„Die fünfte Jahreszeit – Ludwigshäfler Narrenblatt von 1950!“

Wir befinden uns aktuell in der fünften Jahreszeit, die wir als komplett selbstverständlich hinnehmen und nicht mehr hinterfragen, was genau dahintersteckt oder woher sie kommt.  Sie beginnt jedes Jahr mit dem 11.11. und endet am Aschermittwoch. Ursprünglich galt der 6.1. (der Dreikönigstag) als Faschingsauftakt, nicht zu verwechseln mit dem „närrischen“ Treiben der politischen Parteien, just zu diesem Zeitpunkt.
Doch seit dem 19. Jahrhundert hat sich der 11. November als Start der Fasnet (oder Karneval, Fasching) entwickelt. Woher dieses Datum genau kommt, ist noch ein Rätsel, möglich wäre die närrische Zahl „Elf“, die zwischen den biblisch bedeutsamen Zahlen 10 (Gebote) und 12 (Apostel) steht. Wann genau die Fastnacht entstand, ist wohl nicht abschließend zu klären.

Fest steht, dass sie auf mittelalterlichen Bräuchen beruht und eng mit der christlichen Fastenzeit verwoben ist. Denn vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern mussten verbotene und schnell verderbliche Lebensmittel verbraucht werden. Getreu dem Motto „carne vale“, lateinisch für „Fleisch lebe wohl“. So entwickelte sich die Tradition, dass vor Beginn der Fastenzeit, bei geselligem Treiben, Lebensmittel verzehrt und mit dem Fastenschank der letzte Alkohol genossen wurde. Man kann sich leicht vorstellen, wie mancherorts dieses Treiben in Orgien ausuferte. Die Kath. Kirche erkannte die Ventilfunktion der Fastnacht und akzeptierte sie zähneknirschend.

Zwei einschneidende Ereignisse veränderten diese wilde Form. Mit der Reformation war die Durchführung der Fastenzeit in evangelischen Gebieten gänzlich erloschen und damit auch die Fastnacht. Ein weiterer Wendepunkt war das Jahr 1823, als das Rheinland unter preußische Herrschaft kam. Die eher steifen und tüchtigen Preußen organisierten die Festlichkeiten neu und lenkten sie in kultivierte Bahnen. Ein Festkomitee sorgte für eine klar geregelte Straßenfasnacht. Der rheinische Karneval war geboren.

Während der fünften Jahreszeit ist es ebenfalls Brauch eine Narrenzeitung herauszugeben, welche wichtige, aber auch lustige Ereignisse des vergangenen Jahres aufs Korn nimmt. Insbesondere humorisieren und kommentieren sie traditionell die Taten und Peinlichkeiten der Obrigkeiten.

Über viele Jahre gab es auch bei uns am SeeEnde das Narrenblatt. Das älteste uns zur Verfügung stehende Exemplar ist aus dem Jahre 1950. Ein Blatt dieser Art wäre wohl heute nicht mehr denkbar, es sei denn, jede Narrenzunft beschäftigt eine eigene Kanzlei mit hochkarätigen „Narrenanwälten“. Da gibt es zum Beispiel Rubriken wie „Harte Probezeit & Missverständnisse, Polizeibericht, Kleinanzeigen, Unterhaltungsecke oder aus Unserer Gemeinde“. Selbst wenn nur Vornamen, verdeckte Spitznamen oder auch allgemein bekannte Vorkommnisse genannt werden, war es zu dieser Zeit jedem klar, wer gemeint war. Denn jeder kannte jeden!
Auch Inserate waren auf zwei Seiten ein wichtiger Bestandteil des Narrenblatts, bei der viele davon in Reimform abgedruckt wurden.
Es folgt nun im Original das Ludwigshäfler Narrenblatt von 1950.

Hinweis:
Mit der linken Maustaste drücken Sie auf das entsprechende Blatt, damit es im größtmöglichen Format auf Ihrem Bildschirm erscheint. Dann nutzen Sie die Lupenfunktion, um kleinere Textpassagen zu vergrößern.

Über den Autor

Comments

Keine weiteren Kommentare möglich.