Frankophonie schafft Viel-Harmonie

Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, da gab es eine Zeit, zu der in Lehramtskreisen ernsthaft darüber diskutiert wurde, ob es nicht besser wäre, Französisch als erste Fremdsprache an badischen Gymnasien zu lehren anstatt Englisch. Schließlich verbindet Baden mit Frankreich eine lange Grenze, und sich gut mit seinen Nachbarn zu verstehen, kann ja niemals und niemandem schaden. Wahrscheinlich waren das die Tage als die beiden Nationen begannen, ihre zuvor von der Obrigkeit verordnete „Erbfeindschaft“ beizulegen, um von nun an eine Deutsch-Französische Freundschaft zu pflegen.

Unser Vorväter und -mütter hatten diese Frage allerdings schon lange zuvor für sich entschieden. Sie sprachen bereits Französisch noch bevor sie „hoch“deutsch (also, so gerechnet, ihre dritte Fremdsprache) lernten. Zumindest unternahmen sie den Versuch. Wie erfolgreich sie dabei waren und weit sie damit gekommen sind, sei dahingestellt.
Denn auch hier greift die seealemannische Weisheit: „Guet gmonnt, isch noit guet gmacht!

Auf jeden Fall brachten sie es auf einen beachtlichen Wortschatz, dem man das Bemühen um Völkerverständigung nicht absprechen sollte.

Ob sich die Leute vom See damit bei den Nachbarn von der anderen Seite des Rheins verständlich machen können, lässt sich im Sommer leicht durch ein kurzes Gespräch mit französischsprachigen Urlaubern überprüfen. Dazu sollte man zumindest den nachfolgenden Wortschatz sicher beherrschen und in der Lage sein, erste kurze Sätze zu bilden, wie: „Wullewu de Ranze voll?“ oder „Mach mer blooß konne Fisimatente!

AlemannischHochdeutschFranzösisch
alla bonnöraufs Beste, alle Achtungà la bonne heure
bläreweinenpleurer
BlessurVerletzungblessure
BodschamperNachttopfpot de chambre
BredulljeSchwierigkeitenbredouille
bressandeiligpressant
bussiereflirten, hofieren, umschmeichelnpousser (drücken, „an sich drücken“)
eschdimiereanerkennen, zu schätzen wissenestimer
sich eschoffieresich aufregen, sich empörenéchauffer
fisidiereuntersuchen auf die unangenehme Artvisiter
Fisimatenten machen *)Sperenzchen machen, Flausen im Kopf habenvisitez ma tente
flattierehofieren, schmeicheln, in den Arsch kriechenflatter
im Karreeim Viereck rumcarré
KannäbeSofacanapé
kwieftaufgeweckt, muntervif
malaadkrankmalade
Muggefuggschlechter Kaffee, Kaffeeersatzmocca faux
SchapoklackKlapp-Zylinderchapeau claque
ScheesäWagen, Kinderwagenchaise
Schesslongkombiniertes Sitz- und Liegesofachaiselongue
TrottwarBürgersteigtrottoir
tuschurimmer, an einer Tourtoujours
visaaschGesichtvisage
wissawiegegenübervis-à-vis
„Seealemanisches Französisch“ findet sich übrigens auch in anderen Teilen Badens und Württembergs.

*) Als Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts weitgehend unter französischer Besetzung stand, versuchten immer wieder französische Soldaten, deutsche Mädchen zum Zeitvertreib in ihr Lager zu locken, z. B. mit der Einladung: « Visitez ma tente » (dt. besuchen Sie mein Zelt) oder auch « Voici ma tente » (dt. sieh dort mein Zelt). Stand also abendlicher Ausgang an, wurde den jungen Frauen ein mach’ aber keine Fisi ma tenten mit auf den Weg gegeben.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fisimatenten)

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