Auf einem Felssporn des Bodanrück, am Ende des Überlinger Sees, steht auf 595 m. ü. NN, die weithin sichtbare Wallfahrtskapelle Frauenberg (Unser Lieben Frau Berg) mit einem angebauten Klostergebäude. Der Frauenberg ist nur zu Fuß erreichbar und über verschiedene Wanderwege von Bodman aus oder vom Bodanrück kommend zu erreichen. Ein besonders beliebter Fußweg ist vom Wasserturm beginnend, oberhalb der Königsweingartenstraße. Über Serpentinenbögen führt der schmale Weg entlang von Kreuzwegstationen, die von der „Firm-Gruppe 1995“ gestiftet und aufgebaut wurde. Kurz vor dem Ende des schmalen Waldweges, direkt unterhalb des Klosters, steht ein Sandsteinobelisk an der Stelle, wo der Kessel mit dem kleinen geretteten Johannes beim Brand der Burg 1307 aufgefunden wurde. Laut Überlieferung war er der einzige Überlebende und nur weil seine Amme in letzter Not den Jungen im Kessel an der Burgwand hinabließ.
Der heutige Frauenberg, ist vermutlich die erste Hochburg der Herren Bodman. Nach der Brandzerstörung verlassen die Herren von Bodman den Burgplatz und errichten eine neue, größere Anlage.
Die vormalige, durch den Brand völlig zerstörte Burg, stiftete der Ritter Hans von Bodman mit 30 ha Grund und einem Gutshof dem befreundeten Zisterzienserkloster Salem. Allerdings mit der Auflage, eine Kapelle zum Andenken der beim Burgbrand umgekommenen Menschen, nebst Priesterhaus zu erreichten. Auf den Mauerresten und dem Grundriss der Burg (etwa 12. Jh.), erbauten die Salemer Mönche die „Pflege“ Frauenberg. Bereits am 9. Mai 1309 konnten die Bischöfe von Konstanz und Eichstätt die neue Kapelle weihen. Sie wurde recht schnell zu einem regionalen Wallfahrtsort.
Bei Restaurationsarbeiten wurden im Wesentlichen drei Hauptbauphasen festgestellt. 1. Phase: Erbauung der Höhenburg vor 1236 als repräsentativer Stammsitz der Herren von Bodman, 2. Phase: Nach 1307 Ausbau als Kapelle und Priesterwohnung des Klosters Salem, 3. Phase: Wichtiger Um- und Neubau 1610 bis 1613. Der Frauenberg erhält die noch heute bestehende Form. Insgesamt konnten bei den Instandsetzungsarbeiten 18 weitere Bauphasen ermittelt werden, bei denen es sich vorwiegend um Modernisierungsarbeiten, kleinere Umbauten, sowie Neuverputz und Farbgebung handelt.
Zum Bau der ersten Burganlage nutzen die Herren von Bodman eine nach Norden gerichtete Spornkuppe in Talhanglage. Auf dieser Kuppe von ca. 70 x 14 m entsteht eine Burg mit Wohnturm als Frontgebäude. Richtung Norden wird die Burg mit einer Umfassungsmauer abgesichert, die heute nahezu vollständig abgerutscht oder zerfallen ist. Richtung Süden wird der Kamm zum Burgplatz künstlich eingetieft, an den auch die alten Zufahrtswege angebunden waren.
Geprägt wird das heutige Erscheinungsbild durch die Baumaßnahmen 1610 – 1613. An der Kante zum Halsgraben in Richtung See, steht ein langer dreigeschossiger Rechteckbau mit Staffelgiebel. Ostseitig zum Südgiebel rückt aus der Fassade die Apsis der Kapelle vor. Darauf ragt der achteckige Glockenturm. Die Südfassade zeigt zwei gotische Maßwerkfenster der dahinter liegenden Kapelle. Links unterhalb befindet sich eine Rechtecktüre, als ehemals äußerer Zugang. Ost und Westseite besitzen ein- und zweiteilige Fenster mit gekehlten Sandsteinfassungen. Am Nordgiebel ist eine Treppenanlage mit Sandsteinstufen vorgebaut. Heute der Haupteingang in das Gebäude, der zum Korridor des 1. Obergeschosses und zur ehemaligen St. Othmarskapelle führt. Über der rundbogigen Eingangstür ist das Wappen der Grafen von Bodman an Stelle einer bereits verwitterten Tafel des Salemer Abtes Peter Müller (Auftraggeber des Frauenbergs) zu sehen.
Der Frauenberg besteht aus einem Sockelgeschoss mit verschiedenen Gewölberäumen und einem aus dem Fels geschlagenen Vorratsraum, der Sage nach das Gefängnis des Hl. Othmar. Im 1. Obergeschoss befindet sich die Küche, Speisezimmer, ein Vorratsraum, die Sakristei und die Kapelle. Im zweiten Obergeschoss befindet sich der Luftraum der Kapelle, die Empore, die obere Sakristei, ein Vorratsraum und ehemalige Mönchszellen.
Der bedeutendste Raum des Gebäudes ist sicher die Wallfahrtskapelle mit einer beachtlichen Ausstattung. Er besitzt eine hölzerne Empore und einen polygonalen Chorraum. Die Wallfahrtskapelle besitzt einen barocken Hochalter von 1705. Zwischen Chor und Kirchenschiff sehen wir links der Darstellung des Burgbrandes mit der Errettung des kleinen Johannes und rechts die Wallfahrt auf den Fraunberg. Die Kapellenrückwand unter der Empore ziert das Votiv- und Stifterbild von 1612. Es erinnert an die Stiftung durch das Kloster Salem sowie an die Brandkatastrophe von 1307. Dieses Bild zeigt wohl die älteste bekannte Darstellung des Frauenberges vor dem Teilabbruch und Neubau von 1610.
Das Kloster diente in den vielen Jahrhunderten mal als Jagdschloss, Jugendherberge, Künstleratelier oder Puppenstubenmuseum (1938 – 1978), bis 1982 die Gemeinschaft „Agnus Dei“ wieder klösterliches Leben in die alten Gemäuer brachte.
In den Jahren 1994/ 96 ließ Graf Wilderich von und zu Bodman, mit Unterstützung des Denkmalamtes, das Dach und die Fassaden sanieren und gab somit dem Gebäude wieder einen neuen, verdienten Glanz.
Quellenangaben:
Bodman am Bodensee 4. Auflage 2021, Schlösser und Burgen am Bodensee 2003