Das Badisches Gemeindelexikon von 1840.

Im Gemeindearchiv Bodman-Ludwigshafen befindet sich folgende Abschrift aus dem Badischen Gemeindelexikon von 1840, mitgeteilt von G. Hammer/ Stockach, wortwörtlich wiedergegeben.

Das Bad. Gemeindelexikon 1840 über die Gemeinde Ludwigshafen/ Bodensee.

Ludwigshafen, Pfarrdorf, von Amtsorte Stockach 1,5 St. südöstlich entfernt, mit 37 evangelischen und 782 katholischen Einwohner in 139 Familien und 124 Häusern, mit seinen Parzellen hat es aber 946 Einwohner welche Feld-Wiesen-Weinbau und Viehzucht treiben, 89 Morgen Gärten, 1.112 Morgen Äcker, 400 Morgen Wiesen, 50 Morgen Rebgelände und mehr als 1.000 Morgen Wald besitzen. Die Einwohner sind nicht sehr vermögend: Einige ernähren sich als Packer. Es ist hier ein Freihafen, der von Großherzog Ludwig angelegt wurde, welches früher Sernatingen hieß, seinen Namen am 7. November 1826 annahm. Ferner befinden sich dortselbst 3 Speditionshandlungen von Auer und Geiselbrecht, Bumiller und Comp. und Karl Wunderlich, welche jährlich gegen 90.000 Zentner Waren spedieren: Es ist hier eine Großhandlung von Joh. Jak. Geislebrecht für Landesprodukte, Drogerien und Farbwaren, die zugleich den Alleinverkauf von römischen Alaun* für mehrere Länder besorgt. Seit dem Bestehen eines Hafens sind hier auch die nötigen Gebäude errichtet worden, von welchen wir nennen das im Jahre 1837 errichtete Hauptzollamtsgebäude, zwei Lagerhäuser, wovon das ältere für inländische, das neuere aber zu Transitgütern verwendet wird. Die Wohnung des Herrn Geiselbrecht, das Schlößle genannt und früher dem Spital zu Überlingen gehörte. Im Ort sind ferner eine Ziegelhütte, zwei Gasthäuser, zum Adler am See und zum Löwen, fünf Bier-Weinwirtschaften eine Weinhandlung und eine Bierbrauerei. Der Kirchturm ist sehr alt. Ludwigshafen war schon in frühester Zeit im Besitz Freiherrn von Bodman. Ulrich von Bodman verkaufte jedoch das Dorf nebst der Schifffahrtsgerechtigkeit im Jahre 1924 um 95 Mark Silber an das Spital zu Überlingen, die hohe Gerichtsbarkeit stand früher den Grafen zu Nellenburg zu. Im Jahre 1809 kam Ludwigshafen an Württemberg. 1901 an Baden Im Jahre 1497 stiftete Bischoff Heinrich von Konstanz eine Frühmesspfründe, welche im Jahr 1661 zur selbstständigen Kuratie und 1781 zur Pfarrei erhoben wurde. Im Bauernkrieg litt Ludwigshafen sehr. Im Jahre 1809 gab es hier gegen Württemberg fast einen Aufstand, mehrere Einwohner mussten lange Zeit dafür auf dem Assperg** büßen.
Ein kleines Treffen gab es im Jahre 1800 zwischen Österreichern und Franzosen. Der verkehr auf dem Bodensee, besonders seit die Dampfschiffe wöchentlich viermal hierherkommen, ist sehr gestiegen. Ludwigshafen ist Sitz eines Hauptzollamtes.

Airach, Weiler der Pfarrgemeinde Ludwigshafen, ½ St. Vom Amtsorte Stockach entfernt, liegt in einem kleinen, gegen Norden sich öffnenden Thälchen, und zählt in 6 Häusern mit 7 Familien 62 Kath. Einwohne. Welche vom Feldbau leben, auch Vieh aber von schlechter Rasse. Das Einkommen ist sehr begrenzt. Die hiesigen Bauernhöfe sind Lehensgüter des Spitals von Überlingen, in deren Besitz diese beim Kauf des Dorfes Sernatingen (Ludwigshafen) am 29. September 1294 kam. Deswegen übte auch die vormalige Reichstadt Überlingen die grundherrliche Gerichtsbarkeit darüber aus, was zu vielen und langwierigen Prozessen mit den Landgrafen von Nellenburg veranlasst hat. Im Jahre 1429 besaß ein gewisser Hans Hagen einen der damaligen 4 Lehnhöfe, von denen er den Ertrag von 10 Jauchert Ackerfeld an die LeonhardspfründeUff der Ergerten“ bei Überlingen im Jahre 1429 verschreibt.

Bahnwartshäusle, einzelnes Haus der Pfarrgemeinde Ludwigshafen (s.d.A. Amt Stockach)

Blumhof, einzelner Hof der Pfarrgemeinde Ludwigshafen vom Amtsorte Stockach ½ St. Entfernt. Südöstlich von Stockach. Liegt in einem gegen Stockach sich mündenden Thälchen, und hat 11 kath. Einwohner.

Bühlhof, zur Pfarrei Ludwigshafen gehörig, vom Amt Stockach ½ St. Südlich entfernt, hat 20 Kath. Einwohner in 3 Häusern und 4 Familien und gehört dem Spital Überlingen.

Laubegg, zerstreute Häuser der Pfarrgemeinde Ludwigshafen, vom Amtsorte Stockach 1 ¼ St. südöstlich entfernt, mit 11 kath. Einwohner.

Weierhof der Pfarrgemeinde Ludwigshafen, vom Amtsorte Stockach 1 St. südöstlich entfernt, hat 10 kath. Einwohner.


*) Wortbedeutung Alaun:
Bekannt als „bitteres Tonerdesalz“. Während 14. Und 15. Jhd. zeitweise mit monopolartigem Alleinvergütungsrecht, z.B. der Florentiner Familie der Medici.

**) Assperg:
Anmerkung der Redaktion: Hier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um das Festungsgefängnis Hohenasperg bei Ludwigsburg. Jahrhundertelang war der Hohenasperg als politisches Gefängnis weit über Württemberg hinaus bekannt und berüchtigt. Namen wie Tränenberg, Demokratenbuckel oder Hausberg der schwäbischen Intelligenz zeugen davon).

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