Der Haldenhof – ein Stück Heimatgeschichte

Obwohl der Haldenhof nicht direkt auf der Gemarkung unserer Doppelgemeinde liegt, ist er doch untrennbar mit Bodman-Ludwigshafen verbunden. Viele Wanderwege führen vom Ortskern direkt zu diesem beliebten Ausflugsziel und ist für Einheimische und Gäste ganz klar ein bedeutender Teil vom wunderschönen SeeEnde. Der Haldenhof ist seit über 500 Jahren im Besitz des Spitals Überlingen und da kommt die lange geschichtliche Verbundenheit, denn auch Sernatingen war über viele Jahrhunderte ein unverzichtbarer Besitz des Spitals.

Der Haldenhof wird 1441 erstmals erwähnt und dort in frühesten Urkunden als Hof „Uff der Halden“ genannt und kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Ursprünglich war er Wirtschafts- und Versorgungshof für die Burg Hohenfels, einer damals stolzen Burg auf dem Gipfel eines Berges etwas südöstlich des Haldenhofs. Heute ist die Burg längst zerstört und nur Trümmer erinnern noch an den Sitz des einst weithin herrschenden Rittergeschlecht von Hohenfels.

Die Burg ging früh in anderer Besitzer über, da es an männlichen Nachkommen fehlte. Nach dem Aussterben des Geschlechts derer von Hohenfels wurde der Hof „Uff der Halden“, vom letzten Sprössling Fräulein Hildegard, im Jahre 1540 zum Spital Überlingen übertragen. Der Hof wurde zunächst als Schlupflehen verpachtet und 1826 in ein Erblehen umgewandelt. Sicher überliefert sind die Wohltaten des Burgfräulein Hildegard von Hohenfels, die Mitte des 16. Jhd. über viele Jahrzehnte ihren Reichtum an Arme und Bedürftige verschenkte.

Im 19. Jahrhundert erfuhr der Haldenhof eine neue Blüte und wurde aufgrund des aufkommenden Fremdenverkehrs zu einem beliebten Ausflugsziel. Den Besuchern wurden einfache Speisen serviert, was den Beginn der Ausflugsgaststätte markierte. Für Wanderer und Gäste bietet sich auf 670 Höhenmeter ein grandioser Ausblick hinab auf den Bodensee, dem Bodanrück, die Mainau, einen Teil des Obersees und bei guter Sicht ein atemberaubendes Alpenpanorama. Das Höhengasthaus liegt inmitten eines herrlichen Wandergebiets und ist zu Fuß, mit dem Fahrrad, Auto oder Bus sehr gut zu erreichen.

Von Paul Frei, der viele Jahre das Gasthaus gemeinsam mit seiner Frau führte, konnten wir erfahren, dass der Haldenhof Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre von Gästen überrannt wurde. Teilweise musste er 1.000 Würste beim Metzger nachbestellen, die er in einem heißen Kessel zum Parkplatz brachte, nur damit die Menschen nicht auch noch in das Gasthaus oder auf die Terrasse strömten, die damals noch deutlich kleiner war. Die ganze Situation entspannte sich erst, als in Bodman und Ludwigshafen die vielen Strandfeste regelmäßig durchgeführt wurden und die Besucherströme sich alternativ verteilten.

Seit über 30 Jahren betreiben Lisa Reineke-Regenscheit und ihr Mann Sigi den Haldenhof. Zunächst war der Vater von Lisa, der lange in Schweden lebte, vom dortigen Rot-Weiß der Haldenhof-Gebäude fasziniert, denn sie erinnerten ihn tief an die nordischen Holzhäuser. Wieder zurück in Deutschland, übernahm er den Haldenhof und ließ auch ein Stück skandinavischen Flair einfließen. So wundert sich noch heute der ein oder andere Besucher, warum auf dem Weg zum Gasthaus ein Gefahrenschild für straßenüberquerende Elche steht. Für Eingeweihte eine klare Sache, denn sie erinnern sich an das herrliche Elchfleisch oder den fangfrischen Lachs.

Familie Reineke-Regenscheit erweiterte kontinuierlich die Terrasse und den Biergarten, denn noch heute zieht die malerische Umgebung, die familiäre Atmosphäre und die gutbürgerliche Küche, Scharen von Besuchern an. Kostenlose Parkplätze, regionale Spezialitäten,  selbstgebackener Kuchen und Liegestühle zum Chillen, tun ihr Übriges.

Besonders beeindruckend ist die unter Naturdenkmal stehend „Burkhard-Linde“, auf der rechten dem See zugewandten Seite. Sie trägt ihren Namen nach dem Minnesänger Burkhard von Hohenfels, einem Zeitgenosse des „Walter von der Vogelweide“.

Heute präsentiert sich der Haldenhof, wie eh und je, mit einem herrlichen Ausblick auf den Bodensee, einer unvergesslichen Faszination für unser SeeEnde und für eine identitätsstiftende Heimatgeschichte.

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