Im Jahre 2026 jährt es sich zum 200sten Mal – die Umbenennung von Sernatingen zu Ludwigshafen, so geschehen im Jahre 1826.
Anfang 1824 wurde mit badischen Staatsmitteln der „Sernatinger Hafen“ aufs Beste ausgebaut und daneben ein großes Lagerhausgebäude errichtet, da die badische Regierung hier am SeeEnde einen Handelsplatz wünschte, der insbesondere das württembergische Friedrichshafen (ehemals Buchhorn) überflügeln sollte. Nach Fertigstellung der Hafenanlagen bekam der neue Hafen bei seiner Einweihung, am 25. August 1926 mit großer staatspolitischer Geste durch eine badische Regierungskommission den Namen „Ludwigs-Hafen“, genannt nach dem Großherzog Ludwig von Baden. Nachdem der Hafen in “Ludwigshafen“ benannt war, strebte die Gemeinde unterwürfig danach, ebenfalls diesen als neuen Ortsnamen zu tragen. Am 6. Oktober 1826 schrieb die untertänigste Kommun Sernatingen an das großherzogliche, hochlöbliche Direktorium – „Man hoffe auf höchste Entschließung über die Benennung zu Ludwigshafen“.
Bis zu diesem Zeitpunkt führte der Ort den altalemannischen und einmaligen Namen Sernatingen und verlor den klangvollen Namen, am 7. November 1826 mit dem sie geschichtlich so eng verwachsen war. Der Wunsch geschah, nach Meinung von Chronisten, in völliger Verkennung der Bedeutung geschichtlicher Tradition. Doch es war geschehen.


Bis zum heutigen Datum gab es einige Versuche, Ludwigshafen seinen angestammten Namen wieder zurückzugeben. Die erste Anregung kam im Jahre 1918 nach der Liquidierung des Großherzogtums, da der Namensgeber Großherzog Ludwig nicht zu den achtungsgebietenden Gestalten der badischen Geschichte gezählt wurde. Doch die Nachfolger Ludwigs hatten sich beim badischen Volk Achtung erworben und so fand sich nie der richtige Zeitpunkt die Rückbenennung in die Tat umzusetzen. Obwohl Hofrat Dr. Roder aus Überlingen die Umbenennung aktiv vorantrieb, wurde er mehrfach abgewiesen mit dem Argument – dies sei noch nicht der richtige Augenblick.
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Namensänderung erfolgten neue Vorstöße zugunsten des alten Ortsnamens durch Oberpostmeister A. Reichle. Diesmal begrüßte auch die Oberpostdirektion Konstanz, wegen der dauernden Fehlleitungen von Post- und Bahnsendungen, die Bemühungen um die Wiedereinführung des Ortsnamens Sernatingen. Diese verliefen allerdings im Sande, da die Einwohner und Gemeindevertreter sich nicht entsprechend rührten.
Erst im April 1941 ergriff der damalige Bürgermeister und Ortsgruppenleiter in einer schwulstigen Eingabe die Initiative zur Wiedereinführung des alemannischen Ortsnamens. Seinen Antrag durchdrängte er mit nationalsozialistischem Gedankengut und dem Hinweis, dass in der aktuell geschichtlich großen Zeit des deutschen Vaterlandes der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sei.
Die Oberpostdirektion Karlsruhe betonte den Vorteil, dass Verwechslungen mit Ludwigshafen am Rhein nicht mehr vorkommen würden und fügte gleichzeitig dem Postort Ludwigshafen den Zusatz „Bodensee“ hinzu. Auch das Statistische Reichsamt begrüßte die Namensänderung. Die Reichsbahndirektion machte hingegen darauf aufmerksam, dass dem Bahnhofsnamen Sernatingen dann der Zusatz Bodensee nicht beigesetzt werden könnte, da es einen solchen Bahnhof einfach nicht gibt.


Die ganze Angelegenheit wurde durch Bescheid des Ministeriums des Inneren für die Dauer des Krieges ad acta gelegt. Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges und im Zuge der darauffolgenden Neuordnungen im ganzen Land, hatten Umbenennungen sicher nicht die erste Priorität, denn es gab immense Aufgaben des Wiederaufbaus zu bewerkstelligen. Es folgte das Wirtschaftswunder und für eine gewisse Zeit hatte der städtisch klingende Namen „Ludwigshafen“ bei einigen Einwohnern eine gewisse positive Abgrenzung gegenüber den mit „ingen“ endenden Nachbarorten und wollte Sernatingen der Vergangenheit überlassen. Für das alte „Sernatingen“ tritt wohl jeder mit geschichtlich, nostalgischem Sinn bedachte Heimatfreund vorbehaltlos ein.
Ludwigshafen? oder Sernatingen? hat sich spätestens seit der Gemeindereform im Jahre 1975 neu definiert, nicht mit dem differenzierenden Ansatz entweder oder, sondern mit einer neuen zukunftsorientierten Gestaltung der Doppelgemeinde Bodman und Ludwigshafen.
