Häfler Fischerlied – Petri Dank!

Das Volkslied „Die Fischerin vom Bodensee“ aus dem Jahre 1947 ist vielen bekannt. Es war titelgebend für den gleichnamigen deutschen Heimatfilm aus dem Jahre 1956. Das Lied entstammt der Feder des österreichischen Komponisten und Musikers Franz Winkler, der auch den bekannten Schlager „Fliege mit mir in die Heimat, fliege mit mir in das Glück“ komponierte.

Aber nur echte Insider wissen, dass es auch in Ludwigshafen ein altes Fischerlied gibt. Ein Lied so alt, dass es nur noch wenige Zeitgenossen gibt, die sich an die Protagonisten und Lokalitäten erinnern, die darin besungen werden. Ein Lied so beliebt, dass es noch immer mit Spaß angestimmt wird, wenn Ur-Häfler in angeheiterter Runde zusammenhocken. Ein Lied, das auch noch in ferner Zukunft daran erinnern wird, dass es in Bodman-Ludwigshafen bis ins Jahr 2018 Berufsfischer gab, die ihr Gewerbe mit Leidenschaft betrieben.
Das Häfler Fischerlied hält die Erinnerung an diese jahrhundertealte inzwischen verschwundene Tradition wach. Hier zweistimmig vertont von Daniel Trisner.


Der letzte Berufsfischer vom Seeende feierte vor wenigen Tagen bei guter Gesundheit seinen 90sten Geburtstag. Gleich nach der Schule, mit 15 Jahren begann er als Gehilfe seines Vaters mit der Fischerei; im Alter von 87 Jahren beendete er sie nach 72 erfüllten Berufsjahren. Die Rede ist von Josef Gieß aus Bodman.
Josef Gieß war der einzige Hochseefischer vom Seeende und nach Leopold Welte der einzige Fischer in Bodman. Er fischte nicht nur am Seeende, sondern vorwiegend auf dem Obersee. Die Fischgründe seiner Kollegen aus Ludwigshafen waren dagegen auf den Überlinger-See beschränkt auf Höhe des Teufelstisches.

Das Fischereirecht, später Patent genannt, wurden in der Vergangenheit innerhalb der Familie vererbt. Wissen und Erfahrung gab der Vater an seinen Nachfolger weiter. Das Recht, erwerbsmäßig zu fischen, besaßen zuletzt nur wenige Bürger am Seeende. In Bodman waren das Josef Gieß, der seinem Vater, Pius Gieß, nachfolgte und zuvor Leopold Welte. In Ludwigshafen waren das Fridolin Merk, Josef Heim, Walter Werner als Nachfolger von Theodor Lindenmayer sowie Leopold und Josef Lindenmayer als Nachfolger von Viktor Lindenmayer.

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts schaffte der Staat dieses alte Erbrecht ab. Es wurde durch eine einmalige Ausgleichszahlung abgegolten und verwirkte mit dem letzten Inhaber. Die Berufsausübung erfuhr daraufhin eine starke Reglementierung. Wer seither als Berufsfischer tätig werden will, muss eine 3-jährige Ausbildung mit Gesellenzeit absolvieren, eine Meisterprüfung ablegen und darauf hoffen, dass eines der limitierten Patente frei und ihm zugesprochen wird.

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