„Schlößlepark“ – Freizeit und Kultur Palace Open Air!

Der „Schlößlepark“ mit seiner Seepromenade, so wie wir ihn heute kennen, entging mehrfach nur um Haaresbreite anderen Nutzungsideen. Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar, dass in diesem Bereich einmal eine Kläranlage geplant war oder eine Autobahn neben den Bahngleisen dieses Gebiet durchqueren sollte. Ob der Zugang zum See bestehen bleiben soll, war Bestandteil angestrengter Diskussionen und stand nicht nur einmal auf Messers Schneide.
Was wäre eine Gemeinde am Bodensee ohne oder einen sehr eingeschränkten Seezugang.
Touristisch gesehen wäre es eine Katastrophe und auch für die Einwohner wäre es ein herber Verlust an Lebensqualität.

Der „Schlößlepark“ umfasste einst eine Größe von 70.000 qm

Das heutige Areal „Schlösslepark“ hatte eine sehr dynamische und angespannte Entwicklung.
Am 29. September 1294 erwirbt das „Heilig-Geist-Spital“ der freien Reichsstadt Überlingen das sogenannte „Schlößle“ mit all seinen angrenzenden Flächen, die nach 1504 durch Zuteilung weiterer Grundstücke erheblich erweitert wurden. Am 21. April 1829 versteigerte das Spital zu Überlingen das „Schlößle“ an Johann Jakob Geiselbrecht, seinerzeit Spediteur in Ludwigshafen. Der geschäftstüchtige Spediteur und Kaufmann Geiselbrecht vergrößerte das „Schlößlegut“ durch Zukauf von Grundstücken beträchtlich. So entstand Zug um Zug eine große private Fläche um das „Schlößle“, die am Ende eine Größe von 7 Hektar erreichte, also über 70.000 qm Grund und Boden. Die Fläche hatte eine Ausdehnung zwischen dem Schlößleweg bis zum heutigen Atelierhaus und der B 31, der Rathausstraße bis zum Bodensee und zum angrenzenden Zollhaus.

Nach mehreren Besitzerwechseln erwirbt die Gemeinde Ludwigshafen am 25.09.1959 das „Schlößle“ und das dazugehörige Areal. Die Gemeinde veräußerte wiederum am 08. November 1960 das „Schlößle“ an Frau Margrit Weidemann, geb. Feldmann, behielt jedoch den größten Teil der zum Schlößle-Anwesen gehörenden Grundstücke als Bauland und für öffentliche Anlagen. Somit war der Grundstein gelegt, für einen Kur- und Freizeitpark direkt am nördlichen Ufer der SeeEnd-Gemeinde, der heute noch umgangssprachlich „Schlößlepark“ genannt wird.

Welch ein Glück und welch weise Voraussicht, denn bis zu diesem Zeitpunkt war die komplette Uferanlage in Privatbesitz, die vom Eigentümer als hauseigener Park, mit einer größeren Tennisanlage in Seenähe genutzt wurde.

Im Protokollbuch des „Dorf-Verschönerungsverein Ludwigshafen“ findet man eine Notiz aus dem Jahre 1920, in der der Vorsitzende von einem Kur- und Verkehrsvereins-Treffen in Konstanz berichtet. Hier erwähnt er, dass die Kur- und Verkehrsvereine die Heimatgemeinden dazu anhalten sollen, Seegrundstücke, die in Privatbesitz sind, aufzukaufen. Somit hätte der Feriengast die Möglichkeit, an den Bodensee zu sitzen oder dort zu flanieren.

Unter diesem Eindruck entschied man sich, die Tennisplätze zu richten und aus dem Gelände eine Art Kur- und Naturpark zu machen. Es folgte eine Minigolfanlage mit Häuschen, ein Boccia-Spielfeld kam hinzu, Tischtennisplatten wurden aufgestellt und auch ein Bereich für Federball angelegt. Einige Jahre später baute der Musikverein Ludwigshafen in Eigenleistung die Konzertmuschel in den Park, bei der regelmäßige Kurkonzerte abgehalten wurden. 

Aufgrund von rückläufigen Nutzungszahlen Ende der 70-er und Anfang der 80-er Jahre, wurden alle angelegten Spielfelder im Laufe der folgenden Jahre zurück gebaut. Das Golfhäuschen, als letzter Zeitzeuge im September 1998 abgerissen. Damit war die ursprüngliche Freizeitanlage Geschichte.  
Der Schlösslepark entwickelte sich zunehmend zur Festwiese. Viele Strandfeste mit Tausenden von Besuchern, Musikkonzerte, Seeschwimmen, Ferienprogramme (z.B.  Zumba), Musicals und Theater, Jubiläumsveranstaltungen mit großen Festzelten, bis zum heutigen Seefest, der Kunsthandwerkermarkt Augenweide und andere Events wurden und werden auf diesem einmaligen Stück Bodenseeufer durchgeführt.

Die Entwicklung des „Schlösslepark“ zu einem Freizeit- und Kultur Palace Open Air ist für die Einwohner und Touristen ein unschätzbarer Wert. Glücklicherweise haben Zukunftsvision und das Allgemeinwohl gegenüber persönlichen Vorteilen und Empfindlichkeiten gesiegt. Ganz im Interesse und Wohlgefallen für alle erholungssuchenden Menschen hier am SeeEnde!

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