Das Jahr 2025 – Jubiläen im Doppelpack. 50eins und 500 Jahre Bauernkrieg.

In diesem Jahr feiern wir zwei Jubiläen, die unsere Doppelgemeinde nachhaltig geprägt haben. Zum einen blicken wir auf ein halbes Jahrhundert „Bodman-Ludwigshafen“ als Doppelgemeinde zurück (50eins.), zum anderen gedenken wir eines Ereignisses, das vor 500 Jahren stattfand und unsere Region maßgeblich beeinflusst hat – Der Bauernkrieg von 1525.
Auf den ersten Blick betrachtet, scheinen diese beiden Ereignisse durch Jahrhunderte getrennt und dennoch verbindet sie die Auswirkungen und Errungenschaften, die sie jeweils auf die Menschen in dieser Region, als kollektive Erinnerungen verankert haben. Sicherlich sind diese beiden Begebenheiten in ihrer Intensität nicht direkt vergleichbar, aber sie hinterlassen unauslöschliche Spuren, die sich in der Kultur, den Traditionen, dem Verarbeiten von Vergangenem und letztendlich in der Identität der Menschen widerspiegeln. Sie beeinflussen nicht nur die wirtschaftliche und politische Landschaft, sondern prägen auch das soziale Gefüge und die Werte dieser Gemeinschaft.
Es ist wie ein unsichtbares Band, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und uns den Weg in eine neue gemeinsame Zukunft ebnet.

Über die Gemeindereform haben wir im ersten Buch der „SeeEnd-Geschichten“ bereits berichtet, Seite 160 mit dem Titel: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet!“

In diesem Artikel werden wir in die Geschichte des Bauernkrieges eintauchen, um die Bedeutung dieser Umbrüche für unsere Gemeinde zu würdigen. Aufgrund des umfangreichen Materials gibt es zwei aufeinanderfolgende Artikel, die sich ergänzen.

Der Bauernkrieg 1525 in Bodman und in Sernatingen (Teil 1).
Vom Beginn des Aufstandes und seinem Werdegang.

Unsere Bodenseeregion war im 16. Jahrhundert eine landwirtschaftlich geprägte Region, in der die Bauern unter hohen Abgaben und strengen feudalen Rechten litten. Die „Kleine Eiszeit“ erhöhte die sozialen Spannungen, denn Missernten machten kleine Höfe unwirtschaftlich oder ruinierten sie. Auch die damaligen Grundherren litten unter den schlechten Erträgen und erhöhten den Druck auf die Bauern mit erdrückenden Abgabeforderungen. Ritterliche Herrschaften wurden oft durch Vögte verwaltet, die bisweilen die Bauern ausbeuteten und in die eigene Tasche wirtschafteten. Ihrer Existenz beraubt wuchs die Unzufriedenheit der Bauern gegenüber den Adeligen und Klöstern. Mit der Flugschrift von 1520 traf Martin Luther durch seine Thesen und Forderungen nach einer Reform der Kirche, den Zeitgeist des Humanismus und ermunterte zusätzlich die Bauern, für ihre Rechte und Freiheiten einzustehen. Im Juni 1524 formierten sich Bauern zu organisierten Truppen, die ihre Forderungen lautstark äußerten. In der Literatur wird der Beginn des Aufstandes übereinstimmend am 23. Juni 1524 in Stühlingen, an der Grenze zum Kanton Schaffhausen, angenommen. Vor dem Schloss des Grafen Sigmund von Lupfen entwickelte sich die aufgestaute Unzufriedenheit in einen wütenden Aufruhr.

Die Bauern organisierten sich in „Haufen“, wie die bewaffneten Gruppen genannt wurden und formulierten ihre Forderungen in den „Zwölf Artikeln“, die als eine der ersten schriftlichen Formulierungen von Menschenrechten in Europa gelten. In Windeseile verbreiteten sich die Zwölf Artikel im Land. Diese beinhalteten unter anderem die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Reduzierung der Abgaben und das Recht, ihre Pfarrer selbst zu wählen. In wenigen Wochen wurden an die 25.000 Flugschriften verteilt. Historiker bezeichnen dieses gedruckte Werk als Medienereignis, das kleinere, regionale Bauernaufstände zu einer Massenbewegung anschwellen ließ.

Der Aufruhr der Bauern erreichte im Oktober 2024 auch den Hegau, breitete sich über den Bodanrück aus und erfasste schließlich die beiden Dörfer Bodman und Sernatingen. Beide gerieten in das Spannungsfeld zwischen den bewaffneten Bauern und den Grund- und Standesherren aus Überlingen, Radolfzell und der Landgrafschaft Nellenburg (Stockach), die sich zu Beratungen trafen, wie den Aufständischen zu begegnen sei. Die Delegierten der Ritterschaft des Hegaus, unter denen sich auch Hans Jörg von Bodman befand, baten im Oktober 2024 beim Stadtrat zu Überlingen um wehrhafte Unterstützung.

Im selben Monat marschierte zwei Mal ein Kontingent bewaffneter Fußknechte aus Überlingen nach Sernatingen. Beide Male kam es aber zu einem Vergleich, der in einem Stillhalteabkommen mündetet, da beide Seiten, aufgrund mangelnder Stärke, keinen Angriff wagten. Die Überlinger Knechte zogen sich in die Reichstadt zurück. Doch das sollte nicht so bleiben.

Über den Autor