„U“ & „V“ wie Veschber

Als Abendgebet ist der Begriff „Vesper“ allen Kirchgängern von Flensburg bis nach Sondhofen bekannt. Die Vesper, das Abendgebet, und die Laudes, das Morgengebet, sind die wichtigsten Stundengebete in der Liturgie der christlichen Kirchen. Schon die Eremiten des 3. Jahrhunderts pflegten diese beiden gemeinschaftlichen liturgischen Versammlungen am Abend und am frühen Morgen. Hochfeste und Sonntage beginnen liturgisch bereits am Vorabend mit einer Vesper.

Im süddeutschen Raum, im Elsass und in der Schweiz hat der alemannisch-schwäbische Begriff  „Veschber“ aber noch eine zweite, ganz und gar profane Bedeutung. Es ist damit, wie wir alle wissen, das beliebig häufige Verzehren von kleinen Zwischenmahlzeiten gemeint. Mitunter versteht man darunter auch eine habhafte Hauptmahlzeit. Dann bedeutet Veschber:  Reichlich Speck, Wurst, Käse, Brot am besten auf einem Veschberbrettle serviert und von Most, Wein oder Bier und einem Gläschen Schnaps flankiert. Vielleicht war das Veschber im Essensrhythmus der bäuerlichen Gesellschaft ursprünglich die Zwischenmahlzeit, die am späten Nachmittag zwischen Mittag- und Abendessen eingenommen wurde.

Zu der Zeit, als viele Menschen in unserer Gemeinde noch von der Landwirtschaft lebten, waren fest verortete Pausen und mehrere Mahlzeiten zwingend notwendig. Etwa alle drei Stunden wurde damals kurz pausiert, geveschbert und Kraft geschöpft. Denn man war früh auf den Beinen, um die Tiere zu versorgen, arbeitete körperlich hart aus Mangel an technischen Geräten und beendete erst spät das Tagwerk. Ein vielleicht schnelles und wenig gehaltvolles Frühstück um sechs Uhr in der Früh, wie „Kaffee-und-Brokkë“ (in Kaffee getunktes Brot), wurde drei Stunden später, so gegen neun Uhr, mit dem „Znine-(Essë)“ komplettiert. Schlag zwölf wurde dann zum Mittagessen geläutet. Die Zeit bis zum „Zoobetessë“ überbrückte man gegen vier Uhr mit einem Veschber, das daher manchenorts „Zviere“ genannt wurde. Meistens bestand es bei uns aus Milchkaffee mit Hefezopf.

Der zeitliche Bezug des Begriffs „Veschber“ wandelte sich zu einem normierenden. Einen Veschberteller -zum Beispiel- kann man heute in Restaurants fast zu jeder Tageszeit bestellen und erhält dann eine reichhaltige, deftige, kalte Platte verschönert mit Petersilie, Salat, Radieschen oder Essiggurke.


Ums Veschber geht es auch in Sprüchen und Witzen, wie diese kleine Auswahl zeigt:

– Schwätz mer ko Veschber in Sack! (Rede mir nichts ein. Erzähl mir keine Märchen.)

– Ein Bauer stochert mit der Mistgabel in seiner Jauchegrube herum. Ein Nachbar fragt ihn, „He Gotthelf, wa duësch denn Du dô?“ – „Hô, mir isch de Kittel is Lacheloch gflogë!“ – „Aber des war doch scho en ganz altë Tschoopë, oder?“ – „Scho, aber mei Veschber isch doch ide Daschë dinnë!“

– Ein Alemanne geht mit seiner Frau in eine Gartenwirtschaft. Während er zwei Viertele Wein holt, wickelt sie das mitgebrachte Veschberbrot aus, wobei ihr die Rote Wurst auf den Boden fällt. Ein Hund schnappt sofort danach, aber mit knapper Not kann sie ihm die Beute entreißen. Als der Mann mit dem Wein zurückkommt, sagt sie: „Dië Wurscht kaasch nimmë esse, dië hot de Hund scho im Muul ghett.“ – „Frau, des hëtsch mer au erscht nochher sagë kännë!“

uffe
uffezuës
herauf, hinauf
uffekräbslëhochsteigen
uffgablëjemanden irgendwo auffinden und mitnehmen
uffmukkëprotestieren, unfolgsam sein
umme, gang umme
ummë, kumm ummë
hinüber, geh hinüber
herüber, komm herüber
ummëdruksëum den heißen Brei reden
ummënëschtësich im Bett wälzen, unruhig schlafen
ummësuschtumsonst
um-modlëumändern
um-orglëumräumen, umgestalten
urchëurig, bodenständig, alteingesessen
usseheraus, hinaus
ussefis
elë
herausfiseln
usselampëheraushängen
ussepfitschtherausgerutscht
uubachëungemein, sehr; ungehobelt
uubändigübermäßig, unverhältnismäßig
uuflätigungehobelt; ausfällig werden
uuleidigmiesepetrig
uulëtz (id uulëtz)
nicht verkehrt, akzeptabel
uusbäffzgëausschimpfen
uusblääkëauslachen, sich über jemanden lustig machen
uusgägsëauslachen
uusnaschtëausasten; leerräumen
uus-schtaffiirëausstatten
uus-spächtëausspähen
V
vegelewohlpudelwohl
verdrucktverschlossen, verschlagen, hinterhältig
Vergelt’s Gott!Dankeschön!
Verreisserleein Schnaps nach dem Essen zur besseren Verdauung
VeschberZwischenmahlzeit, Imbiss
visaaschGesicht
visawiigegenüber
vuboozgëetwas anstellen
vubuzzë
I ka di id vubuzzë!
verjubeln, verschwenden; mögen
Ich kann dich nicht leiden!
vudriëlëkleckern
vudrillëverdrehen
vudummbeitlë
vudummbachë
vudubblë
Geld vertun, vergeuden
vugaffësich verlieben
vugellschderëerschrecken, verängstigen
vuhoniklëjemdanden veralbern, verspotten
vuhuddlëüberstürzen, durcheinander bringen
vuhunzëbeschädigen, kaputt machen
vukarrëüberfahren, umfahren
vukläpperëein Ei aufschlagen und verrühren
vuklepfëGeld verplempern
vuknuttlëzerknittern
vukummë
I bi vukummë.
sich irren, durcheinander geraten
Ich hab mich vertan.
vulätterëverschütten
vulikkerëherausfinden, kapieren, auf den Geschmack kommen
vulotterëherunterkommen
vunagletGeistig blockiert sein, über alle Ohren verliebt sein
vunudlëherzen, liebevoll drücken und schütteln
vunuëlëverwühlen
vuplämperëvergeuden
vurekkë
It ums Verekkë!
elend sterben, krepieren
Auf gar keinen Fall!
vuschoppeverstecken
vuschreiëetwas durch zu häufiges Erwähnen vertreiben
vusekklëverarschen, zum Narren halten, ausschimpfen
vutwischë
vutwitschë
erwischen
entwitschen
vuzwazlë verzweifeln

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