Bodman zählen, wären hier an erster Stelle folgende „ehemalige“ Zeitungen zu nennen.

  • Stockacher Zeitung (Stockacher Anzeiger)
  • Stockacher Tagblatt
  • Nellenburger Bote

In den hier aufgeführten „Nachrichten aus alter Zeit“ geht es beispielhaft um Ereignisse aus unserer Ortschaft, die im Kontext des Zeitpunkts der Veröffentlichung den Menschen wichtig waren. Es soll ein Eindruck in das damalige Leben in unseren Ort zur damaligen Zeit aufzeigen.

Auswanderung – Aufbruch zu neuen Gefilden

Bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg sind aus unserer Gegend aufgrund mangelnder Perspektiven viele Personen hauptsächlich nach Amerika ausgewandert. Hohe Geburtenraten führten dazu, dass die Ernährungslage besonders in Jahren mit schlechter Witterung angespannt war. Die Industrialisierung und mit ihr verbundene neue Erwerbsmöglichkeiten kamen erst langsam auf. Auch aus Ludwigshafen machten sich einige Bürger auf den Weg in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Quelle: Stockacher Tagblatt 1928
Dieser Artikel aus dem Jahre 1928 zeigt eine besondere Gegebenheit. Nur wenige Auswanderer konnten die „alte Heimat“ nach vielen Jahren noch einmal besuchen. Der Artikel zeigt wie sehr sich die Ereignisse des 1. Weltkrieges auch auf die „deutschstämmigen“ Amerikaner ausgewirkt haben. Ida und Louise Sernatinger waren Töchter des Landwirts Joseph Sernatinger und seiner Frau Amalie Müller. Ida wurde 1875 geboren und Louise im Jahre 1871. In dem Familienblatt der katholischen Kirche ist zudem vermerkt, dass zwei weitere Geschwister – Theodor und Maria – ebenfalls nach Amerika ausgewandert sind.

Quelle: Nellenburger Bote 1885 – Nr.13
Abschiedsgruß der Geschwister Greck. Beides Kinder des Ehepaares Thaddäus Greck und Maria Josepha geborene Ill. Weitere Geschwister des Ehepaares waren Frieda und Joseph Greck.
Frieda heiratete später Friedrich Lindenmayer und auch Ihr Bruder Joseph blieb in Ludwigshafen und vermählte sich mit Maria Bauer aus Liggersdorf.
Über Gottfried und Mathilde Liebherr liegen keine weiteren Informationen vor.

Klimawandel bereits viel älter?

Wetterkapriolen gab es auch schon früher. Weniger intensiv und in größeren Abständen.

Quelle: Stockacher Tagblatt 1909
Wetterkapriolen gab es aber schon immer. Früher natürlich mit sehr viel schlimmeren Auswirkungen als heute. Sicherlich verbergen sich hinter dem unten stehenden Bericht schlimme Schicksale . Ein Hagelsturm hat im Juni 1909 nachhaltigen Schaden angerichtet und viele gerade in einem damals bäuerlich geprägtem Ort wie Ludwigshafen bestimmt an den Rand des Ruins getrieben. Interessant ist, dass es damals – 1909 – noch Rebanlagen auf dem Spittelsberg gab.

Heiteres und Kurioses – aus heutiger Sicht

Fasnachtsprozession von Ludwigshafen nach Bodman

Quelle: Stockacher Tagblatt 1910
Der zweite Artikel nimmt Bezug auf den kalten Winter 1910. In diesem Winter reichte es nicht zu einer kompletten „Seegfrörne“ wie im Winter 1963/64. Es war aber doch so kalt, dass der See zwischen Ludwigshafen und Bodman zugefroren war. Nimmt man Bezug auf die damalige Einwohnerzahl von Ludwigshafen – ca. 750 Personen – dann war eine stattliche Anzahl von 13% an der Fasnachtsprozession nach Bodman beteiligt.

Bunte Farbe für Hauswände an der Hauptkreuzung

Quelle: Stockacher Tagblatt 1928
Einige Veröffentlichungen aus früherer Zeit sind aus heutiger Sicht sicherlich etwas fragwürdig bzw. ist es schwer vorstellbar, dass ähnliches auch heute so in unseren Tageszeitungen abgedruckt wird. Aber auch solche Berichte geben einen Einblick in die Gegebenheiten früherer Zeiten.

In vielen Berichten der Lokalteile wurden neben den eigentlichen Ereignissen auch die Personen, die betroffen waren, namentlich genannt. Maßstäbe des modernen Datenschutzes fanden noch keine Anwendung. Positiv ist aus heutiger Sicht, dass dadurch vieles im Ortsgeschehen auch betroffenen Personen direkt zugeordnet werden kann. Bedenklich natürlich, dass dadurch Personen auch diskreditiert und teilweise „an den Pranger“ gestellt wurden, bevor überhaupt eine evtl. offizielle Verurteilung erfolgte.

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