Mit freundlicher Unterstützung von Simone Rettich-Bickel
Ein Elefant vergisst nie – diese Aussage bezieht sich auf das beeindruckende Gedächtnis des sanften Riesen. Elefanten unternehmen erstaunliche Wanderungen, meist angeführt von einer erfahrenen Elefantenkuh, die mit einer präzisen Navigation die gesamte Herde sicher anführt.
Unser Elefant, von dem diese Geschichte handelt, würde seine Reise bestimmt nie vergessen, sofern er könnte und eine Navigation seiner Route übernahm diesmal das allgegenwärtige GPS.
Reisebeginn für unseren Elefanten waren die Bregenzer Festspiele im Jahre 2010.
Er war wichtiger Bestandteil während der monumentalen Oper AIDA von Guiseppe Verdi. Auf der Ladefläche eines Rammschiffs fixiert, zog er mit Radames auf seinem Kopf, in einer triumphalen Siegesfeier an den Zuschauerrängen vorbei.
Nach seinem epochalen Einsatz in Bregenz stellte sich die Frage, was mit dem Relikt geschehen soll. Immerhin ist er 10 Meter lang und 7,5 Meter hoch, mit Ohren, die an der breitesten Stelle 6 Meter messen. Zunächst schien alles klar und einfach, denn es gab einen Kaufinteressenten aus der Schweiz, der das Objekt für eine Kunstaustellung erwerben wollte. Doch der Elefant musste zunächst in ein Zwischenlager, denn weder die Bregenzer Festspiele noch der Kaufinteressent hatten passende Lagerräume.


Und hier beginnt die spannende Reise unseres Elefanten, zu der uns Simone Rettich-Bickel alle Einzelheiten erzählen konnte. Der Rammschiff-Besitzer Salzmann, der den Elefanten während der Festspiele über das Wasser steuerte, hat geschäftliche Beziehungen zur Fa. Rettich in Bodman. Dieser schlug vor, man könnte doch den Elefanten vorübergehend in den großen Hallen dort parken. Einziges Probleme – in den Hallen wird produziert und ein Elefant in dieser Größenordnung ein Störenfried. So wurde vereinbart, dass der Riese nicht in der Halle, sondern vorübergehend im Vorgarten platziert werden soll.
Gemäß dem Motto „Eine Seefahrt, die ist lustig“, wurde eine Überfahrt des Elefanten von Bregenz nach Bodman organisiert. Am 25. August 2010, machte das Schiff die Leinen los, mit Kurs auf unser SeeEnde. So begab sich der Koloss mit seinen beachtlichen 2,5 Tonnen Gewicht auf eine mehrstündige, 64 km lange Reise. Aus der Ferne betrachtet entstand der Eindruck, dass der Elefant mit seiner rotgoldenen Farbe leichtfüßig über das Wasser schreitet. Dies nicht wegen seiner biblischen Standfestigkeit, sondern wegen der Plattform des Rammschiffs, die aus der Ferne kaum auszumachen war. Bei gutem Wetter und kaum Seegang landete der Elefant ohne Probleme an den gräflichen Steganlagen in Bodman. Da der Koloss in einem Stück nicht auf der Straße transportiert werden konnte, wurde der Kopf vom Rumpf getrennt. Auf einem firmeneigenen LKW trat der Kopf die kurze Fahrt zum Firmengelände Rettich an.


Der kopflose Körper musste allerdings mit einem Schwerlastkran vom Rammschiff auf einen Tieflader gehoben werden. Auch das gelang zunächst problemlos, bis auf der Fahrt ein tiefhängendes Stromkabel den Weg versperrte. Rechtzeitig bemerkt hob der Kran den Körper nochmals an, der Tieflader wurde unter dem Kabel hindurchbewegt und der Rumpf auf der anderen Seite wieder sanft abgesetzt.
Am Standort schließlich angekommen wurden Kopf und Körper wieder zusammengefügt. Nun stand er, unter ungläubigem Staunen der Nachbarschaft, im Vorgarten wie bestellt und nicht abgeholt, was sich bald darauf bewahrheiten sollte, denn der Verkauf hatte sich zwischenzeitlich zerschlagen. Nach Rücksprache mit Bregenz kam die Nachricht zurück – wollt ihr den vielleicht haben? Gesagt, getan, die Fa. Rettich erwarb den Elefanten und kümmert sich seither um den Erhalt.

Zwischenzeitlich ist die hauchdünne Hautfolie bereits zwei Mal abgefallen. Das erste Mal trug der Kaschierer der Bregenzer Festspiele die Originalfolie wieder auf. Beim zweiten Mal entschied sich die Fa. Rettich, für eine dauerhafte Lösung und verpasste dem Elefanten einen haltbaren Putz, der zwar nicht mehr rotgolden glänzt, aber eine solide Schutzhaut für die Zukunft bietet. Einst war der Elefant ein markanter Teil der spektakulären Kulisse auf der Seebühne, heute steht er ebenso markant am SeeEnde und ziert die Ortseinfahrt wie ein Wahrzeichen für Stärke und Beständigkeit.

