Vergessene Burgstelle im Lausburger Wald

Mit freundlicher Unterstützung durch Text- und Bildvermittlung von Holger Kaupert

Alte Burgen und Schlösser faszinieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Mit ihrem epochalen Baustil, den geheimnisvollen Mythen und Sagen, die sie umgeben, die tapferen Ritter und wunderschönen Burgfräulein, die Lebensspuren, die in Mauern und Eisen eingraviert und in Balken eingebrannt sind. Vielleicht ist es auch das instinktive Gefühl für ein gewachsenes kulturelles Erbe, für eine epochenübergreifende Zeit, in der Burgen eine herausragende Rolle gespielt haben. Das gilt insbesondere für das Mittelalter, in dessen Verlauf eine Vielzahl von Burganlagen in Europa entstanden und die Burg eng mit der feudalen Organisationsform der Grundherrschaft verbunden war. Burgen waren das Herrschafts- und Machtsymbol des Rittertums, Mittelpunkt des ritterlichen Lebens und erfüllten eine wichtige wirtschaftliche Funktion. Sie waren aber auch der letzte Zufluchtsort für umliegende Bauern und Bewohner bei feindlichen Angriffen.
Im Wesentlichen sind drei bautechnische Arten von Burgen allgemein bekannt, die es Angreifern erschwerten, die Burg einzunehmen. Da gab es die Wasserburgen, die inmitten eines Wassergrabens standen, die Höhlenburgen waren gut in Felsen versteckt und die Höhenburgen auf einer sicheren Erhebung, die typischste Art.

Höhenburgen am SeeEnde. Oben die „Burg Laubegg“ oder auch „Klausburg“

Höhenburgen sind in reicher Zahl auch am SeeEnde zu finden. Sie wurden fast immer auf Hügeln gebaut, um sich einfacher gegen andere Ritter oder Plünderer zu verteidigen. Einige der alten Burgen sind heute noch funktional erhalten oder zumindest mit ihren Resten als Monumente ihrer Zeit gut zu erkennen. In unserer SeeEnd-Region denken wir spontan an die Höhenburgen „Ruine Alt-Bodman“ – aufragende Ruine am Bergkamm Bodanrück, die „Kargegg“ – am Nordrand des Bodanrück, der „Frauenberg“ – als ehemalige Höhenburg und das „Spitalschlößle“ – dem ehemaligen Wasserschloss. Viel weniger bekannt, da fast gänzlich verschwunden, sind der „Hals“ – eine urgeschichtliche Höhensiedlung, das „Knorenschloß“ – vermutlich die Höhenburg der Herren von Regentsweiler und die Höhenburg Laubegg – auch bekannt unter Klaus- oder Klausenburg. Als Burgstellen werden außerdem die Rothenburg – im Hang an der Ostspitze des Spittelsberges und die Schnabelburg – an einem Bergvorsprung mit gleichem Flurnamen genannt. Beide sind nicht abschließend als historische Burgstellen bewertet, da zwar Fragmente aus der Pfarreischrift vorhanden sind und dennoch nicht genügend aussagekräftiges Material verfügbar ist. So gibt es von diesen relativ unbekannten Burgen kaum Archivmaterial.

Nur von der „Klausburg“ gibt es urkundliche Erwähnungen seit dem 12. Jahrhundert, mündliche Erzählungen von Burgresten Anfang des 19. Jahrhunderts, sowie eine überlieferte Sage und etliche Fundstücke auf einem langgestreckten Plateau oberhalb des Weilers „Laubegg“.

Nordwestlich der Höfe Unter- und Oberlaubegg liegt das Gewann „Lausburger Wald“ mit dem Homberg (629 m) als höchste Erhebung. Mitten in diesem Gewann befand sich auf einem Hügel die Klausburg mit einer Burgfläche von ca. 600 qm. Die Anfänge der Burg werden datiert in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts war sie wohl Sitz eines niederadeligen Geschlechts von Laubegg. Im 14. Jh. gehörten die „Laubegger“ Höfe und Güter, vermutlich mit der Burg, den Herren von Hohenfels. Dieser Besitz ging später nach und nach an das Heiligspital Überlingen. Um 1820 waren laut Überlieferung noch ein Torbogen und anderes Mauerwerk sichtbar. Vermutlich ein alter Aufgang an der östlichen Randböschung.

Der sogenannte „Halsgraben“ (Bild: Holger Kaupert)

Spaziert heute ein Wanderer im „Lausburger Wald“ wird er kaum auf eine alte Burgstelle aufmerksam, denn oberflächlich gibt es nur wenige Hinweise. Wandert man jedoch aufmerksam dem „Lausburger Weg“ entlang, so wird vielen Sparziergängern ein markanter und mit Sicherheit von Menschenhand geschaffener Einschnitt auffallen. Dieser teilt den Bergrücken und mittendurch führt heute der „Lausburger Weg“. Wissenschaftler sehen in solch einem „Halsgraben“ eindeutige Hinweise auf einen mittelalterlichen Burgplatz. Vom Weg aus geht es steil in die Höhe und am Ende befindet sich ein Plateau, das auf der anderen Seite wieder abfällt.

Auf diesem Plateau sind bei genauerem Hinsehen noch verstreute Steinreste mit Mörtelspuren zu erkennen. Ziegel und angerostete Metallteile wurden ebenfalls gefunden. Auch größere, von Menschenhand geformte Sandsteine, sind insbesondere am nordöstlichen Ende des Plateaus zu entdecken. Des Weiteren ist ein etwas höher gelegenes Plateau zu erkennen und bildete wohl ein wehrhaftes Gebäude in Form eines Wachturms. Da keine Ringmauer zu sehen ist, war die Burg wahrscheinlich von einem hölzernen Palisadenzaun umgeben, was zu der damaligen Zeit durchaus üblich war.

Viele Burgen wurden, nachdem sie verlassen waren, durch Steinraub und Schürfungen stark beschädigt und bis zur Unkenntlichkeit geräubert. Auch bei der Klausburg wird vermutet, dass die umliegenden Ortschaften und Höfe hier auf billige Weise zu Baumaterial gekommen sind.

Nicht geklärt ist, ob diese Burg in früheren Kriegszeiten auch als Versteck für Wertgegenstände gedient hat. Kriegerische Auseinandersetzungen gab es in dieser Gegend über die Jahrhunderte zuhauf. Der Schweizerkrieg 1499, der Bauernkrieg 1525, der 30jährige Krieg (1618-1648), die Aufruhr der Bauern 1809 und natürlich der 2. Weltkrieg. Es gab nicht wenige, die fest daran glaubten, dass aus dieser Zeit noch vergrabene Schätze irgendwo in der Erde schlummern und danach gegraben haben. Ein paar größere Löcher von Schatzgräbern sind heute mit etwas Anstrengung noch zu erkennen. Allerdings berichtet eine alte Sage von einem Fluch über die Klausburg, der in der Vergangenheit wohl viele davon abgehalten hat, intensiver nach Schätzen zu suchen.

Aufgrund vieler Vermutungen und spärlichen historischen Hinweisen waren teure Ausgrabungen an diesem mittelalterlichen Burgplatz nicht gerechtfertigt. So bleibt das genaue Aussehen der Klausburg und ihre Blütezeit wohl für alle Zeit im Dunkeln verborgen.

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Die alte Sage über die Klausburg

Der erste Burgherr stand im Ruf großen Reichtums. Ein Kegelspiel aus purem Gold war neben anderen Schätzen in seinem Besitz. Er war aber ein abscheulicher Geizhals, der keinem Armen je ein Almosen gab, und überdies ein Tyrann und Plagegeist seiner Angehörigen, die ihn einer nach dem anderen verließen. Letzten Endes verfiel er in eine garstige Krankheit und wurde von den Läusen aufgefressen, womit der Namen des Gewannes „Lausburger“ erklärt wird. Die Schätze des „Lausburgers“ wollten viele, aber jeder fürchtete den Fluch, der auf ihnen lastete. Einer seiner Verwandten jedoch verschaffte sich die Schlüssel zum Schatzgewölbe und machte sich bei hellem Sonnenschein entschlossen auf den Weg zur verlassenen Burg. Kaum hatte er den Wald betreten, so brach ein fürchterliches Gewitter los. Trotzdem verfolgte er sein Ziel, erreichte die Burg, ging in das Gewölbe und fand dort eine große, eiserne Kiste. Zu seinem Entsetzen saß darauf eine ungeheure, schwarze Kröte. Wie er aber den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken wollte, langte die Kröte mit ihrem Vorderfuß nach ihm. Der Schlüssel entfiel seinen Händen und die Kiste samt der Kröte versank im Boden. Er selbst aber wurde zur Burg hinausgeschleudert. So erzählten es die alten Leute. Immer wieder sollen Schatzgräber ihr Glück versucht haben. Was daraus geworden ist, weiß niemand, aber Erzählungen berichten, dass einige spurlos verschwunden sind – man hat niemals wieder etwas von ihnen gehört.

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