In einer Zeit, als die Welt noch weit und unerforscht war, begannen die Erdenbewohner sich auf Reisen zu begeben. Viele Menschen wurden von einer tiefen Neugierde und dem Drang, das Unbekannte zu erkunden, angetrieben. Hierfür wurden bereits in der Antike Pfade als Verbindungswege angelegt. Mit der Zeit wurden diese Wege, die die Reisenden beschritten, zu festen Routen. Und entlang dieser Routen entstanden die ersten Rastplätze, zunächst unorganisiert, später aber oft an strategischen Punkten gelegen, wie Flüssen, Tälern, Wegkreuzungen, markanten Bäumen oder schutzbietenden Felsvorsprüngen. Später wurden die Rastplätze häufig nach deren geografischem oder historischem Umfeld benannt.
Auf diesen Rastplätzen standen meist Ruhebänke aus Holz oder Stein, wo die damaligen Wanderer ihre Rückentragen oder Kiepen abstellen und diese auch leicht wieder aufnehmen konnten. Jetzt sind viele Rastplätze, besonders in touristischen Gebieten, an Stellen mit atemberaubenden Ausblicken zu finden, damit die Menschen die Landschaft und die freie Natur genießen können.
Bevor es das Auto in der breiten Masse gab, mussten auch die Bürger vom SeeEnde einen bis zu 90-minütigen Fußweg in Kauf nehmen, wenn sie nach Stockach wollten oder umgekehrt. Der frühere Verlauf der B31, auch als Holder bekannt, war nicht gerade, sondern man musste auf der Höhe des „Michelistal“ (ungefähr in der Höhe der Baumschule Kern) einer großen Linkskurve folgen, um dann wieder geradeaus nach Stockach zu kommen. Um diesen weiten Bogen zu vermeiden, verfolgten viele Wanderer eine Abkürzung, die damals rechts von der heutigen B31 verlief. Entlang dieser befand sich ein kleiner schattiger Rastplatz unter einer riesigen alten Buche, ungefähr auf der Höhe des Holderscheitels. Eine willkommene Verschnaufpause für das Wandervolk, bevor es wieder weiter ging. Am 28. Juni 1907 brach die gewaltige Buche unter dem Druck eines heftigen Gewittersturms. Der Gemeinde Ludwigshafen war dieser Rastplatz äußerst wichtig, denn früher wie heute erinnert ein Rastplatz die Reisenden, dass sie nicht allein waren auf ihrem Weg und dass es immer einen Ort der Ruhe und Gemeinschaft gab, an dem sie neue Kraft schöpfen konnten.
So beschloss der Gemeinderat, den Rastplatz mit der Unterstützung des „Dorfverschönerungsvereins Ludwigshafen“ wieder in Stand zu setzen. Statt einer Buche wurde allerdings eine Linde gepflanzt, die dem im September 1907 verstorbenen Großherzog Friedrich dem I. von Baden gewidmet wurde – die sogenannte „Friedrichslinde„. Zusätzlich wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an sein Todesjahr aufgestellt. Im Laufe der Zeit und durch den zunehmenden Reiseverkehr auf der neuen B31 in Richtung Stockach, verlor dieser Aufenthaltsort immer mehr an Bedeutung. Bis vor ein paar Jahren standen dort noch ein Holztisch und ein paar Bänke, die aber aufgrund ihrer starken Verwitterung entfernt wurden. Auch der Gedenkstein ist nicht mehr zu finden. Heute ist dieser ehemalige Rastplatz ein Naturdenkmal „Die drei Linden„, eine neue Baumlandschaft, die vermutlich durch eine Naturverjüngung der Friedrichslinde entstanden ist und diente zwischenzeitlich als naturbelassene Ausgleichsfläche für ein Neubaugebiet.
Diese kleine Oase ist im Trubel der Zivilisation in Vergessenheit geraten, was aber bleibt ist ein Ort, an dem viele Menschen in der Ruhe Kraft schöpften, getrieben von der Sehnsucht und dem Wunsch, die Welt zu entdecken.