In der langen Liste der Schimpfnamen, die unsere see-alemanische Sprache hervorgebracht hat und denen wir zu gegebener Zeit noch einen eigenen Beitrag widmen werden, gibt es einen, dessen Verwendung und Bedeutung einige Fragen aufwirft, ähnlich wie bei den Begriffen Sensendengler und Schlangenfanger.
Gemeint ist der Begriff: Scherrmuser
Als Scherrmus bezeichnet man bei uns den Maulwurf und als Scherrmuser den Maulwurffänger.
Ist ein Scherrmuser denn nun ein Taugenichts und Herumtreiber, weil er kein ordentliches Handwerk gelernt hat und sich die Zeit auf der grünen Wiese vertreibt? Oder klingt in der Bezeichnung etwas Anerkennung für den Spürsinn und die Geschicklichkeit an, mit denen er zu Werke geht? Denn Maulwürfe sind kluge Tiere, die all ihre Fähigkeiten einsetzen, um dem Tod zu entrinnen, und sie sind daher nur schwer zu überlisten.
Es gibt gute Gründe, weshalb es Landwirten und Gärtnern schwerfällt, sich mit dem eigentlich eher niedlichen Tier anzufreunden und warum sie ihm nach dem Leben trachten. Obwohl die kleinen Tunnelgräber keine Wurzeln anknabbern, sondern lieber Würmer, Engerlinge und andere Insekten fressen, kann ihre grabende Lebensweise das Pflanzenwachstum beeinträchtigen. Nicht selten nutzen Ratten und Mäuse die Tunnels, um an Knollen und Wurzeln von Pflanzen und Bäumen zu gelangen. Die Maulwurfshügel erschweren das Mähen mit der Sense und können zu Schäden an Mäh- und Erntegeräten führen. Und jeder, der auf einen akurat getrimmten „englischen“ Rasen Wert legt, wird alles unternehmen, um dem Eindringling das Handwerk zu legen.
Wenn die Maulwürfe im Auftrage anderer gefangen wurden, gab es Geld. Meistens Kopfgeld. Oft boten darauf spezialisierte Familien ihre Dienste als Gelegenheits- oder Saisonarbeit an. Es gab aber auch Städte und Gemeinden, die Maulwurffänger für einen Zeitraum von mehreren Jahren verpflichteten. Um 1900 konnte das Jahresgehalt eines Maulwurffängers bei 36 Gulden (ca. € 360,-) liegen. Mit 1 Gulden konnte man 10 kg Brot, oder 2 kg Rindfleisch kaufen.
Pelztierjäger der besonderen Art
Das Fell des Maulwurfs besteht nur aus Wollhaaren und ist ohne Strich, damit die Tiere in ihren engen Gängen gleichermaßen vorwärts und rückwärts kriechen können. Das verleiht ihm eine weiche, seidige Kontextur. Daher wurde in früheren Zeiten der Maulwurf auch wegen seines Felles bejagt. Mein Vater, Josef Lindenmayer (*1923‑†1987), erzählte mir, dass er als Junge in den 1930er Jahren sein erstes Geld mit getrockneten Maulwurfsfellen verdient hätte, die von Zeit zu Zeit von einem Kürschner oder Buntfutterer abgeholt wurden. Fritz Kratzer (*1929‑†2022) erinnerte sich, dass die Auftraggeber, denen es nur um die Vernichtung des vermeintlichen „Schädlings“ ging, den Fänger nach Anzahl der abgelieferten Maulwurfsschwänze entlohnten. Ein Maulwurfsjäger konnte also doppelt verdienen, am Schwanz und an dem knapp 25 qcm großen Pelzchen.
Das Maulwurfsfell wurde wegen seiner samtigen Textur, die sich in beide Richtungen bürsten läßt und dadurch interessante Farbeffekt hervorbringt, zu edlen Roben und Zylinder verarbeitet. Es findet heute noch als Material für die Herstellung von „Fliegen“ in der Sportfischerei Verwendung, da es die feinen Körperhärchen echter Fliegen simuliert.
Der Name Scherrmaus wird der Natur dieses Hügelbauers ebensowenig gerecht, wie der Name Maulwurf. Denn das kleine Tier ist weder eine Maus, noch häuft es seine Haufen mit dem Maul auf. Maulwürfe bilden zoologisch eine eigene Familie (Talpida) und sind nicht mit den Wühl- oder Schermäusen (Arvicola) verwandt, die sich in der Regel am Rande von Gewässern aufhalten und daher auch unter dem umgangssprachlichen Namen Wasserratten bekannt sind. Der althochdeutsche Name des Maulwurfs ist „mū-wërf“, wobei „mū“ = Haufen und „wërf“ = werfen bedeuten. Genau genommen müsste der Maulwurf also „Haufenwerfer“ heißen.
schäfferlë | spielerisch ein wenig arbeiten |
Schällë, schällë | Klingel, klingeln |
Schapfë | Schöpfkelle |
Schapoklakk | Zylinder |
schäpps | schief, krumm |
schätterë | knattern |
Schbëchtele | Anfeuerholz, Späne |
Schbeicher | Dachboden |
Schbinneboppelë | Spinnweben |
Schbreissel | kleiner Holzsplitter (in der Haut) |
Schbringerle | Weihnachtsgebäck mit Anis |
Schdäggë | Treppe, Stiege |
Schdrizi | Gauner |
scheel | schräg angucken |
Scheesë | Wagen |
Scheesëwaggë | Kinderwagen |
Schelferë | Schale, (Apfel-, Kartoffelschalen) |
scheltë | schimpfen |
schenant | schüchtern |
scheniirë | Hemmungen haben |
Schërëdëngler | Simpel, Idiot, Nichtsnutz |
Schërëschliifer | feiger Kerl; streunender Hund |
schërrë | kratzen, scharren |
Schërrmus | Maulwurf |
Schërrmuser (Schërrmiesler) | Maulwurfsfänger |
Schesslong | kombiniertes Sitz- und Liegesofa |
Schibling | südbadische Wurstsorte |
schiëkë | hinken, schief laufen |
Schiir | Scheune |
schiër (schiërgar) | fast, beinahe |
schiffë | stark regnen, urinieren |
Schigg Du hangescht dô wi en fünfer Schigg. | Kautabak Du siehst so elend aus wie ein ausgespukter, billiger Kautabak. |
schiints | anscheinend, scheinbar |
Schisslaweng | schönes Beiwerk; Schwung |
Schittstoa | Spülbecken |
Schlagrum | Ort, an dem das vom Holzeinschlag übriggebliebene Astholz und Reisig verarbeitet wird. |
Schlämpe | Haut auf der gekochten Milch |
Schlangëfanger | langer, schlacksiger und unzuverlässiger Kerl |
Schlenzer | Riss |
schliifërë | auf dem Eis rutschen |
schloapfë | schleifen |
schlotzë | lutschen |
Schlotzer | Lutscher, Loli |
schluderë | unordentlich sein |
Schlure | unordentlicher Mann |
schmeckë | riechen, schmecken |
Schmotz | Fett, Öl |
Schmotzbeitel | Schmuser |
schmotzbeitlë | umschmusen |
schmotzig | fettig; schmusig |
schneikig | wählerisch |
Schniffel | Schnute |
Schnorrë schnorrë Haalt di Schnorrë! | Mund schwätzen, schimpfen Halt deinen Mund! |
Schnurrant | herumziehender Musiker |
schobbeloorig | taub, schwerhörig |
Schollë En Schollë lachë | großes Stück kräftig lachen |
Schôôfsekk.el | sehr unsympathischer Mensch |
schoppë | hineinstopfen |
schpachtlë | viel und hastig essen |
Schpängerle | kleine Haarklemme |
Schraggë | Bahre, Liege |
Schtaffáásch | Ausstattung |
Schtandë | Waschzuber |
schtaubë Mon i schtaub di! | zurechtweisen Ich wird’s dir zeigen. |
schtokkëlë | stolpern |
Schträäl schträälë | Kamm kämmen |
schuuflë | aufhäufen, schaufeln |
schwaderë | plantschen |
Schwätz kon Seich! | Rede keinen Unsinn! |
Stiegelefitz schtigelefitzig | Pedant übergenau, überkorrekt |